
Warburg. Gerd Silberbauer, Hans Machowiak, Martin Lindow, Stephan Bürgi, Yeal Hahn, Peter Bause, Hellena Büttner, Doris Kunstmann und Ron Williams stehen auf der Liste der Schauspielerinnen und Schauspieler, die in der neuen Theater-Saison zu einem Gastspiel nach Warburg kommen werden. Die Vorhänge im Pädagogischen Zentrum (PZ) öffnen sich zwar erst ab November, doch das neue Programmheft bietet bereits jetzt einen Überblick.
„Nach zuletzt ausverkauften Vorstellungen in dieser Saison freuen wir uns sehr auf die kommende Spielzeit“, sagt Olaf Krane vom Kulturamt. „Unser neues Programm knüpft an die langjährige Tradition an“, ergänzt Volkshochschulleiter Alexander Akel, der erstmals für die Auswahl der Stücke verantwortlich zeichnet.
Akel möchte mit Vielfalt und Qualität überzeugen. Die Mischung müsse stimmen, gibt er vor. Und ausbalanciert sein. Bei der Vorstellung der neuen Theater-Reihe hebt er die langjährige Zusammenarbeit mit dem Euro-Studio Landgraf hervor. „Vier mal in der Saison treten hochkarätige Schauspielerinnen und Schauspieler der deutschen Tourneetheater in Warburg auf“, sagt er und blickt auf eine lange Tradition zurück. „Seit September 1980 werden in der Hansestadt unter dem Label Stücke aufgeführt“, erinnert der neue Leiter der Volkshochschule an die 45 bisherigen Spielzeiten. Die Aufgabe gemeinsam mit der Stadt als Veranstalter das Programm auf die Bühne zu bringen, hat Akel von seinen Vorgängern Hans-Georg Temme und Andreas Knoblauch-Flach, beide leidenschaftliche Theaterfans, übernommen.
Die Mischung macht’s
Mit einem Mix aus Schauspiel, Musik, Konzerten, Kabarett, Ausstellungen, Lesungen und Familienangeboten biete Warburg im kulturellen Bereich zahlreiche Veranstaltungen, auf die sich das Publikum freuen könne, merkt Bürgermeister Tobias Scherf an. Und denkt dabei neben den weit über die Stadtgrenzen hinaus hoch angesehenen Meisterkonzerten, der beliebten Theaterreihe und den Kunstschauen im Stadtmuseum besonders an die mannigfachen ehrenamtlich gestemmten Veranstaltungen wie die Abende im Kulturforum oder die Konzerte der Musikvereine. Vieles werde nicht gesehen und müsse „sichtbar gemacht werden“, merkt Scherf an. Und erinnert an die Initiative „Warburger Kulturschatz“ aus den Corona-Jahren, als Kulturschaffende aus der Stadt auf sich und ihre Kunst aufmerksam machten.
Die Bilanz der abgeschlossenen Saison
Kunst und Kultur stiften Identität und werden so zu einer wichtigen gesellschaftlichen Klammer. Den Satz unterschreiben auch die Sponsoren, für deren Finanzspritze die Veranstalter danken. Das Abonnement ist immer noch beliebt. Um an ein Abo zu gelangen, gibt es Wartelisten, sagt Kulturamtsleiter Olaf Krane. Wie schon immer. Mindestens 50 Karten sind im Vorfeld, drei Wochen vor der jeweiligen Vorstellung im Info-Pavillon auf dem Neustadt-Markt und an der Abendkasse erhältlich.
Die abgeschlossene Saison: Blieben bei August Strindbergs „Fräulein Julie“ und Arthur Millers „Hexenjagd“ noch einige der gut 550 Plätze im Saal des PZs frei, so waren die beiden folgenden Aufführungen komplett ausgebucht. Da waren die Veranstalter mit „Rent a Friend“ und „Die Kehrseite der Medaille“ dem Genre der Beziehungskomödien gefolgt. Ein heiterer Abschluss der vergangenen Theater-Saison, den die neue aufnehmen wird.
Das Programm für die neue Theatersaison in Warburg
„Kardinalfehler“
„Kardinalfehler“, heißt das Stück aus der Feder von Alistair Beaton und Dietmar Jacobs. „Eine raffiniert-provokante Kirchenkomödie“, fasst Akel zusammen und hofft auf ein volles Haus. „Nicht zuletzt aufgrund des jüngst verstorbenen Papstes und der Wahl von Papst Leo“, bemerkt er. Protagonist ist Konrad Klöckner, Bischof eines kleinen Bistums, das sich auf seine 700-Jahr-Feier vorbereitet. Und in Rom als ein Vorbild moralischer Integrität gilt. Der Papst wir eine Nacht im bischöflichen Palast verbringen. Doch wird das Kirchenidyll arg gestört. Der Bischof erhält Besuch von einer sehr hübschen „einmaligen Dummheit“ aus seiner Vergangenheit als Priesterseminarist. Die junge Dame hat nach dem ihrer Mutter ein Foto gefunden, das sie zusammen mit ihrem Vater zeigt. Damit konfrontiert sie den Bischof, gibt ihm 24 Stunden Zeit, sich zu entscheiden. Da steht mehr als die Karriere auf dem Spiel.
„Achtsam Morden“
„Achtsam Morden“ ist eine Krimikomödie nach dem Bestsellerroman von Karsten Dusse. Sein erster Teil erzählt von einem hochbeschäftigten und erfolgreichen Mafia-Anwalt, der auf Wunsch seiner Frau ein Achtsamkeitsseminar besucht. Und zum Musterschüler wird. In der Praxis findet er danach Lösungen für private und auch berufliche Probleme. „Mordsvergnüglich“, kündigt Akel eine unterhaltsame Inszenierung an, die aber durchaus auch zum Nachdenken über das Leben und die eigenen Prioritäten anrege, macht er aufmerksam. „Ein wunderbares Buch“, pflichtet Bürgermeister Tobias Scherf bei.

„Biedermann und die Brandstifter“
Mit dem Klassiker „Biedermann und die Brandstifter“ vom Max Frisch folgt ein Klassiker des modernen Theaters. „Theater als moralische Anstalt mit fast unmoralisch amüsanten Mitteln“, zitiert der VHS-Leiter die Schweitzer „Weltwoche“. Herr Biedermann ist ein vertrauenseliger Mensch. Vielleicht ein bisschen naiv. Er lebt in einer Stadt, die von zahlreichen Bränden geplagt ist. „Biedermann ignoriert die Gefahr und spielt bewusst mit dem Feuer, als er zwei Fremde, den Brandstifter und seinen Komplizen, in sein Haus aufnimmt.“ Biedermann wähnt die Lage unter Kontrolle und verdrängt die deutlichen Hinweise auf ihre wahren Absichten. „Das Stück endet tragisch“, sagt Akel.

„Miss Daisy und ihr Chauffeur“
Ein Sensationserfolg: „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ wurde 1988 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet; die Hollywood-Adaption lockte Millionen Menschen in die Kinos und erhielt vier Oscars. Die Geschichte spielt in Atlanta, Georgia, 1948: Miss Daisy Werthan (Doris Kunstmann), ist es gewohnt, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Bis zu jenem Tag, an dem die 72-Jährige ihren Neuwagen samt Garage der Nachbarn zu Schrott fährt. Ein Chauffeur soll her, was Miss Daisy zunächst einmal vehement ablehnt. Doch der charmanten Art des Fahrers (Ron Williams) kann sie sich nicht lange entziehen.
INFORMATION
Die Termine
Dienstag, 4. November: „Kardinalfehler“ mit Gerd Silberbauer
Dienstag, 3. Februar: „Achtsam Morden“ mit Martin Lindow
Dienstag, 3. März: „Biedermann und die Brandstifter“ mit Peter Bause, Hellena Büttner
Dienstag, 12. Mai: „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ mit Doris Kunstmann und Ron Williams.
Alle Aufführungen finden im PZ am Wachtelpfad in Warburg statt und beginnen jeweils um 20 Uhr.