Skepsis, Wut und nur wenig Hoffnung: Davon berichten Ukrainer im Warburger Land

Warburg/Borgentreich. Der dritte Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine: Am Montag setzten bundesweit in vielen Städten blau-gelbe Farben und Fahnen Zeichen der Solidarität. Wie denken Ukrainerinnen und Ukrainer, die aus ihrem Land flüchteten und in der Warburger Region Zuflucht fanden, über Krieg und Frieden, über mögliche Verhandlungen und die Zukunft des Landes? Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen werden intensiv diskutiert. Sorge und Angst hören nicht auf. Viele äußern tiefe Skepsis gegenüber dem Aggressor. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung zeigen die Stimmen der Ukrainer aus der Warburger Region, mit denen diese Zeitung sprach. Sie wünschen sich ein Ende des Krieges, glauben aber kaum noch an einen gerechten Frieden. Die Sorge um die Zukunft ihrer Heimat ist groß. &bdquo;Man kann Russland nicht trauen“, sagt Natascha (alle im Artikel genannten Personen sind der Redaktion bekannt). Die 40-Jährige stammt aus der Poltawa-Region in der in der Zentralukraine und lebt heute in Warburg. Sie könne nicht glauben, dass Russland Versprechen halten werde, bringt sie ihre Zweifel zum Ausdruck. Das sei schon immer so gewesen. &bdquo;Man kann Russland nicht trauen, insbesondere Putin nicht“, sagt sie und sieht in möglichen Absprachen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin eine Gefahr für das Land. Die Grenzen müssten bleiben wie vor Kriegsbeginn &bdquo;Wenn sie sich auf etwas einigen, dann nur in ihrem eigenen Interesse, nicht im Interesse der Ukraine“, gibt sie ihre Meinung wieder. Sie glaubt nicht an eine Niederlage ihres Landes. Doch stelle sich die Frage, zu welchem Preis. &bdquo;Was bleibt von der Ukraine? Welche Zukunft erwartet uns?“ Besonders kritisch sieht sie die Diskussion über mögliche Gebietsabtretungen. Die Länder im Osten der Ukraine zu verschenken, sei keine gute Idee, sagt Natascha. &bdquo;Wofür haben unsere Männer dann gekämpft?“ Die Grenzen müssten bleiben wie vor Kriegsbeginn. Yana ist 39 und Oleksandr 50. Beide kamen aus Donezk nach Borgholz und teilen Nataschas Skepsis. &bdquo;Ein Treffen, bei dem über das Schicksal der Ukraine entschieden wird, kann nicht ohne die Ukraine stattfinden“, betonen sie. &bdquo;Wir glauben, dass zwei Diktatoren die Welt unter sich aufteilen wollen.“ Yana und Oleksandr erinnern an das Leid der Menschen, das bei solchen Verhandlungen keine Rolle spiele. 16 Millionen Flüchtlinge, davon neun Millionen im Ausland. &bdquo;Absoluter Wahnsinn“, sind sie empört und traurig und fragen nach dem Recht von Trump und Putin &bdquo;über unsere Heimat oder andere Länder zu verfügen“. Deutliche Worte Zwar könnten Zugeständnisse helfen, um Menschenleben zu retten, doch zeige die Geschichte, dass dies oft nur eine kurzfristige Lösung bedeute. &bdquo;Wir haben bereits einmal auf Waffen verzichtet und unsere Atomwaffen abgegeben. Wie wir sehen, hat das Budapester Memorandum (siehe Info) nicht funktioniert“, sagt Oleksandr. Gerade die Erfahrungen aus den besetzten Gebieten prägen die Meinung vieler Ukrainer. &bdquo;Natürlich wird Russland seine Versprechen nicht halten. Das sind verlogene, hinterhältige Menschen“, wird er deutlich. Die Erlebnisse aus seiner Heimatregion haben seinen Glauben an Verhandlungen zerstört. &bdquo;Wir haben acht Jahre lang an der Front gelebt“, erklärt er. Russland sei allein schuld an dem, was passiere. Nach der Annektierung der Krim seien in Minsk Abkommen unterzeichnet worden. &bdquo;Was ist davongeblieben?“ Mit Russland könne man niemals verhandeln. &bdquo;Die Russen werden betrügen und uns hinterhältig in den Rücken fallen.“ Oleksandrs Überzeugung ist eindeutig. Stimmen aus Borgentreich Galina und Vasyl aus Lviv (38) zeigen sich enttäuscht über die politischen Entwicklungen. Ein Treffen zwischen Putin und Trump, bei dem Frieden ohne die ukrainische Seite besprochen werde, sei inakzeptabel, sagt Vasyl. &bdquo;Sie werden um unsere Freiheit wie um eine Ware verhandeln“, da ist er sich sicher. Sowohl für Putin als auch für Trump sei der Krieg auch ein wirtschaftliches Geschäft. &bdquo;Solange es jemandem nützt, wird er weitergehen.“ Präsident Putin sei es schlichtweg egal, wie viele Menschen in diesem Krieg starben oder gefoltert wurden. &bdquo;Und für Trump sind nur unsere Bodenschätze interessant.“ Lesen Sie auch unter der Themenseite Ukraine Galinas Misstrauen gegenüber Russland ist ebenso groß: &bdquo;Ich denke, dass Putin die eroberten Gebiete niemals zurückgeben wird“, sagt sie. &bdquo;Wir werden gezwungen sein, ihm alles zu geben, was er für den Frieden verlangt.“ Putins Versprechen seien wertlos. &bdquo;Das haben nicht nur wir, das hat die ganze Welt erkannt.“ Galina und Vasyl hatten vor einem Jahr in Borgholz Zuflucht gefunden und haben sich entschieden: &bdquo;Wir wollen nicht in die Ukraine zurückkehren, weil wir dort weder unsere Zukunft noch die Zukunft unserer Kinder sehen. Deutschland hat uns mehr Chancen gegeben als die Ukraine in all den Jahren, die wir dort gelebt haben“. Besonders prägnant fasst Iryna ihre Einschätzung der Lage zusammen. &bdquo;Solange Putin lebt, wird es in der Ukraine keinen Frieden geben“, sagt die 32-Jährige, die in Borgentreich lebt. Der Krieg werde nur eingefroren. &bdquo;Wenn Putin wieder zu Kräften kommt, wird er erneut angreifen.“

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