Leselust im Liegestuhl: Warburger Buchhändlerinnen geben Tipps

Warburg. Abschalten, Stress abbauen, dem Alltag entfliehen. Das versprechen die sommerlichen Urlaubstage. Dass dabei Bücher zu idealen Urlaubsbegleitern werden können, sagen nicht nur die Buchhändler. Egal ob auf Reisen oder im Liegestuhl auf dem heimischen Balkon. Ferienzeit: Da zieht es nicht nur die Stammkundschaft in die Buchläden. In der Warburger Buchhandlung Podszun an der Hauptstraße geben sich an diesem Tag Verlagsvertreter und Großhändler buchstäblich die Klinke in die Hand. Dazu die Lieferungen der Schulbücher für das neue Schuljahr. Die müssen sortiert werden. Nach Schulen und Klassen. &bdquo;Ein erster Schwung der vorbestellten Ware“, erklärt Buchhändlerin Jutta Bluhm. Urlaubsstimmung komme da schwerlich auf, der Stress wecke allein die Sehnsucht nach ruhigeren Tagen. Nach Lesetagen. Kundinnen und Kunden schlendern entlang der Regale, greifen das ein oder andere Werk aus den Reihen, Touristen bedienen sich am Postkartenständer. &bdquo;Jugendliche“, sagt Bluhm, nutzten die freie Zeit wieder fürs gute Buch. Romantasy, nennt sie das Stichwort. Diese Romane seien unter der Klientel besonders beliebt. &bdquo;Die mit dem bunten Schnitt kommen besonders gut an“, zeigt sie auf den Verkaufstisch gleich am Eingang des Ladens an der Hauptstraße und blättert bei einem der Exemplare von &bdquo;Whispers“ der Bestsellerautorin Ayla Dade die Seiten auf. Leidenschaftliche Gefühle, abgründige Geheimnisse, magische Liebesgeschichten, schön verpackt und online heftig beworben in den Sozialen Medien, auf Tiktok und Instagram. Kurze Clips, in denen die Jugend ihre neuesten Lieblingsbücher anpreisen. Die Mischung aus Herz und Fantasy sei bezaubernd und packend. Und mit farbiger Schnittkante. Zunehmend müsse das Outfit stimmen, sagt Bluhm. Das Taschenbuch, gestaltet wie eine Luxusausgabe. Dafür seien die jungen Leserinnen bereit, auch einen höheren Preis zu zahlen. &bdquo;Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach’ Limonade daraus“ Um solche Aufmerksamkeit braucht einanderes Genre nicht zu buhlen. &bdquo;Krimis gehen immer“, sagt Bluhm. Doch sei auch hier die farbige Schnittkante im Kommen. Wie bei den spannenden Psycho-Storys von Freida McFadden. &bdquo;Der eine mag’s blutig, der andere eher weniger“, bemerkt Bluhm. Ihre Empfehlung: &bdquo;Bretonische Sehnsucht“ von Jean-Luc Bannalec. Ein 400 Seiten starker Schmöker. Im Bereich Belletristik ist ihre Wahl die Autorin Caroline Wahl. &bdquo;Windstärke 17“, nennt Bluhm den Titel des aktuellen Bestsellers. &bdquo;Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach’ Limonade daraus“, umschreibt sie prägnant den Inhalt. Auch für den Vorgänger &bdquo;22 Bahnen“ spricht sie eine Empfehlung aus. Eine berührende Geschichte über zwei Schwestern und ihre alkoholkranke Mutter. &bdquo;Eher für Leserinnen“, meint die Buchliebhaberin und nimmt dann Petra Pellinis &bdquo;Der Bademeister ohne Himmel“ in die Hand. &bdquo;Ein total liebevolles Buch.“ Ein Ex-Bademeister, Hubert mit Namen, der nicht einmal mehr seine verstorbene Frau erkennt, und ein junger, hochintelligenter Außenseiter. Das ist die Gesellschaft der fünfzehnjährigen Linda, die nach Halt in einer chaotischen Welt sucht. &bdquo;Eine bewegende Story über Freundschaft und Verlust, mit Humor und Feingefühl erzählt.“ Was hat ein verschwundenes Flugzeug mit der Demenz des Vaters gemeinsam? Die Begegnung und der Umgang mit demenzerkrankten Menschen ist als Thema in der Literatur brandaktuell. Kollegin Miriam Fischer empfiehlt &bdquo;All right. Good night.“ von Helgard Haug (Rowohlt, 22 Euro). &bdquo;Ein Buch über Demenz, Verlust und Verschwinden“, sagt Fischer. &bdquo;Was hat ein verschwundenes Flugzeug mit der Demenz des Vaters gemeinsam?“, habe sie sich gefragt, als sie das Buch erstmals in Händen hielt. &bdquo;Viel mehr, als man denkt“, sagt sie jetzt. Haug habe in ihrem Debüt eine beeindruckende Geschichte geschrieben, die traurig und melancholisch, zugleich aber auch heiter und zuversichtlich stimme. Die Autorin schaffe es, persönliche Erfahrungen mit Distanz und Nähe gleichzeitig zu erzählen, finde beeindruckende Bilder und Vergleiche. &bdquo;Ein Buch für Menschen, die gerne intensive Geschichten lesen.“ Der Geheimtipp von Jutta Bluhm ist &bdquo;Trophäe“ von Gaea Schroeters (Zsolnay, 24 Euro). Darin gehe es um die Großwildjagd, sagt Bluhm. &bdquo;Ich liebe es, Bücher zu lesen, die einen im Denken weiterbringen“, sagt sie. Schroeters Buch handle vom Naturschutz. Ein Trophäenjäger schießt in Afrika einem Wilderer ein freigegebenes Nashorn vor der Nase weg: &bdquo;Dann nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf“, verspricht Bluhm dem Leser &bdquo;ein richtig heftiges Ende“. Nach dem Urlauvb fühlen sich viele nur mäßig erholt Wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Krankenkasse Pronova BKK zeigt, schaffen es aber viele einfach nicht, im Urlaub richtig abzuschalten. Nach eigener Einschätzung kehren 24 Prozent &bdquo;wenig ausgeruht“ aus ihren Urlaubswochen zurück. Weitere 19 Prozent fühlen sich &bdquo;nur mäßig erholt“. Den Zahlen der Studie nach bleibt da das Lesen im Liegestuhl eher eine romantische Vorstellung. Zu wenig Distanz zur Arbeit. Im Urlaub richtig abzuschalten, fällt vielen Menschen schwer. Auch wenn knapp die Hälfte der mehr als 1.000 Befragten für die großen Ferien mindestens drei Wochen frei nimmt. Doch spielt auch in dieser Zeit der Job für viele eine große Rolle. Rund die Hälfte der Befragten checken im Urlaub ihre Mails und knapp zwei Drittel werden während der freien Zeit im beruflichen Zusammenhang kontaktiert. Dabei sei gerade die gedankliche Distanz entscheidend, um den Urlaub wirklich genießen und richtig abschalten zu können, sagt Wirtschaftspsychologin Patrizia Thamm, Resilienz-Trainerin der Krankenkasse. Diese Distanz schaffen die Seiten einer guten Lektüre, werben die Warburger Buchhändlerinnen Bluhm und Fischer fürs Lesevergnügen. Wo ist der ideale Ort, wann die ideale Zeit, um in sein Lieblingsbuch einzutauchen? &bdquo;Abends im Bett, höre ich von unseren Kundinnen und Kunden immer wieder“, sagt Bluhm. Und natürlich im Urlaub, weil dann deutlich mehr Zeit sei, &bdquo;um sich auf ein gutes Buch einzulassen“.

Meistgelesen