Marsberg/Warburg. Unfälle mit Personen im Gleis gehören wohl zu den schlimmsten Erfahrungen für Lokführer. Entsprechend groß war am Mittwochabend der Schock eines 49-jährigen Mannes, der davon ausgehen musste, gegen kurz nach 22 Uhr eine Person mit seinem Zug erfasst zu haben.
Auf der Strecke der RE17 von Warburg nach Marsberg hatte der 47-Jährige augenscheinlich eine Person im Gleisbett wahrgenommen. Trotz sofort eingeleiteter Notbremsung konnte der Lokführer einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Gegen 22.15 Uhr alarmierte der Zugführer mit der Meldung, womöglich eine im Gleis sitzende Person erfasst zu haben, die Beamten der zuständigen Bundespolizei aus Hagen.
Einsatzkräfte der Bundespolizei, der Feuerwehr Obermarsberg sowie der Polizei des Hochsauerlandkreises trafen wenig später am Unfallort in Marsberg in Höhe der Straße Lange Ricke ein. Zunächst schien es, als ob der Zug tatsächlich eine Person erfasst habe, da Einsatzkräfte der Feuerwehr Kleidung unter dem Zug feststellten. Bei der Bergung der vermeintlichen Person stellte sich dann jedoch heraus, dass es sich hier um eine aus Holz, Füllmaterial und Bekleidung gebaute Puppe ähnlich einer Vogelscheuche handelte.
Nach Aussage des unter Schock stehenden Triebfahrzeugführers habe jemand die Puppe mit dem Rücken zum Zuglauf sitzend auf den Gleisen deponiert. Da dies für den 49-Jährigen den Anschein einer menschlichen Person machte, hatte er sofort eine Schnellbremsung eingeleitet. Einsatzkräfte der Bundespolizei suchten die Strecke weiter ab und konnten weitere Kleidungsstücke auffinden. Sie leiteten ein Strafverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ein und sucht Zeugen, die Hinweise zu möglichen Tätern geben können.
Die Fahrgäste blieben trotz der abrupten Bremsung unverletzt, sie konnten mithilfe der Feuerwehr zu einem nahen Bahnübergang geleitet werden und konnten mit Taxis ihre Fahrtziele erreichen. Durch den Vorfall musste die Bahnstrecke über einen Zeitraum von mehr als zwei Stunden gesperrt werden.