Er macht in Warburg die Demokratie erlebbar

Warburg. Der Mann kommt rum. Er pendelt zwischen Welten, zwischen drei Jobs, drei Kreisen und zwei Bundesländern. Was all dem gemein ist: der Umgang mit Menschen. &bdquo;An erster Stelle bin ich Netzwerker“, sagt Thomas Rebenstock über seine Arbeit. Ein Netzwerker, der den Umgang mit diesen Menschen liebt und braucht. Dabei hat alles Mal ganz anders angefangen. Erst mit etwa 40 fand er seinen Weg in diesen Beruf der Projekt- und Referentenarbeit und des Coachings, erzählt der 55-Jährige. Seit knapp einem halben Jahr ist er in Warburg verantwortlich für das Bundesprojekt &bdquo;Demokratie leben“, das unter dem Titel &bdquo;Partnerschaft für Demokratie“ beim Verein für Völkerverständigung angesiedelt ist. Eine halbe Stelle. Eine weitere halbe Stelle führt ihn in den Nachbar-Landkreis Waldeck Frankenberg als Dekanatsreferent ins Dekanat Waldeck. Und dann ist da noch das dritte Herzensprojekt, um das er sich freiberuflich kümmert: &bdquo;Schwarm – Wissen – Fischer“. Genau das macht Rebenstock auch in Warburg. Ideen sammeln, vermitteln, auf den Weg bringen. Vor dem Hintergrund von Demokratie und Vielfalt. Vor allem für Kinder und Jugendliche. Aber eigentlich für alle Menschen. Und er freut sich, dass die Stadt ihn in der Verwaltung mit einer halben Stelle in Sachen bürokratische Angelegenheiten den Rücken freihält. &bdquo;Ich bin nicht so der Verwaltungsmensch“, bekennt er freimütig. Und das hat er mal gelernt Eigentlich ist Rebenstock gelernter Elektroanlageninstallateur. Dann ging er in die Immobilienwirtschaft, kümmerte sich um alles von der Technik bis zu Hausverwaltung, studierte schließlich Sachverständigenwesen für Immobilienwerte mit Diplom, hatte die ganz großen Unternehmen an der beruflichen Angel, war sechs bis sieben Tage in der Woche eingebunden in 15-Minuten-Zeitraster – und mit noch nicht einmal 30 Jahren fertig. Ausgelaugt. Durch. Die Arbeitsvermittlung Wiesbaden war der Meinung, er brauche ein Coaching für die Bewerbervermittlung. Das lief rund ein Jahr ins Leere, bis er eine neue Gruppe fand, in der die Leiterin ihm &bdquo;erfrischend richtig Beine machte“. So fand er in einem Arbeitsbereich, den er nie studiert hatte, seine Aufgabe. Und bei einem Bildungsträger in Frankfurt einen neuen Job, der &bdquo;passte wie die Faust aufs Auge“. Die Liebe trieb den gebürtigen Wiesbadener nach Nordhessen. Und jobmäßig an die heutige Akademie der Wissenschaft in Kassel als Nordhessen-Koordinator für Berufseinstiegsbegleitung. Doch auch dort war irgendwann Schluss. Er machte sich selbstständig mit &bdquo;Schwarm – Wissen – Fischer“, kümmerte sich um Projekt- und Organisationsberatung, organisierte Zukunftswerkstätten beispielsweise für Kirchengemeinden oder das Bistum Fulda: &bdquo;Da hatte ich es mit Menschen zu tun vom Generalvikar bis zur Hausmeisterin. Erfrischend, denn wer kommt sonst mit Menschen aus dieser Spannbreite zusammen und bekommt diese Einblicke hinter die Kulissen. Oder kann den Finger in und auf Wunden legen – und ich habe nicht immer fein gefeilte Fingernägel“, sagt er und schmunzelt. Wie das Ganze Rückenwird vom Rat bekommt Seit März nun &bdquo;Demokratie leben“ in Warburg als Nachfolger von Alex Akel. &bdquo;Angekommen“, sagt er über diese, seine Position in der &bdquo;Partnerschaft für Demokratie“. &bdquo;Das Pilotprojekt läuft gut an.“ Bis zum Jahresende ist alles in trockenen Tüchern. Jetzt entscheidet es sich, ob es in Warburg weitergeht. Man habe schon die &bdquo;Interessenbekundung“ fürs Bundesprogramm abgegeben. Der Rat Warburg habe mit einer Absichtserklärung, Haushaltsmittel sogar über acht Jahre dafür als Eigenanteil bereitzustellen, dem Ganzen gut Rückenwind gegeben. Denn die Werte von Demokratie, Toleranz, Vielfalt liegen nicht nur Rebenstock sehr am Herzen: &bdquo;80 Prozent der Deutschen sagen, dass sie diese in Gefahr sehen.“ Deshalb sieht er viele Ansatzpunkte, in Warburg weiterzuarbeiten. Als Beispiel nennt er die Idee eines &bdquo;Demokratie-Salons“ mitten in der Stadt als einen generationsübergreifenden Veranstaltungsort mit festen regelmäßigen Angeboten ohne kommerziellen Verzehrzwang. Beispiele sind Ideen für junge Leute, Hintergründe und Fake News zu überprüfen und aufdecken können. Oder auch Medienerziehung, wie Eltern fitter werden, um das, was ihre Kids den ganzen Tag tun, zu verstehen. Oder auch Hate-Speech-Kurse, mit denen man sich besonders an Verantwortliche in Sportverein wenden möchte, in denen viele junge Männer mit Migrationshintergrund kicken. Ein Projekt steht kurz vorm Abschluss: Ein Wasserspender – eine Idee der jungen Leute aus der ersten Demokratie-leben-Phase – ist bereits angeschafft und soll nahe der Neustadtkirche aufgestellt werden.

Meistgelesen