Wie die Polizei im Kreis Höxter bei „ungeklärten Todesfällen“ ermittelt

Kreis Höxter. Tote sind für sie ein regelmäßiger Anblick. Die Frauen und Männer des KvD, also die Kriminalbeamten vom Dienst der Kreispolizei Höxter, werden immer dann hinzugerufen, wenn es irgendwo ungeklärte Todesfälle gibt. Und das sind auch im Kreis Höxter nicht wenige. Erstaunlicherweise. Auch wenn ihre Arbeit häufig im Stillen und meist unbemerkt von der Öffentlichkeit passiert, tragen sie damit dazu bei, dass eine Straftat bei einem Todesfall ausgeschlossen werden kann. Es sind normale Kripobeamte, die dann vor der Tür stehen, sagt Polizeisprecher Jörg Niggemann. Im Bereitschaftsdienst. Immer auf Abruf. Wenn irgendwo etwas passiert, das in Bezug auf einen Todesfall Fragen aufwerfen könnte. Das kann der Senior sein, der trotz immer robuster Gesundheit plötzlich gestorben ist. Der Mensch, der von seinen Nachbarn vermisst wird und tot in der Wohnung liegt. Eine Person, die im öffentlichen Bereich tot aufgefunden wurde – wie im Sommer 2021 auf einer Toilette in Höxter. Oder jüngst der Gleitschirmflieger, der am Brunsberg bei Godelheim plötzlich abstürzte. Mit tödlichen Folgen. Lesen Sie auch: Tödlicher Gleitschirmunfall bei Höxter: Das sagt die Staatsanwaltschaft Paderborn dazu &bdquo;Grundsätzlich muss die Polizei bei Unglücksfällen wie in diesem Fall immer raus und die Ermittlungen aufnehmen“, sagt Polizeisprecher Achim Reker. &bdquo;Es wird dabei geprüft, ob eine Straftat im Raum steht oder ob es sich wirklich ,nur’ um einen tragischen Unfall handelt.“ Und ja, ergänzt sein Sprecher-Kollege in Zivil, Jörg Niggemann, diese Arbeit gehe den Ermittlern an die Substanz. Jüngst hatten sie an einem Wochenende gleich sechs solcher Fälle &bdquo;Leichen, bei denen der Notarzt ,unnatürliche Todesursache’ auf dem Totenschein ankreuzt, kommen etwa drei bis vier Mal die Woche vor“, so Reker. Das passiere vor allem dann, wenn dieser Arzt den aufgefundenen Menschen nicht kenne. Dann werde von der Kripo geprüft, wie die Person gestorben ist und ob ein Fremdverschulden vorliegen könne, so Reker. Jüngst hatten sie an einem Wochenende gleich sechs solcher Fälle. Es könne aber auch vorkommen, dass gar nichts in der Bereitschaftsschicht passiert, ordnet Niggemann diese Zahlen realistisch ein. Und wenn die Kripo dann daheim bei den Angehörigen auftauche, dann sei das für diese zusätzlich zur emotionalen Situation eines Todesfalls noch eine weitere. Aber er beruhigt: Es sei die normale Routine der Beamten. So läuft das Ganze im Kreis Höxter ab Wie das Ganze abläuft? &bdquo;Wenn eine Meldung bei uns eingeht, versucht der Kollege, die Kollegin, bereits am Telefon relevante Dinge abzuklären und eine kurze Einschätzung der Lage zu bekommen. Zum Beispiel mit Angehörigen. Den Kontakt zum Hausarzt zu Vorerkrankungen. Die individuellen Gesamtumstände“, erklärt Niggemann. Das könnte Sie interessieren: Kriminalstatistik in Höxter: Einbrüche auf Rekordhoch – Polizei kämpft gegen Trend Die werden dann konkreter, wenn die Kripo zum Ort des Geschehens kommt. Unauffällig in Zivilwagen und in Zivilkleidung. Dann gelte es abzuklären mit den Angehörigen, Freunden, Zeugen, Nachbarn, Auffindern und dem Hausarzt, was hier passiert ist. Und ob eine strafbare Handlung vorliegen könnte. Das ist der Begriff, der in diesen Fällen der richtige und relevante ist, betont der Polizeisprecher. So viele Fälle landen in der Polizeistatistik in Höxter Wenn das der Fall ist, dann taucht dieser in der Polizeistatistik auf. Als Tötungsdelikt. Wie viele das sind? &bdquo;Im einstelligen Bereich, drei bis fünf pro Jahr“, schätzt Niggemann. Und: Dann sei in jedem Fall auch wieder die Staatsanwaltschaft mit im Boot und ordne die Ermittlungsmaßnahmen an. Die meisten ungeklärten Todesfälle haben jedoch nicht die Reichweite einer Straftat, ergänzt er. &bdquo;Bei einem Dutzend Fällen im Monat kommt der Kripo vielleicht mal einer komisch vor.“ Das passt zum Thema: Kriminalfälle im Kreis Höxter: Zwei Leichen und ein Mörder auf der Flucht Wenn der Tote dann in die Leichenhalle oder das Bestattungsinstitut gekommen sei, dann schauten sie sich den Menschen noch einmal an. Seinen Allgemeinzustand. Ob Angaben passten. Niggemann: &bdquo;Wenn es heißt, er sei auf den Badewannenrand gestürzt: Passen die Sturzmerkmale dazu? Oder taucht plötzlich etwas völlig anderes auf.“ Eine Leichenschau ist nicht zu verwechseln mit einer Obduktion Diese &bdquo;Leichenschau“ sei aber keineswegs zu verwechseln mit einer Obduktion. &bdquo;In der Regel werden die Toten danach von der Polizei zur Bestattung freigegeben.“ &bdquo;Natürlich eingetretener Tod“ heißt es dann. &bdquo;Wichtig ist immer, die strafbare Handlung ausschließen zu können“, betont der Höxteraner. Gerufen werden sie übrigens auch bei Suiziden. Wie oft, das hänge manchmal auch von der Jahreszeit ab. &bdquo;Manchmal drei bis vier in der Woche – wo wir uns fragen: Was ist denn da los? Und dann längere Zeit gar keiner.“ Und dabei gehe es darum, zu klären: War der Suizide wirklich beabsichtigt? &bdquo;Oder hatte jemand die Finger im Spiel, dass es wie Absicht aussieht?“ Dann wiederum läuft die Absprache mit der Staatsanwaltschaft Richtung Obduktion &bdquo;Dann muss näher hingeschaut werden.“ Weil diese Arbeit so an die Substanz gehe, haben die Polizeibeamten auf mehreren Ebenen Gesprächs- und Hilfsangebote. &bdquo;Vor allem Reden hilft“, sagt Niggemann. In diesen Fällen lieber die 110 wählen Und dann betont er noch eine ganz wichtige Sache: Wenn jemand den Onkel vermisst, seit Tagen nichts von ihm hört, obwohl man sonst jeden Tag telefoniere. Wenn irgendwo der Briefkasten überquelle. Wenn die Rolläden dauerhaft runter seien, obwohl der Nachbar keinen Urlaub angekündigt habe. Und wenn niemand auf Klopfen und Klingeln reagiere: Dann doch lieber einmal mehr die 110 anrufen. &bdquo;Hier kann nach Rücksprache die Polizei mit dem Schlüsseldienst oder der Feuerwehr die Tür öffnen und alle gemeinsam in die Wohnung gehen.“ So seien schon hilflose Personen gefunden worden, die gestürzt waren und nicht wieder hochkamen. Lebendig. Aber auch Tote, die schon ein paar Tage lagen. &bdquo;Die ganz krassen Fälle, bei denen jemand wochenlang liegt, die haben wir hier zum Glück sehr selten“, sagt Niggemann. &bdquo;Aber es kommt vor.“

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