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Leopoldshöhe. Erst war es eine Idee, dann ein Aufruf über Facebook, dann eine Whats-App-Gruppe – und dann machte sich eine Gruppe aus Leopoldshöhe, Bielefeld und Petershagen auf, um im Hochwassergebiet zu helfen. Mit Sack und Pack und jeder Menge Schaufelbagger, Werkzeug und großer Fahrzeuge. Der Leopoldshöher Joachim Riedel und der Bielefelder Michael Holzweiler erzählen stellvertretend von ihrem Einsatz, der erst überhaupt nicht so angefangen hatte, wie sie sich das gedacht hatten. Der 33-jährige Leopoldshöher und der 46-jährige Bielefelder haben beide einen Garten- und Landschaftsbau-Betrieb – und damit passende Ausrüstung für diesen Einsatz. Wie das so in den Stunden und Tagen nach der Katastrophe deutschlandweit passierte, hatten auch sie via Facebook Aufrufe zum Helfen mitbekommen. Und so trafen sich letztlich sechs Hilfswillige am Sonntagmorgen, 18. Juli, an der Lipper Raststätte der A2, um von dort zu einem gemeinsamen Ziel zu starten. Das erste Ziel entpuppte sich als ungeeignet Sebastian Twele aus Petershagen hatte einen Kontakt nach Prümzurlay (Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz) geknüpft, also los. Und dann das: &bdquo;Wir hatten das Gefühl, wir sollten nur das Dorf verschönern“, sagt Joachim Riedel. Es habe dort zwar auch Hochwasser gegeben, ergänzt Michael Holzweiler, &bdquo;aber das war überhaupt nicht vergleichbar mit anderen Orten“. Auch für ihre Ausrüstung sei nichts zu tun gewesen. Also wieder zurück nach NRW. &bdquo;Wir haben dann gesagt, wir gucken, was auf dem Rückweg liegt.“ Da lag dann was. In Schutt und Geröll und Schlamm und Ruinen. Arloff, ein Stadtteil von Bad Münstereifel, oder was davon übrig war. Mittendurch fließt hier die Erft und hatte ganze Straßen mit sich gerissen. &bdquo;Da lagen Lkw, die waren angespült worden“, sagt Joachim Riedel, holt Luft und erzählt. Von Martin Mehrens, dortiger CDU-Fraktionsvorsitzender, der das Krisenmanagement übernommen hatte. Zusammen mit einem Großteil der rund 1.000 Bürger sorgte er dafür, die Hilfseinsätze zu koordinieren, zu unterstützen und auch den Helfern zu helfen. "Das Dorf hatte sich komplett selbst organisiert" Michael Holzweiler: &bdquo;Das Dorf hatte sich komplett selbst organisiert.“ Sie wurden erst einmal mit Essen versorgt im örtlichen Supermarkt, &bdquo;bedient Euch!“ habe es nur geheißen. Und dann die Frage: &bdquo;Habt Ihr eine Unterkunft?“ Dass sie in ihren Schlafsäcken in den Autos übernachten wollten, wurde nicht akzeptiert. Mit &bdquo;Frau Jansen“ ging es dann erst mal im Ladebereich eines Transporters zu einer Ferienwohnung. &bdquo;Hier könnt Ihr bleiben, sorry, aber Strom gibt es nicht“, habe es fast entschuldigend geheißen. Aber die Betten waren frisch bezogen. Fast unwirklich sei das gewesen, sagen die beiden Ostwestfalen, die sich nur noch als Bielefelder vorgestellt hatten, weil das den Leuten zumindest etwas sagt. &bdquo;Die wissen jetzt auf jeden Fall, dass es Bielefeld gibt“, sagt Joachim Riedel und lacht. Immer freie Fahrt für die Helfer Lachen, auch noch so was. Sie haben geackert dort unten, mit ihren Schaufelbaggern ganze Hausstände von den Straßen gehoben, von Haus zu Hausrest zu Haus haben sie sich vorgearbeitet. Und sind dabei immer wieder auf Menschen getroffen, die ihnen auf die Schulter geklopft haben, die Danke sagten, die ihnen Süßigkeiten wie Kamelle ins Auto warfen, die in dieser Verwüstung lächelten und einfach nur anpackten. &bdquo;Wenn uns ein Auto entgegengekommen ist, hat der Fahrer immer sofort Platz gemacht.“ Freie Fahrt für die Helfer. Hochwassererprobt seien sie ja, aber das hätten sie in Arloff noch nicht erlebt. Vermisste, Tote, Verletzte, Zerstörung. Es gab auch für die Helfer mulmige Situationen. Mit der Schaufel in einen Berg zu packen und nicht zu wissen, was da drunter liegt. Schon nicht einfach. &bdquo;Einmal sah ich nur einen Arm und einen Kopf“, sagt Joachim Riedel. Es war eine mannsgroße Clownsfigur. Kann man mit rechnen in einer Karnevalsregion. In Bad Münstereifel gibt es allein elf Karnevalsvereine. Heute kann er darüber schmunzeln, an dem Tag aber fuhr ihm der Schreck in die Glieder. Von den Menschen erzählen die beiden am meisten. Von ihrer Tatkraft, ihrem Humor, den sie sich trotz des Schreckens und der Zerstörung bewahrt hätten. &bdquo;Ich würde Dir ja eine Frikadelle machen, aber ich habe keine Küche mehr“, sagte eine Frau. Und Joachim Riedel erwiderte nur trocken: &bdquo;Ich weiß, ich habe Deinen Kühlschrank in der Schaufel.“ Den hatte er sich querliegend mit der Baggerschaufel gepackt und schob den Müll auf der Straße zusammen. &bdquo;Wir haben in erster Linie die Rettungswege freigemacht“, sagt Michael Holzweiler. Gut zwei Tage Einsatz, plus Sprit, plus Werkzeug- und Maschineneinsatz – das hätten sie gerne gegeben. Die Mitarbeiter von Joachim Riedel, Patrick Lips, Nic Schönebäumer und Kai Fricke, &bdquo;haben sich dafür Urlaub genommen“. Toller Einsatz, wie der Chef findet. Etwas komisch sei es gewesen, als sie wieder zurückkamen. Hinter Köln wird der Konvoi auf der Autobahn schon wieder von Ungeduldigen gegängelt. Auf den Feldern in OWL steht das Getreide hoch, alles ist so sauber. Vermutlich werden sie noch einmal hinfahren, vielleicht am Freitag, auf jeden Fall zum Wiederaufbau. Dringend benötigte Geräte wie Bautrockner sammeln sie im Bekanntenkreis und sorgen dafür, dass sie dort ankommen. &bdquo;Da sind Freundschaften entstanden.“ Und zum nächsten Dorffest werden sie eh als Ehrengäste erwartet. Wann immer das wieder möglich ist.

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