Pfarrerin? Den Beruf hatte die 31-Jährige nicht auf dem Schirm

Warburg/Borgentreich. Den Schlüssel hat sie schon. &bdquo;Ein Zeichen, dass ich angekommen bin", sagt sie mit einem Lächeln beim Aufschließen der Kirchentür. Der Weg führt sie direkt zum Altar: Dort in der evangelischen Kirche Maria in Vinea wird Melanie Freye am Sonntag, 22. August, um 15 Uhr als neue Gemeindepfarrerin in der zweiten Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde Altkreis Warburg offiziell begrüßt und eingeführt. &bdquo;Diese Kirche hat was", sagt sie. &bdquo;Aber auch so kleine Kirchen wie Rimbeck sind heimelig." Die Familie aus Niedersachsen wird am Sonntag dabei sein: &bdquo;Auf sie kann ich immer zählen. Sie freuen sich, dass ich einen Ort gefunden habe, auf den ich Lust habe und der mir gefällt." Sie fühlt sich wohl, auch wenn derzeit noch das neue Zuhause eine Ferienwohnung in Warburg ist. Und sie zum alten Zuhause in Hövelhof viel hin- und herpendelt. Perspektivisch soll sie im Winter in das Pfarrhaus in Borgentreich einziehen. Pfarrer Kai-Uwe Schroeter wird die Gemeinde zum 1. November verlassen. Eine kurzfristige Entscheidung. Deshalb, sagt Melanie Freye, ist das mit dem ursprünglichen Plan – halbe Pfarrstelle, halbe Schulstelle – auch nichts geworden. Stattdessen: volle Stelle. Wie das Ganze mit den drei evangelischen Bezirken in der Seelsorge gemeinsam mit Pfarrerin und Kollegin Patrizia Müller konkret aussehen wird, das steht noch nicht fest, wird im Herbst besprochen werden. &bdquo;Alles ging so schnell", sagt sie über die veränderten Rahmenbedingungen durch den Weggang Schroeters. &bdquo;Das ist das Privileg eines neuen Menschen an einem neuen Ort" Im Abschied und im Neuen lägen aber viele Chancen: &bdquo;Das ist das Privileg eines neuen Menschen an einem neuen Ort", sagt sie mit Nachdruck. Und schiebt mit einem herzlichen Tonfall in der Stimme hinterher: &bdquo;Ich freue mich. Auf die direkte Begrüßung gleich zu Beginn. Auf die Gemeinden, mit der ich gemeinsam feiern möchte. Auf die Herausforderung." Gefragt hat sie ihre neue Kollegin Patrizia Müller, ob sie sich die zweite Pfarrstelle vorstellen kann. &bdquo;Und ich dachte direkt: Ja, das kann ich!" Denn sie habe viel Gutes über die Altkreis-Gemeinde gehört, hat sich über Gemeindebriefe, Internetseite informiert, die Stadt besucht, einen Gottesdienst mitgefeiert. Derzeit erläuft sie sich die Stadt, war schon an der Diemel und in der Altstadt unterwegs, ist aber auch rund um den Twistesee gelaufen. Und fühlt sich in ihrer Entscheidung für Warburg und das Warburger Land bestätigt: &bdquo;Die Menschen begegnen mir herzlich, fröhlich-optimistisch und sehr ehrlich. Ich bin mit offenen Armen empfangen worden." Dabei hatte sie eigentlich den Beruf Pfarrerin gar nicht im Blick gehabt, erzählt sie schmunzelnd. &bdquo;Ich hatte angefangen mit dem Lehramtsstudium in Rostock – Französisch und Religion. Weil ich von Französisch überzeugt war. Und Religion klang interessant. Ein ,Laberfach’, das ich schaffen konnte", erinnert sie sich lachend. Dann kam alles anders: &bdquo;Französisch war unfassbar öde – Religion richtig spannend. Das hat mich herausgefordert. Die existenziellen Fragen. Die Räume, die sich öffnen. Es hat mich gepackt." Nach einem Semester Lehramt begegnete sie in den Ferien ihrem ehemaligen Pfarrer, der sie auch konfirmiert hatte. Und der brachte sie überhaupt erst auf den Weg: &bdquo;Er hat mir direkt auf den Kopf zugesagt, was ich nicht gesehen habe: Dann mach doch Theologie, werd Pfarrerin." Den Beruf, bekennt Melanie Freye, habe sie überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt, in keiner Berufsmesse dazu Infos bekommen. Heute ist sie dem Pfarrer sehr dankbar. &bdquo;Er hat mich sehr unterstützt auf dem Weg. Mit Tipps. Mit Büchern." "Frei sein von cool und nicht cool. Das ist sehr entlastend" Ihr junges Alter hilft ihr dabei, als Jugendpfarrerin den Zugang zu jungen Leuten zu bekommen, an der neuen Jugendkirche im Kirchenkreis mitzuarbeiten, neue Wege zu gehen und das &bdquo;Wie immer" zu hinterfragen. Sie möchte ihnen das zu eröffnen, was sie selbst schon als Jugendliche an Kirche begeisterte: &bdquo;Ich habe sie erlebt als eine besondere Gemeinschaft. Jugendliche brauchen Mut und sichere Räume. In der Kirche habe ich mich besonders wohlgefühlt. Ich wünsche mir, dass jeder junge Mensch dort solch einen Ort für sich findet. Frei sein von cool und nicht cool. Das ist sehr entlastend." Hinweis des Kirchenkreises: In der Kirche stehen am Sonntag maximal 130 Plätze zur Verfügung, eine Anwesenheitsliste liegt am Eingang aus, und beim Singen im Gottesdienst muss eine Maske getragen werden.

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