Gefahrgutunfall auf der B 252: Deshalb riss die Achse ab

Warburg. Warum reißt an einem Gefahrgut-Tankauflieger mit 20 Tonnen brennbarer und ätzender Chemikalie die hintere der drei Achsen ab und sorgt für 17 Stunden Vollsperrung einer Bundesstraße, Feuerwehr-Großeinsatz, Verkehrschaos und eine aufwendige Bergung, für die sogar Spezialisten aus Leverkusen angefordert worden waren? Und welche Konsequenzen hat das – für Fahrer und für Spedition? Diese Fragen stellten sich sicherlich viele, die von dem spektakulären, zum Glück letztlich glimpflich ausgegangenen Unfall Ende Juni auf der Bundesstraße 252 in Höhe Germete erfahren hatten. Einfache Antwort: Schuld war der Rost. Die Hinterachsen-Halterung an dem in Italien zugelassenen Gespann war durchgerostet und nach Angaben gut informierter Kreise sogar &bdquo;nicht fachgerecht instandgesetzt": &bdquo;Es ist erschütternd. Das hätte sogar ein Laie erkennen können." Was hätte alles passieren können, wenn die Achse nur Minuten vorher schon auf der Autobahn 44 abgerissen wäre? Was, wenn dahinter ein Fahrzeug oder Motorradfahrer unterwegs gewesen wäre? Wenn die Achse in den Gegenverkehr geflogen wäre? Wenn der Tanklaster umgekippt wäre und sich der Inhalt in das Naturschutzgebiet, die Trinkwasserversorgung, die Diemel entleert hätte? Die Konsequenzen wären für Mensch und Natur katastrophal geworden. Nun werden die Kosten hoch. Dennoch wird aus Sachverständigen-Kreisen bemängelt, dass die Staatsanwaltschaft das Fahrzeug nicht habe sicherstellen und ausführlicher untersuchen lassen. Stattdessen, so der Insider, habe man &bdquo;Beweisstücke" über die Grenze ziehen lassen, während in anderen, leichteren Fällen Fahrzeuge über Wochen stillgelegt und untersucht würden. Der Tankauflieger wurde von der italienischen Spedition bereits abgeholt. Die Polizei hat nach Auskunft von Sprecher Jörg Niggemann die vielen Stunden vor dem Umpumpen und Bergen durch Spezialisten ausreichend Zeit gehabt, um vor Ort mit dem im Gefahrgutrecht speziell geschulten Lkw-Experten aus den eigenen Reihen die Schäden am Auflieger und den Unfallhergang zu dokumentieren, erklärt er im NW-Gespräch. Dafür habe man sich bei der Bezirksregierung, die für das Bundesamt für Güterfernverkehr die regionale Verantwortlichkeit übernimmt, und der Staatsanwaltschaft rückversichert und das Okay geholt. Dort habe man auf einen weiteren Gutachter verzichten wollen: aufgrund der umfangreichen Beweisdokumentation des Spezialisten der Polizei. Der habe in Sachen Überprüfung von Technik, zulässigem Gewichte und Ladungssicherung viel Erfahrung und eine gute Nase. Auflieger im desolaten Zustand Insgesamt, so das Fazit, sei der Auflieger in einem &bdquo;desolaten Zustand" gewesen, obwohl er das TÜV-Siegel bis in den Oktober noch hatte: &bdquo;Die Halterung war durchgerostet, aufgrund der Materialermüdung die Achse dann abgebrochen." Was folgt, sind vier Anzeigen, davon drei wegen Ordnungswidrigkeiten, die insgesamt einen vier- bis fünfstelligen Betrag einfordern können: erstens gegen den rumänischen Fahrer, der mit einem unsicheren Fahrzeug gegen das Gesetz zur Beförderung gefährlicher Güter verstoßen habe. Zweitens gegen die Halterfirma und Spedition, die mit einem &bdquo;augenscheinlich untauglichen Fahrzeug" solche Güter transportiere. Und drittens gegen den Belader, der in seinem solchen Falle mit ins Boot komme. &bdquo;Und der Tank war voll", so Niggemann. Auch werde die Spedition für die Kosten herangezogen werden, die für den Einsatz, das Umpumpen und die Bergung auflaufen: &bdquo;Da wird einiges auf sie zukommen", meint der Polizeisprecher. Und Anzeige Nummer vier richtet sich erneut gegen den Lkw-Fahrer: Im Graben in Höhe Germete entdeckten die Einsatzkräfte nämlich zwei Kanister voll mit umweltschädlichen Lacken, &bdquo;die mutmaßlich der Fahrer nach dem Unfall dort hatte entsorgen wollen", so Niggemann. &bdquo;Er muss nun mit einer Anzeige wegen Umweltvergehens rechnen – und das ist eine Strafanzeige."

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