Detmold

Falkenburg-Ausgrabung fördert Schachfigur zutage

Archologen präsentieren seltenen Fund

Der spätmittelalterliche Turm, den Robert Allington hier auf ein Schachbrett gestellt hat, lag in einer Abfallgrube. | © FOTO: PREUSS

31.08.2013 | 24.02.2020, 10:47

Detmold. Wenn Wissenschaftler Worte wie "sensationell", "fantastisch", "spektakulär" benutzen, ist wirklich etwas Außergewöhnliches geschehen. Die Falkenburg bei Berlebeck (Kreis Lippe) hat einmal mehr dafür gesorgt. Am Donnerstag präsentierten Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Lippischen Landesmuseums die neuesten Funde aus der Burgruine. Ins Schwärmen bringt die Forscher ein aus einem Knochen fein herausgearbeiteter Turm eines Schachspiels – ein seltener Fund.

Nach dem Läufer handelt es sich dabei um die zweite Schachfigur, die auf der Falkenburg gefunden worden ist, allerdings muss sie zu einem anderen Spiel gehört haben. Denn der Läufer in Gestalt eines Erzbischofs gehört zu einem im späten 12. Jahrhundert geschnitzten Spiel. Der Turm ist noch nicht genauer datiert, er muss aber aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammen. Zuvor, so erklärt Hans-Werner Peine, Referatsleiter für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie beim LWL, wurde der heutige Turm noch als Ritter dargestellt.

Ausgräber Robert Allington förderte den Turm zutage. Er fand ihn in einem Teil des Burggrabens, der als Müllgrube benutzt worden war. "Ich dachte nur: bingo!", sagte er. Allington, dessen Eltern in Bad Meinberg wohnen, hat 2006 erstmals auf der Falkenburg mitgegraben, dann studierte er in England Archäologie. Seit 2010 wartet er auf einen Master-Studienplatz und arbeitet seitdem jedes Jahr an der Grabung mit. "Hier kann ich mehr lernen als an der Uni", meint er. Immerhin handele es sich bei der Falkenburg um eine der größten Mittelaltergrabungen in ganz Europa, sagte Johannes Müller-Kissing, der darüber promovieren wird.

Und die Kette der Funde reißt nicht ab. So sind zahlreiche weitere Pilgerzeichen aus Köln, Aachen, Maastricht gefunden worden. Auch das Fragment einer Jakobsmuschel wurde entdeckt. Die Pilgerzeichen sind allesamt auf die Zeit zwischen 1250 und 1350 zu datieren, so dass es Elke Treude vom Lippischen Landesmuseum für sehr wahrscheinlich hält, dass ein Bewohner der Falkenburg bis Santiago de Compostela gepilgert ist. Die neuen Funde sollen wieder in der Sonderausstellung des Landesmuseums präsentiert werden.

Eindrücklich warnten Treude und Peine davor, die Ruine auf eigene Faust zu erkunden. Das sei lebensgefährlich. Die nächsten Führungen werden am Tag des offenen Denkmals, 8. September, angeboten.