Corona-Ausbruch in Warburger Flüchtlingsunterkunft

Warburg. Derzeit verzeichnet die Warburg den höchsten Inzidenzwert im Kreis Höxter. Als Stadt-Inzidenz weist das Kreisgesundheitsamt den Wert 158,25 aus. In den vergangenen Tagen sind die Zahlen im Stadtgebiet derart sprunghaft angestiegen, wie in der Pandemie-Zeit schon lange nicht mehr. Aktuell (Stand 10. Mai) sind 61 Menschen an einer Corona-Infektion erkrankt. Laborbestätigt. Als einen der Gründe nennt Bürgermeister Tobias Scherf einen Corona-Ausbruch in der Flüchtlingsunterkunft an der Kleebrede. Versteckt hinter den großen Werkhallen an der Anton-Böhlenstraße liegen an der Straße Kleebrede im Warburger Industriegebiet Nord/ Obere Hilgenstock die beiden eingeschossigen Wohnblöcke der Flüchtlingsunterkunft. Der Wagen einer Paderborner Security-Firma steht in der Einfahrt. Das Gesundheitsamt des Kreises Höxter hat die beiden Häuser unter Quarantäne gestellt. Am Donnerstag vergangener Woche war unter den 45 Bewohnern der Häuser ein PCR-Test positiv ausgefallen. &bdquo;Am Freitag", so berichtet Bürgermeister Tobias Scherf, &bdquo;hatten sich dann durch Schnell- Testungen weitere sieben Infektionsfälle ergeben". Der Bürgermeister rechnet damit, dass die Fallzahlen in der Unterkunft in den kommenden Tagen noch steigen werden. &bdquo;Deutlich", fürchtet er. Am heutigen Dienstag werden sich alle Bewohner einem PCR-Test unterziehen. Die Abstriche werden von einem mobilen Team des DRK genommen. Für Mittwoch werden die Ergebnisse aus dem Labor zurückerwartet. Abstand in beengten Häusern kaum möglich Bisher habe die Stadt in den drei Wellen der Corona-Pandemie Glück gehabt, sagt Scherf. Doch sei es immer problematisch, wenn Menschen auf engem Raum zusammenlebten. &bdquo;Wie die Familien der Geflüchteten in den kleinen Wohneinheiten der Unterkünfte", hält er fest. Wenn eine derartige Einrichtung betroffen sei, &bdquo;werden sie schnell zum Hotspot". Bei den Seniorenheimen war es nicht anders. Im April vergangenen Jahres im Warburger Sankt Johannes, zum Jahreswechsel im Borgentreicher Haus der Hesena. &bdquo;Wenn das Virus einmal im Haus ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass es schnell weitere Fälle gibt", sagt der Rathaus-Chef. Dennoch bleibt er zuversichtlich, in zwei Wochen wieder erfreulichere Zahlen präsentieren zu können. &bdquo;Ein klassischer Fall eines Einzelereignisses", bewertet Scherf und meldet für das gesamte Stadtgebiet aktuell 61 Infizierte und 98 Quarantäne-Fälle. Aktuell unterstützen Mitarbeiter einer Security-Firma die Sozialarbeiter und Hausmeister der Stadt bei der Überwachung der angeordneten Quarantäne-Maßnahme und der Kontaktbeschränkungen zwischen den Unterkünften, in denen im &bdquo;Haus I" 23 Einzelpersonen und im &bdquo;Haus II" 22 Personen in Familienverbänden leben. Darunter elf Kinder. Mit Lebensmitteln werden die Bewohner über einen Bringdienst, der über das Wochenende organisiert worden war, versorgt. Ein Ossendorfer Lebensmittelmarkt hatte sich bereit erklärt zu helfen. Die Bewohner notieren ihre Wünsche, im Markt werden Tüten gepackt, die übers Fenster den Bestellern zukommen. &bdquo;Kontaktfrei", sagt Ordnungsamtsleiter Andreas Scholle. "Mit Maske duschen geht nicht" Die Bewohner zeigten Verständnis für die Schutzmaßnahmen, sagt Christian Lewin, Abteilungsleiter für den Bereich Soziales im Behördenhaus. Diskussionen über die Anordnungen gebe es nicht. Ein Bereitschaftsdienst halte zudem übers Handy Kontakt zu den Betroffenen. &bdquo;Alle zeigen sich verantwortungsbewusst", ergänzt Beigeordneter Klaus Braun. &bdquo;Und stellen sich der Ernsthaftigkeit der Lage." &bdquo;Mit Maske duschen geht nicht", sagt Gerd Rieke vom Vorstand des Vereins &bdquo;Zweite Heimat". Dass das Coronavirus in den beengten Wohnverhältnissen der Flüchtlingsunterkünfte &bdquo;ins Volle trifft", sei doch klar. Generell seien Flüchtlingseinrichtungen stärker gefährdet, hält er fest. Eineinhalb Meter Abstand zu halten, funktioniere auf den engen Fluren kaum. &bdquo;Auch nicht in Gemeinschaftsküchen", weiß Rieke. Ganz zu schweigen von den gemeinschaftlich genutzten Sanitäranlagen. "Die Situation ist gespenstisch" Jürgen Thon wundert sich, &bdquo;dass es so lange gedauert hat". Auch er ist in der Warburger Flüchtlingshilfe engagiert, begleitet Familien, unterstützt Kinder beim Schulunterricht. Besonders deren Eingesperrtsein findet er erschreckend. &bdquo;Innerhalb des Camps, wie wollen sie sich da schützen?", fragt er. Kinder könne man nicht anbinden. Die Situation sei gespenstisch, schildert er einen kurzen Besuch am Montag, als ihn eine der Familien, die er begleitet, gebeten hatte, Lebensmittel einzukaufen. &bdquo;Eine Kiste auf der Wiese", beschreibt er. Hingestellt und abgeholt von der Security. Den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft an der Kleebrede war, organisiert von der Stadt, für den 19. Mai ein Impfangebot gemacht worden. Der Impfstoff ist bestellt. &bdquo;Der Termin, abgestimmt mit dem Gesundheitsamt, wird nun ausfallen", bedauert Beigeordneter Klaus Braun. In den beiden weiteren Flüchtlingsunterkünften der Hansestadt an der Bahnhofsstraße und in der Ortschaft Dössel werde aber wie geplant ein mobiles Impfteam anrücken, hofft er.

Meistgelesen