Vier Wohnungen bleiben nach Küchenbrand in Mehrfamilienhaus gesperrt

Warburg. Bei einem Zimmerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Warburger Unterstraße sind am Montagabend nach Angaben der Polizei 17 Personen verletzt worden – darunter neun Kinder. Feuerwehr und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Es war eine mit Essen gefüllte Pfanne auf dem Herd in der Küche, die Feuer gefangen und die in der Innenstadt den Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst hatte. Unter den Verletzten waren laut Polizei sowohl Erwachsene und Senioren als auch Kinder und Säuglinge im Alter von wenigen Wochen. Während des Einsatzes waren in der Innenstadt mehrere Straßen gesperrt worden, damit die Rettungswagen in einem Kreisverkehr problemlos an- und abfahren konnten. Um 19.26 Uhr ging der Alarm bei der Feuerwehr ein. Kurze Zeit später war von der Einsatzleitung die Alarmierung auf &bdquo;Massenanfall an Verletzten" hochgestuft worden. Der Herd, in dem sich eine Pfanne befand, &bdquo;wurde anscheinend versehentlich angemacht", meldete am Dienstag Polizeisprecherin Ramona Ellebrecht. Den sich entwickelnden Rauch habe ein Bewohner mit einem Feuerlöscher abgelöscht. &bdquo;Das Pulver des Löschers verteilte sich in der Luft". Die Mischung aus Rauch und Pulver, die weiter ins Mehrfamilienhaus zog, habe dazu geführt, dass viele Hausbewohner über gereizte Atemwege klagten. Das Feuer selbst habe keinen großen Schaden angerichtet. Großaufgebot des Rettungsdienstes Insgesamt waren 72 Einsatzkräfte angerückt, 40 aus den Reihen der Warburger Feuerwehr, 32 aus dem Rettungsdienst, darunter fünf Notärzte. Neben den Löschgruppen aus Warburg und umliegenden Ortschaften waren auch acht Rettungs- und zwei Krankentransportwagen im Einsatz, darunter einige aus den Nachbarkreisen Waldeck-Frankenberg und Kassel. Sie nahmen die Verletzten am Gebrüder-Warburg-Platz auf. Für die medizinische Erstversorgung hatte das Warburger DRK, das mit einem Geräte- und einem Mannschaftswagen an der Einsatzstelle war, auf dem Parkplatz des benachbarten Woolworth-Marktes ein Zelt aufgebaut. Die Bewohner des Hauses im Alter von 0 bis 64 Jahren seien mit Verdacht auf Rauchgasvergiftungen ins Warburger Krankenhäuser gebracht worden, meldet der Warburger Feuerwehrchef Jürgen Rabbe. &bdquo;Bei Kindern ist man besonders vorsichtig", hält er fest. &bdquo;Vielleicht ein Zuviel des Guten", sagt Rabbe dann. An der Tür habe er bei der Begehung der Wohnung im Sechs-Parteien-Haus fünf leere Pulverlöscher entdeckt. &bdquo;Drei kleinere mit einem Liter Inhalt und zwei mit sechs Kilo", wird er konkret. Das Pulver sei sehr effektiv, &bdquo;wenn damit Flammen bekämpft werden", weiß Rabbe. Zur Brandbekämpfung unter der technischen Bezeichnung &bdquo;Brandklasse A feste Brände" und für Gasbrände &bdquo;echt gut". Doch sei das feine Pulver auch mit einem Problem behaftet: &bdquo;Es kriecht in jede Ritze." Gefährlicher Mix aus Rauchgas und Löschpulver Die Staubentwicklung kratze im Hals, gelange in die Lunge. &bdquo;Wenn das Pulver feucht wird, wirkt es außerdem korrosionsfördernd", erklärt Rabbe mit Blick auf Fahrzeugbrände. Salze und entstehende chemische Verbindungen greifen Metall an, das dann schnell und stark roste. &bdquo;Schaumwasserlöscher hinterlassen da weniger Rückstände", sagt Rabbe. Sie seien allerdings, &bdquo;wenn es feste brennt, nicht so effektiv wie Pulverlöscher". Dennoch habe der Bewohner, der im Haus den Löscher genutzt habe, keinen Fehler gemacht. &bdquo;Er hat richtig reagiert", lobt der Stadtbrandinspektor. Aufgrund geöffneter Fenster habe die versprühte Menge des Pulvers die Chance gehabt, in die Wohnräume zu kriechen, sagt Rabbe. Der Mix von Rauchgas und Löschpulver hätten bei den Bewohnern zu Reizungen der Atemwege und belegten Schleimhäuten geführt. Eine der Personen, die in der Küche gelöscht hatten, habe eine Rauchgasvergiftung erlitten. Rabbe weist auf &bdquo;den Kunststoffgriff der brennenden Pfanne" hin. Zum Ablöschen einer Pfanne sollte kein Wasser genommen werden. &bdquo;Sonst gibt es eine Fettexplosion", sagt der Brandschützer. &bdquo;Am besten Deckel drauf oder mit einer Löschdecke abdecken und dann die Pfanne zum Fenster raus", wird er pragmatisch. Werde mit Wasser gelöscht, gebe es in Verbindung mit heißen Fett eine große Stichflamme. Sich nicht selbst in Gefahr bringen Doch einen Löschversuch zu unternehmen sei richtig, betont Rabbe, warnt aber gleichzeitig davor, sich selbst in Gefahr zu bringen. Als Erstes sollte die Tür zum Brandraum geschlossen, Mitbewohner gewarnt und ins Freie gebracht werden, um erst dann mit eigenen Löschversuchen zu beginnen. &bdquo;Am Montagabend waren die Bewohner des Hauses alle draußen, bevor die Feuerwehr da war", sagt Raabe. Zugführer Tobias Berendes, der als erster am Einsatzort war, hatte einen Trupp ins Haus geschickt, um zu kontrollieren, ob sich noch Menschen in dem Gebäude befanden. Nachbarn hatten da bereits ihre Türen geöffnet, &bdquo;die betroffenen Bewohner verteilten sich auf mehrere Häuser", dankt Rabbe den Anwohnern, die sie aufgenommen hatten. Man sollte keine Angst davor haben, Ersthelfer zu sein, sagt der Feuerwehrchef und hebt ebenso die Zusammenarbeit von DRK und Feuerwehr hervor, die nach gemeinsamen Übungen und Einsätzen Früchte trage. Zwei der sechs Wohnungen wurden am Dienstagmorgen von der Feuerwehr wieder freigegeben, vier bleiben vorerst gesperrt und werden gereinigt. Die Schadenshöhe lasse sich aktuell nicht beziffern, meldet die Polizei.

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