Oerlinghausen. Eine von ihnen ist von Mohnblumen fasziniert, eine andere von fantastischen Fabelwesen. Die Dritte begeistert sich für Ecken und Kanten und die vierte für nie gesehene Landschaften. Ihr gemeinsamer Nachbar ergründet seine Welt in Rot und Schwarz. Die "Ateliersgemeinschaft Schicht" und der Künstler Holger C. Köhler schaffen ihre Kunst im Dachgeschoss des Ceweco-Hauses und geben vergangenes Wochenende Einblick in ihre Arbeit.
Im Eingang des Ceweco-Hauses steht ein kleines Labyrinthgemälde, von wo aus ein rotes Seil die vielen Treppenstufen bis hoch ins oberste Geschoss ausgelegt ist - und zwar bis vor die Türen der beiden Ateliers, die am Samstag und Sonntag für Besucher geöffnet sind. Im größeren der beiden Räume befinden sich vier Frauen: Regina Knappert, Adelheid Speer, Ilona Neumann und Elke Wolf. Die Künstlerinnen sind als "Ateliersgemeinschaft Schicht" bekannt.
Mindestens einmal in der Woche kommen sie hier zusammen und arbeiten an ihren Bildern. "Jede von uns hat ihre eigenen Themen und ihren eigenen Stil", sagen die Malerinnen. So hat Adelheid Speer seit längerem ein Auge auf Mohnblumen geworfen. Ihre Bilder beinhalten diese Flora auf unterschiedliche Art und Weise. Eines davon trägt den Titel "Blumen für Mr. Kimbell". Darauf sind eine Krimifigur und viele Mohnblüten zu sehen. "Es ist ein Spiel mit den Gegensätzen", erklärt Speer, "mit Leben und Tod, mit Fortbestehen und Vergänglichkeit."
Gleich daneben stehen die Bilder von Elke Wolf. Es sind fantastische Kreaturen und Fabelwesen. "Ich schaffe meine Bilder spielerisch", sagt die Künstlerin. Selten sei es so, dass sie zu Beginn ihrer Arbeit wisse, was entstehen werde. Sehr häufig fange sie einfach mit einem Farbklecks an, baue den aus und entdecke im Prozess, was entstehen kann. "In den meisten Fällen überrasche ich mich selbst", sagt Wolf.
Feste Größe in der Kunstszene
„Die Offenen Ateliers in Lippe sind eine feste Größe in der Kunstszene und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit“, sagt Anke Peithmann, Vorsteherin des Landesverbandes Lippe.Dessen Kulturagentur betreut in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) Detmold-Lemgo die Aktion.
Ende Oktober haben sich die teilnehmenden Künstler auf einer Ausstellung in den VHS-Räumlichkeiten vorgestellt. Am 7. und 8. November haben diese dann ihre Ateliers für Besucher geöffnet. Aus Oerlinghausen haben sich neben der „Ateliersgemeinschaft Schicht“ und Holger C. Köhler (Ceweco-Haus) auch folgende Künstler beteiligt: Karin Stengel (Breitenkamp 60) sowie Silvia Neitzer und Petra Jastro (beide Detmolder Straße 47). In Leopoldshöhe hat Christine Venjakob (Im Flick 28) teilgenommen.
Ilona Neumann hingegen geht bei ihren Bildern sehr planerisch vor. Ihre Gemälde sind futuristische oder surrealistische Darstellungen von räumlicher Weite. "Das ist mein Kernthema", erklärt das dritte Mitglied in der "Ateliersgemeinschaft Schicht". Es gehe darum, den eigenen Horizont zu öffnen, auch im Sinne von Perspektivwechseln. "Meine Bilder haben deshalb oft eckige Elemente, Winkel oder Kanten", sagt Neumann.
Die vierte im Bunde ist Regina Knappert. Ihre Arbeiten zeigen ungesehene Landschaften. Diese Naturschauplätze oder Naturereignisse sind kein Realismus, sondern Abstraktionen. Sie entstehen überwiegend, indem die Künstlerin mehrere Schichten Farbe verwendet. "Ich spiegle nicht die Realität wieder", sagt Knappert, "sondern bringe meine Gefühle und Leidenschaft auf die Leinwand".
Das mehrschichtige Arbeiten hat sie mit Holger C. Köhler gemeinsam. Dessen Atelier befindet sich nur eine Tür weiter. Hier hängen Bilder, die aus mehreren Schichten von roter und schwarzer Acrylfarbe gemalt wurden. "Es sind expressionistische Darstellungen", erklärt Köhler, die erst durch den Betrachter vollendet würden. "Was Du siehst, ist nicht objektiv", sagt der Künstler, "es entsteht erst in dir und durch dich."