Von
Marlen Grote
09.12.2015 | 10.12.2015, 13:02
Leopoldshöhe
Verhandlung am Landgericht Detmold
Detmold/Leopoldshöhe. Sie sitzen den drei Männern gegenüber, die wegen gemeinschaftlichem Totschlag an ihrem Sohn angeklagt sind: Bei der Fortsetzung des Roller-Mordprozesses haben am Mittwoch die Eltern des Opfers ausgesagt. In den Verhandlungen vor dem Detmolder Landgericht treten sie zusammen mit dem Bruder und der Schwester des Toten als Nebenkläger auf.
Zuerst sollen der Vater und die Mutter von ihrem Sohn G., der am 10. Februar vor dem „Roller“-Markt in Asemissen erschossen worden war, erzählen. „Er war ein wunderbarer Mensch und hatte keine Feinde“, sagt der Vater gefasst. Die Mutter beschreibt eindringlich, wie sich ihr Sohn für andere eingesetzt hatte. Im April 2014 habe er sich um ein leukämiekrankes Kind gekümmert: „Es hatte sonst niemanden mehr. Er saß von morgens bis abends an seinem Bett.“ Zu seinen beiden eigenen Kindern habe er ein enges Verhältnis gehabt.
Auch die Geldsorgen der Familie werden angesprochen. G. lebte nach seiner Scheidung mit seiner zweiten Ehefrau im Haus der Eltern und übernahm die Zahlung der Raten. Im Herbst 2014 wurde der Kredit nicht mehr abbezahlt. „Das war aber nicht seine Schuld. Da kamen viele Dinge zusammen“, nimmt die Mutter ihren Sohn in Schutz. Er war in Geldgeschäfte verwickelt, die in Zusammenhang mit seinem Tod stehen könnten. Der Vater gibt an, jemand habe Schulden bei seinem Sohn gehabt. Mit der Rückzahlung wollte er das Haus finanzieren.
Die Eltern berichten von Gesprächen, an denen auch der Angeklagte Vladimir W. beteiligt war. Es bleibt in den teils widersprüchlichen Aussagen unklar, wann und wie G. mit W. geschäftlich zu tun hatte. Die Mutter sagt aus, dass es bei den Gesprächen, die sie gehört hatte, Streit gab. Sie bestätigt auch die Aussage des Angeklagten Oleg V., dass ihr Sohn eine Morddrohung gegen mindestens einen der Angeklagten ausgesprochen hat. Das war aber ihrer Meinung nach nicht ernst gemeint: „Er war sehr wütend. Wenn einer wirklich jemanden umbringen will, sagt er das doch nicht.“ Schließlich sei ihr Sohn nicht Täter, sondern Opfer geworden.
Über frühere Ermittlungsverfahren gegen ihren Sohn sagt die Mutter, sie wüsste nichts genaues. „Er wurde aber nie verurteilt“, betont sie.
Die Verhandlung wird am 23. Dezember fortgesetzt, drei weitere Termine folgen im Januar.
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