Oerlinghausen

Kinder lernen das Neinsagen

Evangelisches Familienzentrum Helpup: Angehende Schulkinder trainieren das Selbstbewusstsein mit einer ungewöhnlichen Sprache

Rund um die Ampel: 21 angehende Schulkinder haben den Selbstbehauptungskursus von Beatrix Burow-Runde (r.) besucht. Unterstützung gab es von Sabine Werner (l.), Christoph Bollhorst, Leiterin Carmen Pöppe (2. v. l.) und der Fördervereins-Vorsitzenden Lena Kampeter (Mitte). | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
01.03.2016 | 01.03.2016, 16:07

Oerlinghausen. "Nein, lass das sein", ruft Nick. Zunächst zaghaft und dann so richtig laut und dreimal hintereinander. Seinem Gegenüber macht der künftige Grundschüler damit klar, dass er es nicht leiden kann, wenn man ihm ungefragt in den Ohren herum pult. Nick hat gelernt, sich zu behaupten, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen und auch die Gefühle anderer zu akzeptieren. Möglich gemacht hat das der Selbstbehauptungskursus "Mir geht es gut".

In dessen Mittelpunkt steht die "Ampelsprache". Entwickelt worden ist das dahinterstehende Selbstbehauptungskonzept von Beatrix Burow-Runde. Die 49-Jährige lebt in Bielefeld-Quelle, ist Erzieherin in der Sennestädter Kita "Die Arche" und außerdem als Selbstbehauptungstrainerin unterwegs. Derzeit begleitet sie zehn Kitas, darunter auch das Evangelische Familienzentrum in Helpup. "Prävention gehört für mich in kleinen Impulsen schon in die Kitas", betont Burow-Runde.

Aufgeteilt in zwei Gruppen haben in Helpup 21 angehende Schulkinder den Selbstbehauptungskursus erfolgreich absolviert. Über einen Zeitraum von acht Wochen ist er gelaufen. Trainiert worden ist einmal wöchentlich für 45 Minuten. "Und das soll fortgeführt werden", sagt die Leiterin des Familienzentrums, Carmen Pöppe. "Ich bin erstaunt, wie viel Selbstbewusstsein die Kinder entwickelt haben." Zwei der Erzieher, Sabine Werner und Christoph Bollhorst, lassen sich noch bis Mai fortbilden und können dann selbst den Trainerpart übernehmen.

In einem Raum der Kita steht eine überdimensionale Ampel. "Mit ihrer Hilfe lernen Kinder, ihre inneren Gefühle in einfacher Form auszudrücken", erläutert die Ideengeberin. Grün bedeutet: Ich fühle mich zufrieden, "es geht mir gut". Steht die Ampel auf Gelb, ist das das Zeichen, wachsam zu sein und freundlich zu sagen: "Nein, ich möchte das nicht." Gefährlich wird es bei der Farbe Rot. "Nein! Lass mich in Ruhe. Fass mich nicht an! Nein heißt nein!" Das haben die Kinder gelernt. Darüber hinaus gibt es die Farbe Blau. In der Ampelsprache bedeutet sie, "dass man es nicht alleine schafft und Hilfe benötigt", erläutert Beatrix Burow-Runde. Haben die Kinder die Ampelsprache verinnerlicht, werden Selbstbehauptungssituationen anhand von Rollenspielen durchgeführt. "Mein Ziel ist es", sagt die Bielefelderin, "Kinder zu stärken und ihnen Mut zu machen, so dass sie in unserer großen, anspruchsvollen Welt ihren eigenen Wert spuren und voller Selbstvertrauen ihre eigenen Schritte ins Leben gehen können."

Zustande gekommen ist der Selbstbehauptungskurs durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins des Evangelischen Familienzentrums Helpup, der Helpuper Dorfclique und der BLS Gastro aus Detmold. Sie haben einen Großteil der Kosten getragen.