Ein Urgestein im Warburger Rat hört auf: Von der Ehre, die Heimat zu gestalten

Warburg-Dössel. Er sei ein Dösseler Junge, sagt Anton Toni Güthoff. Aus Überzeugung. Ein Leben lang. In Warburg nur geboren, in Dössel immer daheim. Den Kirchturm von St. Katharina mal zwei oder drei Wochen im Urlaub nicht zu sehen – nein, das könne er sich nicht vorstellen. Toni Güthoff liebt Dössel. Und dafür hat er die vergangenen gut drei Jahrzehnten viele Stunden und viel Herzblut eingebracht. Als Ortsvorsteher genau 11.142 Tage (30 und ein halbes Jahr), als Ratsherr fast 10.000 Tage (seit 1999) und zuletzt eineinhalb Jahre als stellvertretender Bürgermeister. &bdquo;Eine Ehre“, sagt er. Und das mit dem Bürgermeister zu Abschluss der Karriere sei &bdquo;noch eine größere Ehre“. Das habe ihn sehr stolz gemacht. Nun ist Schluss. Güthoff hat aufgehört, bekam für sein Engagement im Rat schon den Ehrenring vom Bürgermeister verliehen. Aber so ganz raus aus seine Dösseler Haut kann der 67-Jährige nicht, wie er verschmitzt erzählt. &bdquo;Ich bin da, ich helfe gern mit im Dorf – nur die Verantwortung habe ich dann eben nicht mehr.“ Ein ehemaliger Warburger Bürgermeister brachte ihn in die Politik Ob ihn die Zeit als Kommunalpolitiker, die Zeit dieser Verantwortung verändert habe? Toni Güthoff muss nicht lange überlegen. &bdquo;Ich bin hartnäckiger geworden“, sagt er. Hartnäckig, wenn es um Projekte für Warburg, für Dössel geht. Ums Verteilen von Geld. Um Anliegen, die fürs Dorf wichtig sind. Wie der Radweg nach Warburg: &bdquo;Jahrelang habe ich Anträge geschrieben. Ans Bauamt. An Manfred Behler. Jedes Jahr neu.“ Und heute? &bdquo;Der Radweg wird doch toll genutzt“, sagt er und grinst. Dabei war er in Dössel der erste Ansprechpartner. Anträge schreiben, Hecken schneiden, Gräben ausbaggern, Beleuchtung reparieren. Aber eben auch die großen Dinge wie der Umbau zum Dorftreff für die Dorfgemeinschaft, die Urnenwand auf dem Friedhof, der Glockenturm, der Sportplatz, die neuen Bauplätze innerorts, zuletzt die Übergabe des Förderbescheides für den Radweg Richtung Borgentreich: Eben &bdquo;alles, wat in dem Paket drinne is“, sagt Güthoff auf seine typisch lockere Art. Sein Credo: &bdquo;Der hat wat gemacht – den kannste wählen“: &bdquo;Das war mir wichtig.“ So hat er’s bis zum letzten Tag im Amt gehalten. Wie hat es eigentlich alles angefangen mit Toni Güthoff und der Kommunalpolitik? Es war Paul Mohr, der schon verstorbene ehemalige Warburger Bürgermeister, ein Dösseler, der ihn an die Politik rangebracht hat. &bdquo;Wenn der in der SPD gewesen wäre, dann wäre ich heute wohl Sozialdemokrat“, sagt Güthoff schmunzelnd. &bdquo;Es ging mir allein ums Dorf.“ Für sein erstes Projekt gab’s 5.000 D-Mark von der Stadt Warburg Nun war Mohr ein CDU-Mann. Und wusste den jungen Güthoff für die CDU und das politische Ehrenamt zu begeistern. Auch als Nachfolger von Johannes Lüke als Ortsvorsteher damals. &bdquo;Du kennst doch alle“, habe Mohr gesagt. Der gesellige Typ wurde Ortsvorsteher. &bdquo;Ins kalte Wasser gesprungen, von Null angefangen“, sagt Güthoff heute. Es müsse einer da sein, der vor- und nachbereite, der den Anstoß gebe und die Menschen für eine Herzensangelegenheit zusammenbringe. Das war und ist sein Antrieb. Sein allererstes Projekt: das Pflastern der Friedhofswege. Mit 5.000 D-Mark Unterstützung von der Stadt und viel Eigenleistung. &bdquo;Kümmern und organisieren“, dafür sei er schon immer der Typ gewesen, sagt der 67-Jährige. An der Warburger Straße zählte er eine Stunde lang die Autos Und war sich nicht zu schade, sich morgens von 7 bis 8 Uhr mal an die Warburger Straße zu stellen und Autos zu zählen. Es ging um die Einrichtung eines Zebrastreifens an der vielbefahrenen Straße. &bdquo;226 Autos in einer Stunde – das werde ich nie vergessen.“ Dössel bekam seinen Fußgängerüberweg. Und der Sportplatz? Die alte Pappelkampfbahn war in die Jahre gekommen, weitab vom Schuss, keine richtige Umkleide. Geld für Neubau an anderer Stelle? Schwierig. Güthoffs Argumente dafür: &bdquo;Wenn das Dorf weiterleben soll. . . Und so lange junge Leite Interesse am Fußballspielen haben. . .“ Dössel bekam den neuen Sportplatz. Klingt einfach – war es aber nicht. Der Bau zum Dorftreff begann mitten in der Pandemie Dann der Dorftreff. Beginn 2020 mitten in der Pandemie, Einweihung 2023. Heute ein vielgenutzter Ort im neuen Zentrum von Dössel, um den das Dorf viele beneiden. Aber es sei ihm nicht allein um den Bau gegangen, es müsse auch mit der Nutzung danach weitergehen. &bdquo;Da darf nicht ein Jahr tote Hose dort sein.“ Warum er außer dem Ortsvorsteher auch noch den Ratsherrn übernahm? Um immer an den aktuellen Themen zu sein, näher dran an der Info, sagt Güthoff. Und damit am Haushalt und an dem, was möglich ist. In zahlreichen Ausschüssen war er die Dösseler Stimme. Ob er mal überschlagen hat, wie viel Geld während seiner Ratsjahre über ihn nach Dössel geflossen ist? Hat er, antwortet Güthoff: &bdquo;Etwa 1,5 Millionen Euro.“ Langeweile wird bei dem Dösseler nicht aufkommen Und was kommt jetzt? Toni Güthoff grinst: &bdquo;Ich habe 36 Jahre bei PRG in Warburg als Versandleiter gearbeitet. Und kümmere mich weiter um die hölzernen Verpackungen für die Rührwerke.“ Ein Kleingewerbe hat er angemeldet. Dann sind da fünf Enkelkinder zwischen zwei und sechs Jahren, für die ist einmal in der Woche Opa-Oma-Tag. Das Radfahren liebt er auch, genau wie die Rentner-AG. &bdquo;Ich wollte die Politik nicht machen, bis ich 80 bin.“ Seine Frau Inge wird es ihm danken. Allzu oft hat sie gehört: &bdquo;Ich muss jetzt los.“

Meistgelesen