Vorwitzige Jungspunde: Uhu-Nachwuchs am Turm der Neustadtkirche in Warburg

Warburg. Ab und an den Blick gen Himmel zu wenden lohnt. Besonders unter dem Turm von St. Johannes Baptist in der Warburger Neustadt. Das mächtige rund 70 Meter hohe Gemäuer mit der spitzen Dachhaube bietet seit mehr als einem Dutzend Jahren Uhupärchen einen Rundumblick über die Stadt. Uhus fühlen sich in seiner Höhe wohl. So wohl, das sie brüten. Und wieder haben Uhu-Mama und Uhupapa Nachwuchs zu vermelden. Das flauschige Gefieder ist abgelegt. Die Flügel durchgefedert, wie es wohl fachmännisch heißt. &bdquo;Zumindest soweit, dass sie flattern können“, sagt Klaus Stalze vom Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde, dem Hausherrn des Gotteshauses. Auf der Balustrade, dem Rundgang unterhalb der Kirchturmhaube, wagt seit einigen Tagen ein Junguhu den Spaziergang. &bdquo;Es könnten auch drei sein“, hakt Stalze ein. Denn Anfang März waren drei Eier auf dem steinigen Boden entdeckt und mit gehörigem Abstand fotografiert worden. Mit weitem Abstand, &bdquo;weil der Uhu zu den bestgeschützten Arten in der heimischen Tierwelt gehört und nicht gestört werden möchte“. Daran halten sich allerdings die Warburger Krähen keineswegs. Sie stürzen im wilden Flug auf den jungen Vogel hinab. &bdquo;Krähen attackieren alle Krummschnäbel“, sagt Stalze, &bdquo;um sie zu verscheuchen.“ Besonders die Nachtvögel. In früheren Zeiten hatten Jäger ihre zahmen Uhus auf einen Pflock am Waldesrand gesetzt &bdquo;und 30 Meter weiter im Unterstand mit der Schrotflinte in den Händen abgewartet.“ Nur wenige Minuten, dann krachte der erste Schuss. &bdquo;Solche Jagdmethoden sind heute verboten“, versichert Jäger Stalze. &bdquo;Waagerecht, da rollt nichts weg“ Uhus brüten rund 34 Tage ihre Eier aus, bemerkt der Naturfreund. Ein Felsenbrüter, der keine Nester baue, sondern die Eier direkt auf den Boden ablege. Steinbrüche zählten zu seinen Lieblingsgebieten. Der steinerne Umlauf am Kirchturm, ein idealer Untergrund: &bdquo;Waagerecht, da rollt nichts weg“. Dass der himmlische Platz dem Uhu gefällt, ist offensichtlich. &bdquo;Auch weil er, wenn er losfliegt, sich nur in die Luft zu werfen braucht.“ Das spart Kraft, der steile anstrengende Aufstieg in die Höhe wird gern vermieden. Im April schlüpfen die Jungen, werden auf dem Turm von ihren gefiederten Eltern in luftiger Höhe behütet und gefüttert. Auf dem Speisezettel stehen Ratten, Krähen, Tauben. Auch Igel gehören zur Leibspeise. Deren Stachelkleid, die Igelhaut, findet sich dann &bdquo;auf links gedreht“ auf der schmalen Brüstung wieder. Mit seinen riesigen Krallen könne der Uhu durch die Stacheln hindurchgreifen und zupacken, sagt Stalze. Die perfekte Stachelbeute Für den jungen Uhu, der sich derzeit auf der Turmbalustrade über dem Marktplatz blicken lässt, beginne nun die Auswilderungsphase, weiß der ehemalige Polizeihauptkommissar. Er müsse lernen, während er noch von den Altvögeln gefüttert werde. Nach und nach werde er Fliegen und Beuteschlagen trainieren. Ausflüge in die Unterstraße, ins Geäst des Gartens der ehemaligen Hirsch-Apotheke oder aufs Dach der evangelischen Kirche bis hinunter in die Altstadt gehörten schon bald zum Programm – unter den Augen der Eltern. Doch mit dem Sehen aus den beeindruckend bernsteinfarbenen Augen in die Weite haben diese aber so ihre Schwierigkeiten. &bdquo;Die Linsen bewegen sich nicht, der Uhu verlässt sich auf die Ohren, fliegt nach Gehör“, sagt Stalze. Die aufgestellten schwarzen Pinselfedern am Kopf leiten die Töne wie ein Radarschirm an die tiefer sitzenden Ohren weiter. &bdquo;Deswegen ist der Igel ein optimales Beutetier“, erklärt der 70-Jährige. Denn dessen scharrendes Stachelkleid mache nun mal Krach. Die weichen Pfoten und das weiche Fell eines Kaninchens dagegen nicht. Erst kurz vor der Beute schalte der Uhu um und fliege auf Sicht. Später nur noch sporadische Besuche Die Weibchen seien um ein Drittel größer als die Männchen. &bdquo;Die Uhu-Dame brütet, der Uhu-Gatte versorgt sie mit Futter“, sagt Stalze fasziniert vom Geschehen, das sich seit Jahren immer wieder auf dem Neustädter Kirchturm abspielt. In wechselnder Besetzung, obwohl Bubo bubo, so der lateinische Name, monogam lebt. &bdquo;Erst wenn einer der Partner stirbt, sucht sich der andere einen neuen.“ In der kommenden Woche könnten laut Stalze die Aktivitäten rund um den Kirchturm mehr werden. &bdquo;Einer ist immer vorneweg“, hofft er auf zwei weitere Geschwister im Revier, &bdquo;das sie brauchen und verteidigen“ und im Radius von bis zu fünf Kilometer abfliegen. Im Herbst und Winter, wenn die Jungen ausgeflogen sind, verziehen sich auch die Alten aus dem städtischen Bereich. Dann besuchen die Warburger Uhus nur noch sporadisch die Hansestadt.

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