23.03.2016 | 23.03.2016, 19:08
Horn-Bad Meinberg
Ein V-Mann der Polizei soll laut Tim K. die tödlichen Schüsse abgegeben haben
Horn-Bad Meinberg. Der wegen Mordes verurteilte Bünder Carsten B. sitzt möglicherweise unschuldig im Gefängnis. Diese Auffassung vertritt nicht nur der Anwalt des 49-Jährigen, Dirk Baumann, sondern auch der ehemalige SEK-Beamte und Buchautor Tim K.
Carsten B. war 2009 für den Mord an Karsten Gieseking zu lebenslanger Freiheitsstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der ehemalige Reserveoffiziersanwärter der Bundeswehr den damals 28-jährigen Gieseking mit Kopfschüssen getötet hat und dessen Leiche in den Weser-Seitenkanal bei Petershagen geworfen hat. Dort wurde später auch das Auto des Opfers gefunden.
Für sein Buch „Vergeltung – Rache verjährt nicht" hat sich der ehemalige Polizeikommissar Tim K. in den Fall eingearbeitet und mit seinem mittlerweile verstorbenen Anwalt Willi Ehmke Carsten B. mehrfach im Gefängnis besucht.
Bei den Besuchen präsentierten Tim K. und sein Anwalt dem Häftling unter anderem ein anonymes Schreiben, das nach Ansicht von Tim K. aus Polizeikreisen stammt. In dem Schreiben erklärt der Verfasser, dass Carsten B. nicht der Mörder von Gieseking ist. Ein V-Mann der Polizei soll die tödlichen Schüsse abgegeben haben.
Bei dem beschriebenen V-Mann soll es sich nach Angaben des anonymen Verfassers um den verstorbenen Präsidenten der Hells Angels Bielefeld, Jörg M., gehandelt haben. Er soll Mitglied der fünfköpfigen Diebesbande gewesen sein, der auch Carsten B. und Karsten Gieseking angehört haben, und an seiner Rockerkutte ein Abzeichen getragen haben, dass nur diejenigen tragen, die gemordet haben oder an einem Mord beteiligt waren.
Nach Angaben von Tim K. ist Jörg M. während der Ermittlungen im Mordfall Gieseking nicht von der Polizei verhört worden. Sein Name soll auch nicht in den Ermittlungsakten auftauchen. Zudem soll Jörg M. zum engen Personenkreis um den ehemaligen Präsidenten des mittlerweile aufgelösten Hells-Angels-Charters Hannover, Frank Hanebuth, gehört haben. „Jörg M. hatte kein Alibi für die Tatnacht und war für seine Brutalität und Kaltblütigkeit bekannt", erklärt der ehemalige SEK-Beamte.
Zudem soll es nach Angaben von Tim K. in der Diebesbande zu Streitigkeiten gekommen sein. Auch Erpressung soll eine Rolle gespielt haben, so dass den anderen Bandenmitgliedern das Risiko zu groß wurde und Karsten Gieseking sterben musste.
Auch ein ehemaliger Mithäftling von Carsten B., Jörg A., will dem lebenslänglich Einsitzenden helfen, erklärt Tim K. „Die Beiden haben sich gut verstanden." Jörg A. soll sich demnach mit dem Anwalt von Carsten B. in Verbindung gesetzt haben und weitere Zeugen genannt haben.
Buchautor Tim K., der zurzeit an seinem dritten Werk arbeitet, ist sich sicher: „Das Wiederaufnahmeverfahren wird zugelassen und Carsten B. freigesprochen."
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