Ärztemangel: Wäre ein Gesundheitszentrum für Warburg eine Lösung?

Warburg. Ein Gesundheitszentrum auf der Laurentiushöhe? Als innovatives Konzept, das hilft, die lokale Gesundheitsversorgung zu sichern und zu verbessern? Doch möchte Warburg nicht warten, bis der Arzt kommt. Denn die Anzahl der Patienten wird schnell wachsen, die der Allgemeinmediziner in der Region droht dagegen zu sinken. Da wird ein Regionales Versorgungszentrum (RVZ) die Versorgung mit Haus- und Facharztpraxis, Pflege, Therapie, Prävention und Beratung das Angebot im neuen Wohnquartier unter einem Dach bündeln. Auf dem Weg dahin soll in der Kernstadt ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) gegründet werden. &bdquo;Kurz- bis mittelfristig“, so die Planung. Und zunächst in bestehenden Praxisräumen Platz finden. Warburg ist vom Wegfall von Hausarzt-Stellen besonders betroffen Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung kommen im Kreis Höxter auf 100.000 Patienten 138 Ärzte. Stand 2023. Statistisch mag das Verhältnis noch passen, doch ist schon länger eine Verschlechterung der Gesundheitsvorsorge im Bereich der Hausärzte spürbar. In den vergangenen zehn Jahren hat der Kreis Höxter zehn Vollzeitstellen für Hausärztinnen und Hausärzte verloren. Mit vier dieser Stellen war die Hansestadt Warburg vom Rückgang besonders betroffen. Lesen Sie auch: Medizinische Versorgung im Kreis Höxter wegen Hausarztmangel vor dem Kollaps Und das Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte liegt jenseits der 60. Für viele steht der Ruhestand an. Dazu kommen Kostendruck und eine ausufernde Bürokratie, die belasten. Nachfolger für die Praxen sind gesucht, doch sind junge Mediziner kaum noch bereit, sich auf dem Land niederzulassen. Ein Problem, das die Kommunen beschäftigt. Denn das Dilemma wird sich mehr und mehr verschärfen. Workshop mit lokalen Akteuren aus dem Gesundheitsbereich Ein Workshop im Juni hatte Entwicklungen und Bedarfe in Warburg aufgezeigt. Neben niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten hatten sich in der Stadthalle Therapeuten, Apotheker, medizinisches Fachpersonal und Vertreter der Stadtratsfraktionen getroffen. Sie diskutierten über Fragen der Gesundheitsversorgung in der Kernstadt und den Dörfern. Besonders im Blick: die Laurentiushöhe. Das neu entstehende Quartier im Westen der Stadt. Im &bdquo;Quartier mit Seele“ soll später ein RVZ etabliert werden. &bdquo;Das gesundheitliche, soziale, gesellschaftliche und quartiersbezogene Nutzungen unter einem Dach vereint“, sagt Bürgermeister Tobias Scherf. Ebenso wie Julian Mayer, der als Leiter des Kundenmanagements der Caritas Wohnen für die Paderborner Caritas Wohnen und Werkstätten (CWW) das Projekt begleitet. Medizinischer Nachwuchs soll für den ländlichen Raum begeistert werden Dass auf lange Sicht aufgrund von Überalterung der Ärzte- und Apothekerschaft eine Lücke in der medizinischen Versorgung klaffe, darüber sei sich die Warburger Runde einig gewesen, berichtet Mayer. Die Lösung: &bdquo;Gemeinsam das Problem angehen und Kräfte bündeln“. Das sei die grundlegende Idee für die Laurentiushöhe, in der in Zukunft ein Bedarf für 600 bis 700 Bürgerinnen und Bürger anstehe. Das neue inklusive Wohnquartier ziehe die Menschen an, sagt Mayer. &bdquo;Und im Zuge unsere Sonderwelt zu öffnen, haben wir über die Stadtentwicklung hinaus ein starkes Interesse an der gemeinsamen medizinischen Versorgung.“ Derzeit versorge eine angestellte Ärztin die Bewohnerinnen und Bewohner im Heilpädagogischen Therapie- und Förderzentrum (HPZ). Sie kümmere sich im Haus der Gesundheit, &bdquo;der frühere Klinikbereich“, sagt Mayer, um die Gesundheit von knapp 300 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. &bdquo;Mediziner zu finden wird schwieriger“, bilanziert er. Es liege auf der Hand, sich mit der Stadt zusammenzutun, um den medizinischen Nachwuchs für den ländlichen Raum zu begeistern. Bündelung von Dienstleistern: vom Arzt über Physiotherapeut bis zum Logopäde In der Vernetzung von Personen aus den Bereichen Gesundheit, Pflege und Soziales sieht er eine Chance, in Warburg ein MVZ aufzubauen, um unterschiedliche Dienstleister an einem Ort zu konzentrieren und zu bündeln. Vom Physiotherapeut über den niedergelassenen Arzt bis zum Apotheker, der Krankenpflegerin oder der Logopädin. Unter den Warburger Akteuren im gesundheitlichen Bereich gebe es darüber &bdquo;eine große Übereinstimmung, in die Kooperation und das Netzwerk zu gehen, auch um die Bürokratie klein zu halten“, bemerkt Mayer. Denn sowohl im RVZ, als auch im MVZ gebe es jemanden, der sich um Dinge wie Termine, Abrechnungen, Verwaltung und bürokratische Auflagen kümmere, während der Arzt, die Ärztin mehr Zeit für seine, ihre Patienten habe. Beide Konstrukte könnten eine Antwort auf die Herausforderung sein, &bdquo;in der wir gerade stecken“, sagt Mayer. Und neben der allgemeinmedizinischen vielleicht auch die fachärztliche Versorgung mit Kinder-, Haut-, Hals-Nasen-Ohren- oder Augenärzten aufrechterhalte. Beim Thema MVZ sind in Warburg noch einige Fragen offen Noch sei nichts konkret, bremst Andreas Niggemeyer, Beigeordneter der Stadt, die Erwartungen. Weder das Wie, noch das Wann eines möglichen MVZs. Auch über die Trägerschaft sei kein letztes Wort gesprochen. Da seien unterschiedliche Konstellationen denkbar und möglich, verweist er auf das Beispiel des MVZs in der Gemeinde Marienmünster, das als GmbH gegründet wurde. &bdquo;In Warburg sind wir noch nicht so weit.“ Neben der Stadt Warburg arbeiten auch die Kommunen Dörentrup und Kalletal im Kreis Lippe in der Urban-Land-Projektfamilie &bdquo;Lokale Daseinsvorsorge“ aktuell an Konzepten für gesundheitsbezogene Angebote wie Beratung, Prävention, Gesundheitsförderung, Hilfen für Pflege und pflegende Angehörige, Lotsen- und Netzwerkstrukturen oder Telemedizin. Vertreter des beauftragten Fachbüros Dostal und Partner werden in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses am Dienstag, 29. Oktober, ab 17 Uhr im Behördenhaus zunächst ihre Analysen, Ideen und Vorschläge für kommende Schritte in Warburg vorstellen.

Meistgelesen