Was den Frauentreff der „Zweiten Heimat“ in Warburger besonders macht

Warburg. Seit sechs Jahren ist die Marokkanerin in der Hansestadt, seit zwei Jahren als Minijobberin bei der &bdquo;Zweiten Heimat“ beschäftigt. Als Koordinatorin im Begegnungscafé des Vereins. Sara Errakkaz leitet das Frauenfrühstück. &bdquo;Es riecht schon gut“, bemerkt sie und dreht sich nach der Tür. Nach und nach rücken die Gäste an, große abgedeckte Teller in der Hand. &bdquo;Jeder bringt etwas mit“, sagt die 31-Jährige. Eine Spezialität aus der Heimatküche. Kleine Flaggen werden dazu gesteckt. Sie halten die Nationalitäten fest. &bdquo;Damit alle wissen, woher die Köstlichkeiten kommen“, sagt Errakkaz. Der kulinarische Frauentreff sei schon kurz nach Eröffnung des Begegnungscafés an der Hauptstraße vor fünf Jahren eines der Angebote gewesen. Zunächst im zweiwöchigen Rhythmus, dann jede Woche jeweils dienstags vormittags ein Treffen der Kulturen. Für viele der Frauen, die geflohen vor Krieg und Gewalt nach Warburg kamen, ein fester Termin im Kalender. Sich abseits des Alltags zu treffen sei gut und wertvoll, sagt Errakkaz und betont die angenehme Atmosphäre. Die Tische zu einem großen zusammengestellt, eingedeckt mit weißen Tellern, pastellfarbenen Servietten und Besteck: &bdquo;Die Frauen finden es bei uns gemütlich“, sagt die Organisatorin. Man kennt sich, die Begrüßung untereinander fällt herzlich aus. Die Kinder zögern nicht lang, greifen auf dem Teppich in der Spielecke zum Spielzeug. Zettel mit der Aufforderung &bdquo;Erzähl mir . . .“ &bdquo;Manche dürfen nicht arbeiten, andere haben keinen Platz im Deutschkurs gefunden“, bedauert Errakkaz. Das Frauenfrühstück im Café der &bdquo;Zweiten Heimat“ gebe die Möglichkeit, sich zu unterhalten, sich auszutauschen und &bdquo;sich in der deutschen Sprache zu üben“. Die Themen sind vielfältig. Kontakte werden geknüpft und gepflegt. Errakkaz hat in ihrem Mutterland englische Literatur studiert. Ihre Abschlüsse wurden in Deutschland nicht anerkannt. Mehr als nur der Plausch übers Rezept: Bei Tee und Kaffee gibt Errakkaz mitunter die Themen, über die gesprochen werden soll, vor. &bdquo;Über Rassismuserfahrungen“, nennt sie ein Beispiel. Oder zum Frauentag über die Rolle der Frau in der Gesellschaft. &bdquo;Unterschiedliche Themen“, sagt Errakkaz. Und sie bringt Ideen mit. In einer Bowl hat sie kleine Zettelchen gesammelt. &bdquo;Erzähl mir . . .“ stehe als Aufforderung drauf. &bdquo;Vorlesen, nachdenken und darüber sprechen“, regt Errakkaz das Gespräch an. Ausflüge, Töpferkurs, Kleiderbörse und Yoga-Stunden Gemeinsam werden Ausflüge unternommen. &bdquo;Um einen schönen Tag zu verbringen“, sagt die Mutter einer Tochter. Einmal ohne die Familie und die Verpflichtungen des Alltags zusammen etwas erleben, eine andere Stadt, einen anderen Ort kennenlernen. &bdquo;Wir haben auch eine Kleiderbörse organisiert“, denkt sie zurück. Gebrauchte Kleidung in gutem Zustand wechselte die Besitzerin. &bdquo;Tauschen wir?“, die anfängliche Frage. Eine ausgebildete Yoga-Lehrerin aus der Ukraine bot am Wasserspielplatz am Diemelufer in der Altstadt Kursstunden an. Eine junge Zahnärztin aus dem Irak gab im Frauencafé einen Workshop im Modellieren mit Ton. Etwas mit den Händen zu gestalten, werde von den Frauen oft gewünscht, &bdquo;und daher gern ins Programm aufgenommen“, sagt Errakkaz. Auch Zainab Haji würde lieber in ihrem Beruf arbeiten. Doch müsse sie trotz Uni-Abschluss in ihrem Heimatland noch ein paar Semester Zahnmedizin studieren, um auch in Deutschland kranke Zähne behandeln zu dürfen. 2018 war die Irakerin mit ihrer Familie nach Warburg gekommen. &bdquo;Hoch motiviert, Deutsch zu lernen und sich schnell zu integrieren.“ Inzwischen habe sie erfolgreich sprachlich das C1-Niveau im medizinischen Bereich erreicht und ein Praktikum in einer Praxis absolviert. &bdquo;Jetzt wartet sie auf einen Studienplatz“, weiß Errakkaz. &bdquo;Dafür bin ich extra früh aufgestanden“ Mit jeder Besucherin, die durch die Tür tritt, füllt sich die Tischmitte mit Delikatessen. Teigtaschen mit Fleischfüllung &bdquo;aus dem Dampftopf“, beschreibt jemand über die Anrichte hinweg. Manti nach afghanischen Rezept. Wer sie probiert habe, wisse, warum sie zu den beliebten Speisen des Landes gehörten. Man kenne sie aber auch aus der Türkei, in der sie seit Jahrhunderten sehr beliebt seien. Einen Teller gebackener Teigtaschen ziert aber auch eine usbekische Flagge. Samsa. &bdquo;Dafür bin ich extra früh aufgestanden“, erklärt deren Köchin. Oder Panadiyat mit einer Teigfüllung wahlweise aus Käse, Paprika, Pilzen, Thunfisch. &bdquo;Schön, dass auch deutsche Frauen da sind“ Frauen aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan, der Ukraine und Deutschland: Bis zu zwei, drei Dutzend Gäste, mitunter ist an den Dienstagen der Raum zur Gänze gefüllt. Deutsch, englisch, arabisch, ukrainisch: Vieles wird übersetzt. &bdquo;Schön, dass auch deutsche Frauen da sind“, bemerkt Errakkaz. Neben dem Frauencafé kümmert sie mit Ehrenamtlichen aus der Stadt Helfern auch um die Bastelstunden für Kinder und Mütter, macht ähnliche Angebote in der Geflüchtetenunterkunft am Horenberg bei Dössel. Freitagnachmittags ist dort das Internationale Café geöffnet. Bei der Aufzählung vergisst sie auch die Fahrradwerkstatt auf dem Gelände nicht. Über die Aktivitäten berichtet sie auf der Instagram-Page des Vereins. Köstliches mit viel Liebe selbst gemacht &bdquo;Marmelade mit viel Liebe selbst gemacht“, wie jetzt betont wird. Süß wird sie schmecken auf den Waffelherzen, die Lisa Hogrebe zu den Speisen stellt. Aber auch deftig westfälische Happen wird sie herumreichen. &bdquo;Pumpernickel, Schwarzbrot, da gibt es etwas zu erzählen.“ Hogrebe, einen Strauß farbenfroher Tulpen in der Hand, mag &bdquo;die sehr interessanten Gespräche“, die Einsichten in andere Kulturen vermittelten und von den Schwierigkeiten, die das Einleben in der neuen Heimat mit sich brächten, erzählten. Auf der Straße freue sie sich, die bekannten Gesichter wiederzusehen. Doch werde auch sehr viel gelacht. Als sie das erste Mal zum Frühstücken kam, wurde über den Kulturschock gesprochen. &bdquo;Die Damen wunderten sich darüber, wie laut die Deutschen ins Taschentuch prusten, sich die Nase putzen“, blieb als erheiterndes Bonmot hängen.

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