Nach Tsunami: Wie die Warburger Hikkaduwa-Hilfe beim Wiederaufbau unterstützte

Warburg/Hikkaduwa. Die Bilder gingen um die Welt und brannten sich ins kollektive Gedächtnis ein: Es war der zweite Weihnachtstag, als vor 20 Jahren ein Erdbeben vor der Insel Sumatra mehrere Tsunamis ungeheuerlichen Ausmaßes auslöste. Verheerende Flutwellen überspülten im Indischen Ozean Küsten und Strände und rissen rund 230.000 Menschen in den Tod. Allein in Indonesien starben rund 165.000 Menschen, weitere Zehntausende in Sri Lanka, Indien und Thailand. Nach Schätzungen verloren in Südostasien 1,7 Millionen Küstenbewohner ihr Heim. Zwei Tage vor dem 26. Dezember war Richard Oppermann aus dem Urlaub in Sri Lanka ins traute Heim nach Warburg zurückgekehrt. Jetzt schoss ihm der Schrecken in die Glieder. Oppermann verstarb mit 57 Jahren im Januar 2020. 15 Jahre lang hatte er engagiert die Warburger Hikkaduwa-Hilfe geleitet. Den Verein, den er mit Freunden und Bekannten in Warburg nach der Katastrophe gegründet hatte. Damals war die Betroffenheit auf der ganzen Welt groß. Nach einer solchen Naturkatastrophe spenden viele. Einmalig. &bdquo;Wir wollen aber langfristig Hilfe anbieten“, hatte Oppermann, der den Opfern der gigantischen Flutwelle in seinem Urlaubsort helfen wollte, das Ziel vorgegeben. Hikkaduwa heißt das Dorf. Rund 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Colombo. In den 1970er Jahren entdeckten ihn Hippies für sich. Das einst verträumte Fischerdorf entwickelte sich mehr und mehr zu einem Flecken für Individualtouristen. In den 1980er Jahren wurden dann große Hotelkomplexe hochgezogen. Hikkaduwa wurde Ferienziel zahlreicher Pauschalreisender. Dass bei dem Tsunami am 26. Dezember 2004 rund 1.700 Personen in der Stadt starben, diese Zahl erfuhr Oppermann erst später. Oppermann bestürzt über Zustände nach Erdbeben und Tsunami Im Januar 2005 besteigt er wieder den Flieger. Oppermann möchte sich ein Bild machen und ist erschüttert. &bdquo;Bevor die großen Spendenaktionen angelaufen waren, gab es dort rein gar nichts mehr“, berichtet er der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Am Silvester-Abend war im Freundeskreis diskutiert worden, über einen Verein Hilfe zu organisieren. Passend dazu: Hikkaduwa 2009 – Dieser kleine Verein bewegt eine ganze Menge Doch dafür mussten auf Sri Lanka Genehmigungen eingeholt werden. Ein schwieriges Unterfangen, dass nur über Beziehungen gelang. Nach Oppermanns Rückkehr standen dann die Formalitäten zur Vereinsgründung in Deutschland an. Im April 2005 wurde die gemeinnützige Warburger Hikkaduwa-Hilfe beim Amtsgericht ins Vereinsregister eingetragen. &bdquo;Helfen, heilen, handeln“, gab sich der zwischenzeitlich auf 43 Mitglieder angewachsene Verein, der sich 2019 auflöste, als Motto vor. Flutwelle spült die Strandbar des Warburgers ins Meer Auch der Warburger Reinhold Weiffen, der im Süden der Insel mit einem Freund eine kleine Hotelanlage betrieb, dachte an die Hilfe. Weiffens Gästehaus im Süden von Hikkaduwa war durch die Wassermassen zwar nicht unmittelbar betroffen, doch waren das Restaurant am Strand und die gerade neu gebaute Strandbar vollkommen zerstört. Oft stehe das Eingangstor noch am Grundstück, &bdquo;aber die Häuser sind weg“, hatte der Wirt des Kuba nach der Riesenwelle über die aktuelle Lage auf der Insel berichtet. In den Ortschaften seien die Betroffenen in Tempeln, Schulen oder Zelten untergebracht. &bdquo;Die Leute standen hilflos da, sahen uns erwartungsvoll an“, erinnert sich Weiffen heute an den damaligen Aufenthalt im Land nur wenige Tage nach der Katastrophe. &bdquo;Die Menschen schockiert, traumatisiert“, sagt Weiffen. Es werde Jahre dauern, bis alles wieder aufgebaut sei, befürchtete der Warburger. &bdquo;Falls die Menschen finanziell überhaupt dazu in der Lage sind.“ Weiffen beschafft zunächst das Nötigste: Matratzen, Kleidung, Schuhe. Er schaut sich um, sucht Familien aus, die alles verloren haben, und nicht in der Lage sind, sich ein neues Dach über den Kopf zu bauen. Ein kleines, einfaches Haus sei damals für rund 2.000 Euro zu erstellen gewesen, sagt er. Und es gab in der Region Tausende obdachloser Familien. Wie auch Oppermann hatte Weiffen in der Warburger Region um Spenden geworben. Hikkaduwa-Hilfe hilft obdachlosen Menschen Doch ließen Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft mit der mit der Zeit nach. Auch wenn die Welle abgeebbt war, die Hilfe aus der Börde wurde gebraucht. Denn die Spätfolgen des Seebebens waren lange im Ort zu sehen. Noch Jahre später lief der Wiederaufbau schleppend. Vorstand und Mitglieder der Hikkaduwa-Hilfe vermittelten Patenschaften und kreierten das &bdquo;Warburg-Stipendium“. Auch bereiteten Projekte zur Verbesserung der Wohnverhältnisse in Hikkaduwa vor. Dringend benötigter Wohnraum sollte beschafft werden. Denn selbst zehn Jahre nach dem Tsunami lebten viele der Menschen im Dorf noch in vormals eilig errichteten Lehmhütten. Lesen Sie auch: 2016 sammelt Warburg Spenden für ehemaligen Hippie-Ort Hikkaduwa Mit den Erlösen aus Aktionen wie den in der Stadthalle veranstalteten Ü-30-Partys, Waffel- und Kalenderverkäufen förderte der Verein auch die Schulbildung der Kinder in Sri Lanka. Fahrtkosten, Schuluniformen, Schulmaterialien wurden bezahlt. Für viele Familien eine wichtige Unterstützung. Die Warburger Pateneltern bezahlten Schulessen und Schulgeld für den Unterricht in den Privatschulen. Mit dem &bdquo;Warburg-Stipendium“ finanzierte der Verein besonders förderungswürdigen Schülern das Studium. Vier Medizin-, Architektur- und Bankmanagement-Studenten waren am Ende dem Hilfeprogramm entwachsen. Durch die persönlichen Kontakte stellte der Verein sicher, dass das Geld genau dort ankam, wo es dringend benötigt wurde. Mindestens einmal im Jahr schaute Vorsitzender Oppermann in Hikkaduwa für einige Wochen nach dem Rechten.

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