
Detmold. Er ist schon vieles gewesen: Symbol für Freiheit, Symbol für Nationalstolz, die höchste Statue der westlichen Welt (dann kam die Freiheitsstatue).
Sonntag steht das Hermannsdenkmal seit genau 140 Jahren auf dem Teutberg im Kreis Lippe und deutet mit seinem Schwert verschmitzt lächelnd gen Westen. Zum Geburtstag gibt es kuriose Geschichten, gefühlte Wahrheiten und Mythen zum Hermannsdenkmal. Wussten Sie zum Beispiel, dass . . .
. . . der Hermann in den USA einen kleinen Bruder hat?

Im US-Bundesstaat Minnesota wurde in der Stadt New Ulm 1897 - 22 Jahre nach dem deutschen Denkmal - das "Hermann Heights Monument" fertiggestellt. Die baulich der deutschen sehr ähnliche Statue ist mit 31 Meter Höhe gute elf Meter kleiner. Erbaut wurde das Denkmal von deutschen Auswanderern. Nach der Freiheitsstatue und der Portlandia ist es die höchste Kupferstatue der USA. Die Amerikaner nennen ihn liebevoll "Hermann the German".
. . . die Arminius-Statue völlig unpassend gekleidet ist?
Der Erbauer des Hermanns, Ernst von Bandel, hat bei Arminius? Accessoires quer durch die Jahrhunderte zugelangt. Laut Michael Zelle, Direktor des Lippischen Landesmuseums, stammen die Stiefel aus dem antiken Rom, Schild und Schwert aus dem Mittelalter. Die Tunika passe gar nicht. Auch der Flügelhelm tauchte erst zur Zeit der Renaissance auf. "Es gibt nun mal keine Beschreibung, wie Hermann ausgesehen hat", sagt Zelle.
. . . jemand durch das Nasenloch der Hermannsstatue gefallen sein soll?
"Ja, das ist so eine dieser Geschichten", sagt Michael Zelle, "ist aber Quatsch. Dafür ist die Öffnung viel zu klein." In den Kopf des Cheruskers gelangten ohnehin nur Wartungskräfte. "Und darin kann man gerade aufrecht stehen." Genauso abwegig seien übrigens auch Gerüchte, nach denen Hermann hin und wieder die Schwerthand wechselt. "Das ist schlechterdings unmöglich."
. . . es andere Entwürfe für das Denkmal gab?
37 Jahre - so lange arbeitete Ernst von Bandel, bis das Hermannsdenkmal fertig war. Ideen für solch ein Denkmal gab es laut Zelle aber schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und so hatte auch von Bandel Konkurrenten. 1813 und 1814 schlug der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel eine gigantische Hermannsstatue vor, die laut Zelle "um ein Vielfaches höher gewesen wäre als Bandels Entwurf". Beinahe durchgesetzt hätte sich kurz vor Baubeginnsein Konkurrent Christian Daniel Rauch. Denn Bandel forderte für sein Projekt immer neue Geldmittel. "Erst als er da einlenkte, bekam er den Zuschlag und durfte mit dem Bau beginnen", sagt Zelle. Bandels Geburtstag jährt sich in diesem Jahr zum 215. Mal.
. . . der Hermann im Guinness-Buch der Rekorde steht?
1999 bekam die Statue vorübergehend ein 130 Quadratmeter großes Trikot von Arminia Bielefeld angezogen. Dafür gab es 2001 den Eintrag ins Buch der Rekorde.
. . . der Hermann in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges beschossen wurde?
Das Lipper Wahrzeichen trug einige Kriegsschäden davon. Michael Zelle: "Es gibt Aufnahmen von Einschusslöchern, wahrscheinlich Maschinengewehrfeuer." Er schätzt, dass die Statue den alliierten Fliegern als Landmarke diente. Die Schäden sind aber beseitigt.