Leopoldshöhe

Nach 45 Jahren in der Kommunalpolitik ist für Siegfried Habicht Schluss

Mehr als vier Jahrzehnte lang hat sich Siegfried Habicht im Rat der Gemeinde engagiert. Auf der Habenseite stehen jede Menge positive Erfahrungen.

Als „absolut positiv“ bezeichnet Siegfried Habicht sein politisches Engagement. Nach 41 Jahren im Leopoldshöher Rat gehört er der neuen Vertretung nicht mehr an. | © Knut Dinter

02.11.2020 | 02.11.2020, 19:21

Leopoldshöhe. „Die Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.“ Das Zitat des Soziologen Max Weber kennzeichnet treffend auch das Engagement von Siegfried Habicht. 45 Jahre hat der Christdemokrat aktiv in der Leopoldshöher Kommunalpolitik mitgewirkt.

Er war zunächst Sachkundiger Bürger und vier Jahrzehnte Ratsmitglied, jetzt endet sein Ehrenamt. Als Siegfried Habicht 1942 in Essen geboren wurde, herrschte Krieg. Mit drei Geschwistern und der Mutter wurde er aus der Ruhrgebietsstadt evakuiert und kam in den kleinen Ort Entrup im Kreis Höxter. Hier lebten sie in einer Zweizimmerwohnung.

Mit ihrem evangelischen Glauben gehörte die Familie dort plötzlich zu einer Randgruppe, zu Fuß ging es dreieinhalb Kilometer zur Kirche. „Ich denke noch oft daran zurück“, sagt Habicht. Kontakte unterhält er weiterhin und besucht regelmäßig das Schützenfest.

Heimisch wird die Familie schließlich in Bechterdissen. Siegfried Habicht besucht die Volksschule, absolviert eine Lehre im Metallbau und die Ausbildung an der Technikerschule in Lage. Sein gesamtes Berufsleben verbringt er bei der Firma Schüco, wo er bis zum Leiter der Entwicklungsabteilung aufsteigt und eine Vielzahl von Patenten für seine Erfindungen erhält.

Parallel in der Kirche und der Politik engagiert

Als gläubiger Mensch stand für Siegfried Habicht anfangs die Kirche im Vordergrund. Lange Zeit wirkte er im Leopoldshöher Kirchenvorstand, im Klassentag und in der Synode der Lippischen Landeskirche mit. „Meine politische Betätigung ging parallel“, sagt Habicht. „Mein zehn Jahre älterer Bruder brachte mir das Gedankengut der CDU nahe, obwohl er selbst gar kein Mitglied war.“

1975 trat Habicht dann in die Partei ein und engagierte sich sogleich als Sachkundiger Bürger im Bauausschuss. Bei der Kommunalwahl 1979 wurde er in den Gemeinderat gewählt, dem er seither angehört.

Sein besonderes Interesse galt dem Ausschuss für Straßen, Plätze und Verkehr, denn die Verbindungswege waren damals in einem schlechten Zustand. „Die L 751 zwischen dem Scherenkrug und Leopoldshöhe war ganz schlimm“, erinnert er sich. „Es bestand einhellige Meinung, dass hier etwas getan werden musste.“

"Es gab Streithähne, die kräftig vom Leder zogen"

Doch im Detail herrschte im Rat keineswegs Einigkeit. „Es war eher aufregend“, sagt Habicht. „Es gab Streithähne, die kräftig vom Leder zogen. Heute dagegen geht es wesentlich zivilisierter zu.“ Als langjähriger Vorsitzender des Verkehrsausschusses hat er in seiner ruhigen Art auch selbst zu einer sachlichen Atmosphäre beigetragen. „Ich habe darauf geachtet, dass es immer harmonisch zuging“, sagt Habicht. Es gebe wohl niemanden, der mit ihm nicht auskomme.

Im Laufe der Zeit beriet der Ausschuss über den Ausbau einer Vielzahl von Fahrbahnen, Bürgersteigen und Radwegen. Als Beispiele nennt er die Heeper Straße, den Grenzweg und die Grester Straße. „Das waren eher Dorfstraßen, so richtig rundgefahren“, sagt er. Auch für die Kreisverkehre setzte er sich ein. „Eine solche Lösung ist immer vorzuziehen. Sie macht den Verkehr zügiger und ist kostengünstiger.“

Stimmentscheidend bei der Gesamtschulentscheidung

Lange leitete Siegfried Habicht den CDU-Gemeindeverband, er gehörte dem Kreisvorstand an und war stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Nur in einer Frage votierte er nicht mit seinen Parteifreunden, weil er von den Vorteilen der Gesamtschule überzeugt war. Der Ratsbeschluss fiel denkbar knapp aus – für die Gesamtschule. „Da sich der Bürgermeister, im Hauptberuf Schulleiter, enthielt, war meine Stimme letztlich entscheidend“, betont Habicht.

Seine politische Arbeit betrachtet er im Rückblick als „absolut positiv. Ich habe eigentlich alles erreicht, auch wenn nicht jeder Wunsch in Erfüllung ging.“ Jetzt freue er sich, mehr Zeit für die Familie und für Reisen zu haben. „Zwei Mal war ich geschäftlich in Japan. Das Land würde ich gern noch mal besuchen“, sagt Habicht.


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