Wie ein Helfer auf vier Pfoten eine Warburgerin durchs Leben führt

Warburg. Seit sechs Wochen sind sie ein Paar. Unzertrennlich. Monika Dalecki und Akira. Die Hundedame ist knapp zweieinhalb Jahre alt. &bdquo;Ein umgänglicher Airedale-Pudel“, erklärt Dalecki. So ein Tier gebe es nicht so einfach an jeder Ecke. Sechs Jahre habe sie auf den Augenblick gewartet. Bei der Krankenkasse hatte sie um einen Assistenzhund gebeten. Monika Dalecki ist blind. Ihre Augen können hell und dunkel unterscheiden, Umrisse schwach erkennen. Doch oft begreifen die Menschen nicht, was mit ihr los ist. Ihr tierischer Assistent wird angesprochen und betatscht. Nett gemeint, aber ungeschickt. Denn das weiße Führgeschirr verrät es: Der Blindenführhund ist im Dienst. Damit Akira ihren Job, Frauchen sicher von A nach B zu begleiten, gut erledigen kann, muss sie sich voll konzentrieren. Mein erster speziell ausgebildeter Hund, sagt Dalecki. Akira kam als Welpe zur Blindenführhundeschule &bdquo;Caputo“ in Erwitte, seit gut 35 Jahren Spezialist in der Ausbildung von Assistenzhunden, zertifiziert und anerkannt. Noch ist die Ausbildung nicht komplett abgeschlossen Auch Akira sollte blinden Menschen eine gefahrlose Orientierung gewähren. Zwölf Monate der Sozialisierung &bdquo;danach beginnt die Ausbildung“, sagt Dalecki. Noch ist sie nicht komplett abgeschlossen. Akira und die Warburgerin warten auf den Termin der Abschlussprüfung. An dem Tag wird der Prüfer von der Krankenkasse bei den beiden vorbeischauen. Hunde habe sie schon immer gehabt, merkt die 71-jährige Rentnerin an. Wie aufs Stichwort bellt im Nebenzimmer Lilly, die elfjährige Chihuahua-Dame. Dazu streicht ein Maine Coon durch die Wohnung im Musikerviertel auf der Ulenbreite. Mit 13 war der Schäferhund der Warburgerin gestorben Mit seinen 12 Jahren ist er in seinen besten Jahren. Mit 13 sei ihr Schäferhund gestorben, sagt sie. Den habe sie auch als Begleithund ausbilden lassen. &bdquo;Ich brauche ein bisschen etwas, das um mich herum laufen kann“, sagt Dalecki mit einem Lächeln. Geboren in Paderborn, war sie als Kind mit ihren Eltern au dem Ruhrgebiet in die Hansestadt gekommen. Heute blickt sie auf zehn Enkelkinder. Der Sohn wohnt in Welda, die Tochter in Scherfede. Zwei Absagen hatte sie bekommen. &bdquo;Die Hunde sollten nicht die meinen sein“, das weiß sie. Zwei volle Wochen verbringt die Warburgerin im Ausbildungscamp Dann im Sommer der nächste Anruf. In der Hundeschule stürmt Akira gleich beim ersten Besuch direkt auf sie zu. Sie habe es sofort gewusst: &bdquo;Das ist meine“, sagt Dalecki. &bdquo;Ihr kann ich vertrauen.“ Doch müsse am Vertrautsein gearbeitet werden. Von beiden Seiten. Auch Dalecki ging ins Training. Im Oktober zwei volle Wochen im Ausbildungscamp. Um zu lernen und um zueinanderzufinden. Dass Akira sie gleich akzeptiert habe, bezeichnet Dalecki als &bdquo;großes Plus“. Hunde seien sehr personenbezogen, sagt sie, Akira sehr frauenbezogen. Tägliches Training ist wichtig und unerlässlich Die spielt hinter ihr auf dem Sofa, den Zipfel einer Decke zwischen den Zähnen, die sie sich vor den Vorderpfoten zurechtstupst. Greift Dalecki an der Garderobe zum weißen Geschirr mit dem starren Führungsgriff, schaltet die Hundedame um. Denn Akira unterscheidet zwischen Job und Freizeit. Täglich geht es auf die Runde. Kommandos wollen wiederholt, der Kontakt über den stabilen Führbügel verfeinert werden. Dalecki bestimmt den Weg und weist den Vierbeiner entsprechend an. &bdquo;Ich bin diejenige, die lernen muss“, sagt sie. Auch interessant: Blinde stolpern über E-Roller - warum sie in OWL überall stehen dürfen So weicht der Hund einer Baustelle in Warburg aus Eine Baustelle in der Stadt, die vorher nicht da, oder eine Person die vor ihr steht, irritieren. Akira lasse sie links oder rechts liegen, drücke über den Körperkontakt ihre Halterin am Hindernis vorbei. &bdquo;Was mir Angst macht, ist für sie normal“, erklärt Dalecki. An der Treppe stoppt Akira, setzt die Pfote auf die erste Stufe und bleibt dann Stufe für Stufe neben mir. Auf die Aufforderung &bdquo;Such Bank!“ bringt sie die Seniorin im Café zu einem freien Platz. Such Ein- und Ausgang! Akira weiß, wo es langgeht. Schwierig ist es an der Ampel über die Bundesstraße beim Obi. So werden Ampeln zum Problem für Blinde in Warburg Oftmals bleibe das Signal für Blinde aus, berichtet Dalecki von häufig auftretenden Störungen. Und Hunde könnten keine Farben sehen. Oder auf dem Zebrastreifen. Zwar halten die Fahrzeuge an, wenn sie den Übergang mit dem Blindenstock anzeigt. &bdquo;Doch steh ich auf der Hälfte, höre und spüre ich die Autos im Rücken. &bdquo;Das macht mir Angst“, gesteht sie. Dass Fahrer und Fahrerin sich nicht die Zeit nehmen, bis sie die Fahrbahn ganz überquert habe, irritiere auch den Hund, der es anders gelernt habe. Dalecki wünscht sich mehr Rücksicht. Lesen Sie auch: Gefahr für Blinde auf dem Bielefelder Jahnplatz - Chefplaner erklärt Radweg-“Brücke“ Wenn Akira im Spielmodus ist, ist alles anders &bdquo;Jeder ist nur bei sich, nicht beim Nächsten“, sagt sie. Aber es gebe auch die Guten, gibt sie ihre Erfahrung wieder. Akira schaut mit treuen Augen zu ihr hoch, legt den Kopf in ihren Schoss. &bdquo;Sie ist sehr verschmust“, greift Dalecki am Tisch dem Tier ins Fell. Jetzt habe Akira Freizeit, sei im Spielmodus. Da dürfe sie so sein. Im Job nicht. Da zähle die Konzentration. Viele wüssten nicht, was das Geschirr bedeute. Auch Kinder sollten dann Abstand nehmen. Der Hund muss an die frische Luft: &bdquo;Jetzt sind wir auch in größeren Runden bei Wind und Wetter unterwegs“, sagt Dalecki. Bitte nicht ansprechen, wenn der Hund das Geschirr trägt &bdquo;Sie muss ja, ob ich will oder nicht“, blickt Dalecki zum Hund. Gassi gehen an der Leine. Das Verhältnis von Dienst und Freizeit wolle wohl dosiert sein. Damit die Lust an der Arbeit nicht schwinde. Die sei in erster Linie Kopfarbeit. Wieder daheim, lege sich Akira oft hin und schlafe. Weil sich der Hund im Dienst konzentrieren müsse, &bdquo;sollte ihn niemand ansprechen, sobald er das Geschirr umhat“, bittet Dalecki. Akira rutsche aus ihrem Programm. Akira sei das Geschenk überhaupt, das schönste neben den Enkeln, schränkt sie ein. Von solch einem Assistenzhund habe sie bisher nur geträumt. &bdquo;Sobald Akira das Geschirr umhat, bitte nicht ansprechen“, wünscht sie sich. Dalecki möchte aufklären. Der Hund ist auch beim Gottesdienst in Warburg dabei Akira wird auch dabei sein, wenn am Heiligabend um 16 Uhr der weihnachtliche Gottesdienst im Bethaus der evangelischen Baptistengemeinde beginnt. Zum Vertrauen gehöre auch Gottvertrauen, sagt Dalecki. Passend zum Thema: Darum sind Blinde an der neuen ZOH Paderborn teilweise überfordert

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