
Augustdorf. Die größte Strukturreform in der Geschichte der Bundeswehr betrifft auch Ostwestfalen-Lippe. Waren 2010 noch 250.000 Soldatinnen und Soldaten im Dienst, sollen diese auf rund 185.000 reduziert werden. Am Standort Augustdorf wird die Zahl der Dienstposten von 4.050 auf etwa 2.700 vermindert. Was bedeutet das für die betroffenen Soldatinnen und Soldaten? Ein Blick hinter die Kulissen.
Es ist „eine Mammutaufgabe“, die die Streitkräfte der Bundeswehr in Augustdorf in diesem Jahr abzuwickeln haben. So formuliert es der Sprecher der Panzerbrigade 21, Oberleutnant Martin Waltemathe. Aktuell dienen 5.200 Soldatinnen und Soldaten an den Standorten Augustdorf, Unna, Schwarzenborn und Hammelburg in der Panzerbrigade 21 „Lipperland“.

Bis zum Ende des Monats wird im Zuge der Strukturreform das Panzerartilleriebataillon 215 außer Dienst gestellt. Gleichzeitig wird das Panzerpionierbataillon 1 aus Holzminden der in Augustdorf stationierten Panzerbrigade 21 unterstellt.
Interne Entscheidung, wo die einzelnen Soldaten künftig arbeiten
Zum Jahresende dann werden die Panzerpionierkompanie 200 und die Aufklärungskompanie 210 außer Dienst gestellt. „Das läuft parallel zum Dienstgeschäft“, sagt Waltemathe. Schon im kommenden Jahr werden auf Augustdorfer Soldaten wieder Auslandseinsätze zukommen, bis dahin muss dieser historische Einschnitt in der Geschichte des Standorts mit einer Reduzierung von 1.300 Dienstposten abgeschlossen sein. „Für den einen oder anderen Soldaten bedeutet das, dass er künftig größere Entfernungen zurücklegen muss“, sagt Oberstabsfeldwebel Alfred Borghoff im Gespräch mit der NW.Wer als Soldat künftig keine Chance mehr hat, seinen Dienst in Augustdorf zu versehen, hat die Chance, sich beispielsweise nach Minden oder Holzminden versetzen zu lassen. Auf Personalerfassungsbögen hatten die Betroffenen die Chance, entsprechende Wünsche zu äußern, wie der Kompaniefeldwebel der Panzerpionierkompanie 200 berichtet. Über ein Drei-Stufen-Modell wird intern entschieden, wie und wo die einzelnen Soldatinnen und Soldaten künftig Verwendung finden. Borghoff: „Wir müssen alle mit offenen Karten spielen.“ Dies sei mit dem eingeschlagenen Verfahren bestmöglich gegeben. 240 Feldwebel, Unteroffiziere und Mannschaften müssen sich mit einer neuen Verwendung oder einem neuen Standort abfinden.
Einer der Betroffenen ist Oberstabsgefreiter Mathias Laszig. Der verheiratete Vater zweier Kinder erzählt, dass es sein „primärer Wunsch war, nach Minden zu kommen“. Er habe dort beim Panzerpionierbataillon 130 die Chance, weiter Versorger zu bleiben, sagt Laszig. Die Chance hierfür sei gut. Doch manche Soldaten haben einen Wechsel in eine ganz andere Region vor sich.
Wechsel nach Süddeutschland
„Die Karriere wird mich nach Weiden führen“, erzählt Hauptfeldwebel Sascha Blobel, der seit 2001 in der Bundeswehr seinen Dienst versieht. Der gebürtige Dortmunder ist verheiratet und hat einen vierjährigen Sohn. Im Interesse der Karriere nimmt er den Wechsel nach Süddeutschland in Kauf, auch wenn dies kein leichter Schritt für alle Beteiligten ist. „Die Umstrukturierung ist uns seit 2011 bekannt“, sagt Blobel. Man habe seither in der Familie Zeit gehabt, über alle diese Dinge zu sprechen. Dennoch sagt er zu dem Ortswechsel: „Das ist kein Schmankerl.“Doch den Soldatinnen und Soldaten bleibt nichts anderes übrig, als sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Denn: „Mobilität ist eine Bedarfsträgerforderung“, wie es Borghoff formuliert. Damit die Handlungsfähigkeit gewährleistet bleibt, ist gerade in dieser Zeit besondere Disziplin gefragt.
Zugleich ist die Umstrukturierung auch mit einem weitreichenden Eingriff in die Tradition des Standorts verbunden, wie Waltemathe berichtet. Denn das Panzerartilleriebataillon 215 ist „das älteste Artilleriebataillon der Bundeswehr“. Eine bewegte Zeit also am größten Bundeswehrstandort von Ostwestfalen-Lippe. Doch Waltemathe ist sicher: „Wir bringen das bis zum Jahresende zum Abschluss.“
- Die Panzerbrigade 21 ist seit 1959 mit Großteilen am Standort Augustdorf stationiert.
- Seit 1988 trägt der Großverband den offiziellen Beinamen „Lipperland“, als Zeichen der Verbundenheit mit der Region OWL.
- In der derzeitigen Gliederung dienen 5.200 Soldatinnen und Soldaten an den Standorten Augustdorf, Unna, Schwarzenborn und Hammelburg in der Panzerbrigade 21 „Lipperland“.
- Unter anderem ist neben einer Feldjägerkompanie sowie einem Kraftfahrausbildungszentrum auch ein Sanitätsunterstützungszentrum in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne stationiert.
- Am Standort Augustdorf zukünftig stationiert:
- Stab Panzerbrigade 21 „Lipperland“
- Stabsfernmeldekompanie Panzerbrigade 21 „Lipperland“
- Panzergrenadierbataillon 212
- Panzerbataillon 203
- 3. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 sowie:
- Sanitätsunterstützungszentrum Augustdorf
- Kraftfahrausbildungszentrum Augustdorf
- 5. Kompanie des Feldjägerregimentes 2
- Bundeswehrdienstleistungszentrum Augustdorf
- weitere Kleindienststellen