
Oerlinghausen. Für welche Bereiche ist ein Bürgermeister verantwortlich? Und was ist eigentlich Transparenz? Mit diesen beiden Fragestellungen hatte die amtierende Bürgermeisterin Ursula Herbort in das Hotel Mügge in Währentrup eingeladen. Vor rund 30 Gästen stellte sie mit Blumensymbolen den stacheligen und den lieblichen Teil ihres Tätigkeitsfeldes nebeneinander.
Ein großer Strauß bunter Blumen, er stand für den repräsentativen Bereich, für Geburtstage, Empfänge oder die Teilnahme am Schützenfest. Ein Korb mit Steingewächsen und piksigen Kakteen symbolisierte den Verwaltungsbereich. Vor allem diesen langlebigen Bereich wollte sie näher beleuchten. "Es gibt sehr viele Vorgaben, wenig Spielräume und demokratische Regeln, die beachtet werden müssen", betonte Herbort. Das ziehe oft Kritik nach sich. "Lob bekommt man nicht dafür, wenn man Gesetze anwendet." Mit dem geplanten Supermarkt an der Holter Straße und den Stadtwerken hob sie zwei Bereiche hervor, die heftig diskutiert worden sind.
Herbort sprach sich deutlich gegen einen weiteren Markt in der Stadt aus und zeigte sich "optimistisch, dass diese Diskussion irgendwann ein Ende hat". Entspannen könnte sich die Lage, meinte die parteilose Kandidatin, die am 13. September gegen Dirk Becker (SPD) antritt, weil sowohl Jibi als auch Aldi erweitern wollten. In Sachen Stadtwerke sei ihr klar, dass die Auseinandersetzungen mit dem aktuellen Geschäftsführer und seinem Vorgänger nicht gut angekommen seien, "aber eine Wahl gab es nicht". Fragen hätten gestellt, Dinge geklärt werden müssen. Sie sei für einen geraden Weg, "ich kann gar nicht anders".
Nur Gespräche zu führen statt Gesetze anzuwenden, "das geht einfach nicht". Sie sei stolz in einem Land zu leben, sagte Herbort, "in dem diese Haltung wichtig ist, statt fröhlich drüber hinwegzuschauen". Mut zu haben und Rückgrat zu zeigen, das sei besser als jede Kungelei. Frank-Michael Teckentrup und andere hatten nach den jüngsten Informationen, dass der Strom jetzt aus Herford bezogen wird, mal "eine stachelige Frage", die darauf abzielte, warum man nicht alles dafür getan habe, dass "Mutter und Tochter" weiter zusammenarbeiten.
„Total wenig Leerstände“
Franziska Teckentrup hat den Eindruck, „dass in Oerlinghausen an entgegengesetzten Strängen gezogen wird“. Damit sich wieder etwas bewege, müsse sich das dringend ändern. Auch Sandra Richeton appellierte: „Wir dürfen uns nicht mit anderen vergleichen, sondern müssen uns auf Oerlinghausen konzentrieren und uns fragen, wie wir es hinkriegen, dass es wieder besser läuft.“ Die Bürgermeisterin widersprach dem Eindruck vieler, dass es immer weniger Geschäfte gibt. „In der Innenstadt gibt es total wenig Leerstände.“ Lederwaren Schulte hat gerade eines seiner beiden Geschäfte (früher Sport M) geschlossen.Herbort betonte, "dass das Bieterverfahren absolut geheim ist". Zudem liefere Herford zu 100 Prozent Grünstrom. Ursula Flehmer wollte wissen, wie viele Bieter es bei der europaweiten Ausschreibung gegeben habe. Die Antwort: "Zwei." Auch das Hallenbad in Helpup war Thema. "Ende Oktober soll eröffnet werden", stellte Herbort in Aussicht. Manfred Best fragte sicherheitshalber noch einmal nach: "Im Oktober 2015?" Sie sei da sehr optimistisch, sagte Herbort. Anderes Thema: Bachoffenlegung in Währentrup, die mit der Fällung etlicher Bäume einhergehen würde und für die 150.000 Euro im Haushalt stehen: Ursula Flehmer hält sie für unnötig, die Bürgermeisterin nicht. "Fachleute glauben, dass es alle zehn Jahre ein Jahrhunderthochwasser geben wird." Auch weiter entfernte Bereiche würden so geschützt.
Frank-Michael Teckentrup mahnte die Erhöhung der Gewerbesteuer an. Ursula Herbort hält das System der in allen Städten unterschiedlichen Sätze ebenfalls "für nicht tragbar". In punkto Bauland stellte Herbort klar: "Dass es uns finanziell besser geht durch immer mehr Bebauung, das ist nicht mein Weg." Es müssten auch Freiflächen für die Landwirtschaft bleiben. In Leopoldshöhe werde zwar mehr gebaut, dort gebe es aber dennoch nicht mehr Kinder. Nächster Punkt: In Sachen Conle-Siedlung in der Südstadt seien "die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen".
Sowohl Sandra Richeton als auch Franziska Teckentrup machten auf "den desolaten Pflegezustand der Südstadtschule" aufmerksam. "Dass man sie so runterkommen lässt, ist traurig." Wenn der Haushalt verabschiedet sei, werde auch wieder mehr in die Schulen investiert, stellte Herbort in Aussicht. Sie selbst hält eine Sanierung aber für wenig sinnvoll: "Platt machen, neu bauen." Der Rat habe bislang keine Grundsatzentscheidung getroffen.