Interview zur Demokratie-Konferenz in Warburg: „Lebt vom Mitmachen“

Warburg. Demokratie ist wie ein Muskel, sagt Semira Klenk. &bdquo;Wenn wir ihn nicht trainieren, bekommen wir Haltungsschäden. Und aktuell spüren wir bei manchen gesellschaftlichen Diskussionen schon ein leichtes Ziehen im Rücken.“ Klenk ist in Warburg Koordinatorin des Bundesprogramms &bdquo;Demokratie leben“. Und lädt im Namen der lokalen &bdquo;Partnerschaft für Demokratie (PfD)“ für Dienstag, 18. November, ins Pädagogische Zentrum (PZ) zur dritten Auflage der Demokratie-Konferenz in Warburg ein. Im Herbst vergangenen Jahres war Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu Gast. Auch diesmal werde die Konferenz ein Ort sein, an dem Menschen aus Warburg mit Experten zusammenkommen, Erfahrungen teilen und gemeinsam Lösungen entwickeln, sagt Klenk. &bdquo;Gegen Diskriminierung“, spricht sie das Thema der impulsgebenden Vorträge und der sich anschließenden Workshops an. Austausch, Reflexion, Perspektiven, Strategien: &bdquo;Nicht Theorie, sondern praktische Demokratiearbeit und Tipps, die im Alltag weiterbringen.“ Frau Klenk, wen wollen Sie mit der Konferenz unter dem Titel &bdquo;Diskriminierung erkennen, gemeinsam handeln“ ansprechen? Semira Klenk: Kurz geantwortet: Alle, bei denen Demokratie schon drinsteckt, und alle, bei denen sie noch wachsen darf. Das heißt Jugendliche, Pädagoginnen und Pädagogen, Engagierte aus Vereinen, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft, Arbeitgeber. Und auch Menschen, die vielleicht nicht tagtäglich politisch denken, aber plötzlich merken: &bdquo;Hoppla, das betrifft ja mein Leben.“ Gelebte Demokratie im Alltag, wie sieht das konkret aus? Wir schaffen Räume, in denen Menschen ihre Stimme finden und andere Stimmen aushalten lernen. Wir unterstützen Projekte, die zeigen: Mitreden ist möglich, mitgestalten ist gewollt. Dabei ist miteinander reden besser als übereinander. Lesen Sie auch: Diese Frau will die Demokratie in Warburg stärken Was macht die Konferenz in Warburg diesmal so besonders? Zum einen sind es die hochkarätigen Gäste, die aus der Betroffenenperspektive sprechen. Olaolu Fajembola ist eine der Autorinnen des Buches &bdquo;Gib mir mal die Hautfarbe – mit Kindern über Rassismus sprechen“. Und Lorenz Narku Laing. Er ist mit nur 33 Jahren Professor für Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule in Bochum. In Mainz als Sohn eines Jamaikaners und einer Ghanaerin geboren, engagiert sich der dreifache Familienvater gegen Diskriminierung. Dafür hat er schon viele Preise bekommen. Unter anderem berät er DAX-Konzerne, Kirchen und NGOs, wie diskriminierende Strukturen erkannt, reflektiert und nachhaltig verändert werden können. Vier ganz tolle Workshops laden nicht nur dazu ein, die eigenen Haltungen zu reflektieren, sondern aktiv an Warburgs Demokratie mitzuarbeiten. Im Einzelnen? Mitarbeiter der Stadt werden freigestellt, um institutionelle Diskriminierung zu hinterfragen, Lehrkräfte und pädagogisches Personal erhalten die Chance, einen Intensivworkshop zum Thema zu erhalten, und alle Bürger und Bürgerinnen erleben in einem Seminar, wie man zu einem Konsens kommt, wenn alle anderen anderer Meinung sind. Wie wir es in der Demokratie ja immer wieder aushalten müssen? Unser Ziel ist nicht, jemandem eine Meinung überzustülpen. Unser Ziel ist, Menschen zu befähigen, sich eine eigene Meinung zu bilden, sie zu äußern und gleichzeitig anderen zuzuhören. Du bekommst etwas, das du online nicht finden kannst: Werkzeuge, um gelassen und klar zu bleiben, wenn Gespräche hitzig werden. Sicherheit im Umgang mit Vielfalt und Konflikten. Mut, die eigene Stimme einzusetzen ohne andere klein zu machen. Impulse für Schule, Familie, Verein und Beruf. Und nicht zuletzt den Kontakt zu Menschen, die ebenfalls Zukunft in Warburg gestalten wollen. Es geht um Miteinander und Respekt. Geht es nur um Politik? Nein. Es geht darum, wie man fair streitet und Lösungen findet. Das Wissen darum kann das Leben verändern. Ein Vater oder eine Mutter lernt, Konflikte anders auszutragen, ein Lehrer, eine Lehrerin, der Vielfalt in der Klasse besser zu begegnen, ein Jugendlicher, eine Jugendliche merkt, dass seine, dass ihre Stimme zählt. Lesen Sie auch: Ex-Bundespräsident Wulff ist in Warburg im Einsatz für die Demokratie Warum ist Ihnen das Thema persönlich so wichtig? Weil Demokratie mein Alltag ist. Als Beraterin, als Mutter, als Bürgerin. Ich möchte, dass meine Kinder in einer Gesellschaft aufwachsen, die zuhört, statt spaltet. Demokratien scheitern nicht plötzlich. Sie erodieren leise, wenn wir uns mit einem &bdquo;Passt schon“ zufriedengeben. Wir investieren jetzt, damit es passend bleibt. Apropos: Was steht uns als Gesellschaft gut zu Gesicht, was passt ins Stadtbild? Geschlecht, Generation, Alter, Nationalität, Religion: Jeder und jede bringt ein eigenes Lebensmosaik mit, das in all seiner Einzigartigkeit und Komplexität auch das Stadtbild prägt. Diese bunte Vielfalt der modernen Gesellschaft sollten wir schlicht als Potenzial wahrnehmen und nicht als Defizit. Was passiert in der Stadt am Tag nach der Konferenz? In den Workshops werden konkrete Handlungsempfehlungen ausgearbeitet mit denen wir weitere Schritte planen, die notwendig sind, um in Warburg unsere Demokratie zu stärken. Ideen gehen in Projekte über, Netzwerke werden gepflegt, die Menschen bleiben im Gespräch. Wir schaffen Kontinuität. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Höxter

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