Frühere Pappelkampfbahn: So kam ein Dorf bei Warburg zu einem Wald

Warburg-Dössel. Wenn Toni Güthoff in der Stille am Waldrand auf der Ruhebank sitzt – der Blick geht zu seinem Heimatdorf, zum Desenberg oder hinein in die Natur – , dann erinnert er sich auch an die Zeit, als es hier deutlich lauter und mit mehr Action zuging: Auf der alten Pappelkampfbahn hat er 35 Jahre lang Fußball gespielt, legendäre Derbys oder ein Freundschaftsspiel der Kreisauswahl gegen den heutigen SC Paderborn erlebt. Heute ist dort, wo einst das Spielfeld war, ein junger Wald entstanden, wo Hase und Reh zuhause sind. Der alte Sportplatz – auch heute wieder Lieblingsplatz des Ortsvorstehers und ehemaligen Mittelfeldspielers. Einen Ort gibt es aber noch, der an die frühere Nutzung erinnert. 2007 habe man sich erste Gedanken darüber gemacht, was mit der Dösseler Pappelkampfbahn passieren soll, erinnert sich der 64-Jährige, seit 27 Jahren in dem Amt für sein Heimatdorf. &bdquo;Es gab keine Umkleidekabine. Die Mannschaften zogen sich an der Tribüne um. Geduscht wurde anschließend im Gasthof Koch.“ Bis 2010 noch ging der Spielbetrieb – Güthoff weiß den angenehm weichen Spielboden dort noch heute zu schätzen. Derweil hatte man aber den neuen Sportplatz inklusive Umkleiden auf der anderen Seite des Dorfes schon errichtet. Was also tun? Die Pappelkampfbahn an zweiten Sportplatz behalten? Nein, zu aufwendig in der Pflege. Und das ändert nichts an der fehlenden Infrastruktur. Also kam die Idee: &bdquo;Dössel hat keinen Wald. Also pflanzen wir hier einen Wald“, erinnert sich der gelernte Tischler mit einem Schmunzeln. Thema Naherholung und Baumpflanzungen, das überzeugte. Und 2011 wurde die Aufforstung gestartet. Ein Eichen-Mischwald, zusammen mit dem Regionalforstamt Hochstift. &bdquo;Zuerst hatten wir noch einen Zaun drumherum gezogen – wegen des Wildverbisses“, berichtet Güthoff. Alter Platz schnell zugewuchert Auf dem stets durchfeuchteten Boden wuchsen die Pflanzen. So schnell, dass schon nach zwei, drei Jahren vieles zugewuchert war. Kein Durchkommen für Spaziergänger. Also wurde zurückgeschnitten, es entstand der ausgeschilderte Rundweg. Mittlerweile sind die Bäume mehrere Meter hoch, bieten Wildtieren Schutz – und Menschen einen Ort, wo sie die Seele baumeln lassen können und &bdquo;den Kopf freikriegen“: So formuliert es auch der Ortsvorsteher und schwärmt: &bdquo;Einmalig.“ Und vom Dorf aus gut mit einem Spaziergang zu erreichen. Fast nichts erinnert heute mehr an einen Sportplatz. Außer – die Beton-Tribüne. &bdquo;Auch da hatten wir zuerst überlegt, ob wir sie abreißen.“ Und die Entsorgung des Schutts? Die Kosten? Die Dösseler fanden eine elegante Lösung: Sie nutzen noch heute die alte Tribüne als Unterstand und Schutz für die Wanderer. Es wurde eine Bank aufgestellt, eine hölzerne Sitzgelegenheit auf den Stufen geschaffen. Die Mädchen und Jungen aus dem Spielkreis haben sich an den weißen Wänden verewigt: ein bunter Regenbogen, Tiere aus Comicfilmen, ihre Handabdrücke in bunter Farbe oder der Spruch &bdquo;Sei frech und wild und wunderbar“ zieren die Rückwand. Auch der Radweg wurde verschönert &bdquo;Das Angebot wird gut genutzt“, sagt Güthoff. Vor zwei Jahren habe man noch den Radweg Richtung Lütgenederer Weißholz verschönert, der noch weiter befestigt werden soll. Im Eingangsbereich entstand eine Sitzgruppe mit Tisch, die nicht nur Güthoff mit seinen Enkelkindern gern für ein Picknick nutzt. Nebenan wolle man noch eine Infotafel aufstellen mit den Vogelarten, die in dem kleinen Wald zuhause und für Wanderer zu hören sind, erzählt er. Und erinnert sich in der Stille des Ortes auch gern zurück an die Zeit, als er mit den Kumpels in Kinderzeiten hier fast jeden Tag die 1,5 Kilometer vom Dorf herlief – zum Bolzen.

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