Warburger Traditionsbäckerei schließt: Warum Familie Reineke aufhört

Warburg-Daseburg. Die Begegnung an der Bäckertheke im Ort wird fehlen: Zum Jahresende wird in Daseburg Bäcker Reineke seine Backstube und das Geschäft schließen. &bdquo;Nach 23 Jahren“, sagt der Bäckermeister. Ein traditioneller Handwerks- und Familienbetrieb, der aufgibt. Das Aus: &bdquo;Da kommen mehrere Gründe zusammen“, sagen Guido und Silke Reineke. Den Schritt in die Selbstständigkeit hatten die beiden zum Januar 2003 gewagt. Als neue Eigentümer der Backstube Reineke setzen sie in Daseburg die Bäckereitradition der Familie Redeker fort. Und bauten nach und nach, aber stetig das Geschäft mit den frischen Teigwaren weiter aus. In Dössel, Großeneder, Borgentreich und Warburg gab es mit den Jahren Ableger des Handwerkunternehmens aus dem beschaulichen Warburger Bördeort. In Welda versorgte der Bäckereibetrieb aus einem Verkaufswagen heraus das Dorf. Später fand dort der Verkauf eine Heimat im Musikhaus. Auch am Stammsitz neben dem alten Feuerwehrhaus wurde immer wieder angebaut. &bdquo;Dreimal“, zählt Reineke auf. Backstube, Lager, Auslieferung. Arbeitsstätte und Wohnung in einem Haus. Das Highlight in der Firmengeschichte: 2017 hatte sich Bäckermeister Reineke an der Kasseler Straße in Warburg mit einem Back-Drive-In einen schon lang gehegten Traum erfüllt. Schnelle Brötchen und der dampfende Kaffee am Schalter: Nach dem Vorbild der Schnellimbissketten sollte die Kundschaft ihre Bestellung aufgeben und direkt am Fenster des Ladens in Empfang nehmen. Ohne das Auto zu verlassen. Mehr als 40 Beschäftigte gab es zu den Hochzeiten der Bäckerei Dort, wo einst das Deli-Kino stand, hatte der Bäckermeister neu gebaut. Schon fünf Jahre zuvor hatten die Reinekes das von Familie Hornoff aufgegebene Bäckergeschäft an der Kasseler Straße gegenüber übernommen. Direkt gegenüber der neuen Einfahrt zum neuen Drive-in hatte die Familie Reineke mit ihren Spezialitäten wie dem Gewürzkuchen Honidu, dem lockeren Bienenstich oder dem Kasseler Brot mit der sanften Krume in der Hansestadt viele Stammkunden gewonnen. Vor zwölf Jahren standen gut zwei Dutzend Mitarbeitende bei den Reinekes in Lohn und Brot. Und das Unternehmerpaar förderte gern den beruflichen Nachwuchs. Von zehn Mitarbeitenden in der Produktion befanden sich 2012 fünf in der Ausbildung. Vier weitere Auszubildende arbeiteten im Verkauf. &bdquo;Zu den Hochzeiten des Betriebs zählten wir mehr als 40 Mitarbeitende“, blickt Guido Reineke zurück. Der Bäcker–Drive-in an der Kasseler Straße in Warburg Sonntagsbrötchen, Croissants, das Stück Kuchen: In der Backstube in Daseburg wird der Teig, werden die Waren hergestellt, am Ursprungsstandort liefen die Fäden der Filialen zusammen. Reineke (56) ist als Bäckermeister vom Fach, Ehefrau Silke (54) managte das Büro. In der Backstube und im Verkauf mangelte es an Personal. Daher hatte vor zwei Jahren zu Beginn des Sommers nach der Aufgabe in Welda auch ihre Filiale an der Emmerkertorstraße in Borgentreich schließen müssen. Seit 2009 war sie ganztätig und durchgehend geöffnet. Neben dem Laden am Stammsitz blieb der Verkauf frischer Backwaren in Großeneder und Warburg. Als eine Backstube, die auf Qualität setze und zu vergleichsweise günstigen Preise mit Supermärkten konkurriere, hatte Bäckermeister Reineke damals seinen Handwerksbetrieb beschrieben. Eine Herausforderung für den Familienbetrieb, und mit Blick auf die laufenden Kosten auf Dauer kaum zu schaffen. Man wollte sich konzentrieren. Brötchen im Vorbeifahren: Neuer Warburger Bäcker-Drive-in eröffnet Vor gut einem Jahr verkauften Guido und Silke Reineke in ihrem Drive-in in Warburg die letzten frischen Backwaren, schlossen Autofenster und Ladentür. Bäckermeister Daniel Henke aus Hohenwepel übernahm das Geschäft kurze Zeit drauf. Der Laden an der Produktionsstätte und der Verkauf in Großeneder blieben, öffneten jeweils vormittags. Gestiegene Kosten, zu wenig Personal, der bürokratische Aufwand Familienbäckereien wie die Backstube Reineke sind heute selten. Die meisten dieser kleineren Handwerksbetriebe geben auf. Enorm gestiegene Kosten, zu wenig Personal, dazu die Hürden der Bürokratie und hohe Auflagen, die Konkurrenz der Discounter. &bdquo;Im neuen Jahr steigt erneut der Mindestlohn“, nennt Silke Reineke einen weiteren Killer. Bei all’ dem müssten sie die Preise anheben. &bdquo;Doch dann bleibt die Kundschaft weg“, sagt sie. Zu verlockend der Einkauf aus den Regalen im Supermarkt. Industriell hergestellte Backware zu Preisen &bdquo;die für einen kleinen Handwerksbetrieb nicht machbar sind“. Und auch den Personalmangel kann das Ehepaar nicht mehr abfangen. Aktuell arbeiten acht Männer und Frauen in Produktion und Verkauf. &bdquo;Das Mehr an Stunden geht auf die Knochen“, spricht die Bäckersfrau das Alter und den gesundheitlichen Aspekt an. Da kommen wirtschaftliche und private Faktoren zusammen: Als selbstständige Unternehmer zieht das Ehepaar die Reißleine. Doch &bdquo;Sofa ist noch nicht“, sagen sie. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Reinekes angekündigt, kürzertreten zu wollen. &bdquo;Da wir uns einem neuen Lebensabschnitt widmen“, heißt es jetzt auf einem Aushang an der Eingangstür zum Laden an der Mittelstraße in Daseburg. Zum Bedauern der Kundschaft. Lesen Sie auch: Im Warburger Land geht eine Bäcker-Ära zu Ende Familie Reineke blickt optimistisch nach vorne &bdquo;Wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf“, blicken die Reinekes optimistisch in die Zukunft und denken auch über einen Verkauf nach. Denn Nachfolger im Dorf sind nicht in Sicht. Die beiden Kinder gehen als Lehrer beruflich ganz andere Wege. Zum Jahresende wird der Bäckermeister das letzte Brot, die letzten Brötchen in die Backöfen schieben. Dann dreht er Öl- und Gashahn zu. In Großeneder ist bereits Mitte Dezember Schluss. &bdquo;Wir möchten uns bei unseren Kundinnen und Kunden für die langjährige Treue und das uns entgegengebrachte Vertrauen bedanken“, schließen Silke und Guido das Gespräch.

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