Germete

Journalist Andreas Englisch berichtete von seinen Begegnungen mit den Päpsten

Blick hinter die Kulissen: Erzählungen über die Päpste Johannes Paul, Benedikt und Franziskus

Vatikan-Kenner Andreas Englisch: "Franziskus kann es vielleicht schaffen, die Kirche wachzurütteln", sagt der Journalist am Mikro im Altarraum der Germeter Kirche St. Nikolaus. | © Johannes Ahlemeyer

13.09.2016 | 13.09.2016, 09:22

Germete. "Eigentlich bin ich damals nur nach Rom gegangen, weil ich Italienisch lernen wollte", sagt Andreas Englisch. "Mit der Kirche hatte ich nichts am Hut und ich kannte mich auch nicht in Glaubensfragen aus. Ich war Messdiener, mehr aber auch nicht." Trotzdem erhielt er eine Stelle als Vatikan-Korrespondent bei einer amerikanischen Nachrichtenagentur. Erst durch seine Arbeit begann er, sich für den Papst und die Kirche zu interessieren. Und nicht nur das. "Durch meine Begegnungen mit Johannes Paul II habe ich meinen Glauben wiedergefunden."

Information

Zur Person

  • Andreas Englisch, 1963 in Werl geboren, ist der bekannteste deutsche Vatikan-Korrespondent.
  • Nach dem Abschluss des Studiums der Journalistik, Germanistik und Sprachwissenschaften an der Uni Hamburg arbeitete er als Redakteur für die Bergedorfer Zeitung und das Hamburger Abendblatt. Im Jahr 1987 wechselte er in das Büro des Springer-Auslandsdienstes nach Rom, dessen Leiter er 1992 wurde.
  • Neben seiner Arbeit als Italien- und Vatikankorrespondent schrieb er Romane und Sachbücher.
  • Andreas Englisch lebt mit seiner Frau und seinem Sohn im römischen Stadtviertel Monteverde hinter dem Vatikan.

Was sich hinter den Mauern des kleinsten Staats der Welt und dem Zentrum der katholischen Kirche abspielt, bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Vatikan-Thriller à la Dan Brown sehr erfolgreich sind. Journalist Andreas Englisch hat mehrere Bücher zu dem Thema geschrieben. In der Germeter Kirche gab der 53-Jährige am Samstag Einblicke hinter die Kulissen des Vatikans und erzählte von seinen Erlebnissen.

Besonders von Papst Franziskus zeigte sich Englisch beeindruckt und nannte ihn "einen Kämpfer der Hoffnung". "Papst Benedikt wollte das Amt eigentlich nie, weil er schon zu alt war. Deshalb hat er auch kaum Reformen durchgesetzt." Dagegen breche Papst Franziskus offen mit der Kurie. Nicht nur, dass er als erster Papst nicht im apostolischen Palast wohne, auch bei der Vergabe von Ämtern setze er Zeichen. "Er hat zum Beispiel einen Bischof aus den südamerikanischen Slums zum Kardinal ernannt und ihm eine wichtige Kontrollfunktion in der Kirche gegeben. Das gab es vorher noch nie", bemerkte Englisch in der bis auf den letzten Platz besetzten Germeter Pfarrkirche.

Zudem vermittele Franziskus den Katholiken wichtige Botschaften. "Besonders bewegend fand ich den Weltjugendtag in Rio. Dort hat Franziskus den jungen Gläubigen gesagt: ?Geht aus den Kirchen und macht die Welt besser!?", so Englisch. "Franziskus kann es vielleicht schaffen, die Kirche wachzurütteln." Und er fügte hinzu: "Wenn er hier wäre würde er uns wahrscheinlich das Gleiche sagen. Gerade angesichts der aktuellen Krisen müssen die Christenzusammenstehen und aktiv werden." Allerdings räumte er ein: "Er muss lange leben, um die Kirche zu reformieren, und vielleicht wird nach seinem Tod alles wieder zurückgedreht."

Daneben brachte Englisch in seinem Vortrag vor allem unterhaltsame Geschichten rund um den Vatikan. So von Johannes Paul II., der ihm erzählt habe, dass er Fußball nicht leiden könne, weil sein älterer Bruder ihn früher als Ersatztorpfosten benutzt habe.

Vom Publikum erntete der Journalist viel Beifall. Ein er der Besucher war eigens zur Veranstaltung in Germete aus dem niedersächsischen Uslar gekommen. "Ich habe heute Morgen von Ihrem Auftritt erfahren und bin froh, das sich noch eine Karte bekommen habe", erzählte er dem Journalisten. Manch einem gingen die Anekdoten jedoch zu weit. "Sie machen aus dem Papsttum und der Kirche ein Kasperltheater", kritisierte ein Senior. Doch Englisch ging mit der Kritik gelassen um. "Mir ist ein Papst, der auf die Menschen zugeht und sich auch mal verquatscht und Fehler macht, lieber."