Mehr als 20 Verletzte

Medizinischer Notfall beim Fahrer? Berufsschüler aus Warburg verunglücken auf A44

Ein Ausflug nach England endet für eine Gruppe von Berufsschülern aus Warburg mit einem Unfall. Ein medizinischer Notfall soll der Auslöser gewesen sein. Die Schule äußert sich.

Bei einem Busunglück auf der Autobahn 44 in Nordrhein-Westfalen sind in der Nacht zu Freitag 22 Menschen verletzt worden. In dem Reisebus, der bei Werl aus noch ungeklärten Gründen von der Fahrbahn abkam und auf die Seite stürzte, saßen nach Angaben eines Polizeisprechers Schüler eines Berufskollegs aus Warburg. | © dpa

29.03.2024 | 29.03.2024, 17:46

Werl/Warburg (dpa/sf). Bei dem zweiten schweren Busunglück in Deutschland binnen weniger Tage sind auf der Autobahn 44 in Nordrhein-Westfalen mehr als 20 Menschen verletzt worden. Nach Informationen dieser Redaktion verunglückte in der Nacht zu Freitag eine Reisegruppe mit Schülern und Betreuern des Theresia-Gerhardinger-Berufskollegs in Warburg-Rimbeck an der Grenze zu Hessen. Sie waren auf dem Rückweg von einem Ausflug nach England. Ihr doppelstöckiger Reisebus kam bei Werl von der Autobahn ab, fuhr in eine Böschung und stürzte auf die Seite.

Die Gruppe hatte schon fast die gesamte Rückreise aus Hastings hinter sich gebracht, als der Bus verunglückte. „Nach dem ersten Schock in den Morgenstunden sind wir erleichtert, dass es allen den Umständen entsprechend gut geht“, sagt Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach vom Träger der Schule, dem Kolping-Schulwerk. Sie war vor Ort, als die Gruppe am Freitagmittag ihre persönlichen Gegenstände aus dem Bus in Empfang nahm. „Die meisten sind wieder zu Hause bei ihren Familien, nur noch zwei werden in Krankenhäusern derzeit gut versorgt“, sagt sie mit deutlicher Erleichterung in der Stimme, dass alles trotz der schlimmen Bilder einigermaßen glimpflich ausgegangen ist.

„Wir haben uns mit dem Notfallseelsorger im Kreis Höxter abgestimmt, welche Angebote wir unseren Schülerinnen und Schülern, Betreuerinnen und Betreuern machen können, um sie nach den Unfallerlebnissen professionell begleiten zu lassen“, sagt Klare-Kurtenbach. Bei Bedarf stünden Gesprächsangebote und eine psychologische Begleitung zur Verfügung. Sie dankt den Helfern für die besonnene, strukturierte Hilfe und die „vorbildliche Koordination“ an der Unfallstelle, die eine größere Panik verhindert hätten.

Deshalb kam es zu dem Unfall

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war dem Unfall ein medizinischer Notfall des 53-jährigen Busfahrers vorausgegangen. Andere Fahrzeuge seien nicht an dem Unfall beteiligt gewesen. Insgesamt wurden nach Angaben der Polizei 21 Insassen verletzt, davon einer schwer, aber nicht lebensgefährlich.

Rettungswagen brachten die Verletzten in umliegende Krankenhäuser. 39 Insassen blieben unverletzt. Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch der Busfahrer wurde medizinisch versorgt.

Äußerlich wurde der Fahrer den Angaben zufolge durch den Unfall nicht verletzt, obwohl die Windschutzscheibe des Busses zerstört worden war. Hinweise auf Alkoholkonsum oder Drogen gebe es nicht, sagte ein Polizeisprecher. Es werde in alle Richtungen ermittelt.

Spuren werden nun ausgewertet

Der Bus war nach ersten Erkenntnissen der Polizei nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Dort sei er gegen die aus dem Boden ragende Schutzplanke geprallt und an der Böschung auf die Seite gestürzt. Ein Unfallaufnahmeteam habe bis zum frühen Morgen am Unfallort gearbeitet, sagte ein Polizeisprecher.

Die Spuren würden nun ausgewertet. Die Polizei stellte den schwer beschädigten Doppeldecker sicher und ließ ihn abtransportieren. Die Fahrbahn in Richtung Kassel war zwischen den Anschlussstellen Unna und Werl stundenlang gesperrt und wurde am Freitagvormittag wieder freigegeben.

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Warburger Berufsschüler verunglücken auf der A44

Schon am Mittwochmorgen war ein Doppeldecker-Reisebus auf der A9 bei Leipzig von der Fahrbahn abgekommen und auf die Seite gestürzt - allerdings mit ungleich schlimmeren Folgen: Vier Menschen kamen ums Leben, mehr als 30 Insassen wurden verletzt.

Wie bei dem Unglück in NRW waren auch hier nach bisherigen Erkenntnissen keine anderen Fahrzeuge beteiligt. Bei dem Unfall auf der A9 war ein Doppelstock-Bus des Reiseunternehmens Flixbus mit 52 Fahrgästen und zwei Fahrern in den Grünstreifen gerast und auf die Seite gekippt. Gegen den Fahrer wird wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

In den vergangenen Jahren gab es in Deutschland immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den relativ sicheren Verkehrsmitteln. Der Unfallstatistik zufolge sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert.