Willi Vonde nimmt Abschied aus der Warburger Kommunalpolitik

Warburg. &bdquo;Tolerant und zuverlässig", sagt Willi Vonde über sich selbst. Dazu das Vermögen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Charaktereigenschaften die den Mann der ersten Stunde nach der kommunalen Gebietsreform 1975 zu einem politischen Schwergewicht in der Stadt gemacht haben. Damals wurden die Kreise Warburg und Höxter zusammengelegt. Vonde war 1975 in den im Jahr zuvor gegründeten Ortsverein der Union in Germete eingetreten und von den Parteifreunden sofort zum Vorsitzenden gewählt worden. Seitdem engagiert sich der Christdemokrat in vorderster Linie in der lokalen Politik. In seinem Heimatort, der Stadt und im Stadt- und Kreisverband seiner Partei. Vonde übernahm Verantwortung. In Anerkennung und als Dank erhält der 74-Jährige am Dienstagabend den Ehrenring der Hansestadt. Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt Als Fußballer habe ihn damals das Spielfeld im Dorf mächtig geärgert, sagt Vonde. Denn mit Genehmigung der Gemeinde sei zwischen den Toren im Sommer Korn gedroschen worden. &bdquo;Da konnten wir nicht mehr spielen", erinnert er sich. Und die Schützenhalle wurde zum Zankapfel zwischen Verwaltung, die sie als &bdquo;Bruchbude" bezeichnet hatte, Schützen und Dorfbewohnern. Eine tiefe Wunde hinterließ zudem eine Bemerkung des damaligen Stadtdirektors. Ludwig Blömeke hatte die Ortschaft &bdquo;Kuhschisshausen" genannt. Da habe ihn endgültig der Ehrgeiz gepackt, sagt Vonde. Der gelernte Schriftsetzer und Berufssoldat wollte einiges geraderücken. Dreimal gewann der Ort im Laufe der Jahre dann die Silbermedaille beim Wettbewerb &bdquo;Unser Dorf soll schöner werden". Auch ein Verdienst des Ortsvorstehers Willi Vonde. Den Posten hatte er nach seiner Wahl in den Warburger Stadtrat im Mai 1975 übernommen. Zehn Jahre später ist Germete staatlich anerkannter Luftkurort. Schriftsetzer, Berufssoldat und Wirtschaftsberater Ein Netzwerker, der weiß, was er will und wie mit Menschen umzugehen ist. 1966 entschließt sich Vonde für eine Karriere bei der Bundeswehr. Viele Jahre war er bei der Luftwaffe in der Kaserne Borgentreich eingesetzt. Der Umgang mit den ihm anvertrauten jungen Rekruten habe ihn vieles gelehrt, sagt er. &bdquo;Menschenkenntnis, das Zuhören und das sachliche Urteil." Das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Soldaten und Zivilisten liegt ihm besonders am Herzen. Als Stabsfeldwebel beendet der Vater von vier Kindern und spätere Großvater von vier Enkeln (&bdquo;alles Mädels") 1995 den Dienst, wird dann selbstständiger Wirtschaftsberater. Vonde hält interessiert und neugierig Augen und Ohren offen für politische Angelegenheiten. 1962 tritt er in die Junge Union ein. Die CDU, die bis heute im Warburger Stadtparlament die Mehrheit hält, wird ihm zur Heimat. &bdquo;Weil sie den Mittelweg geht", sagt er. Jenseits politisch rechter und linker Ränder. Vom Gefühl und der Einstellung her &bdquo;die richtige Partei". Deshalb habe er ihr die Treue gehalten. 1989 wird er Fraktionsvize im Stadtrat, fünf Jahre später übernimmt er den Vorsitz der Fraktion, den er bis zur Kommunalwahl im September behält. Alles müsse ein Ende haben, sagt er. &bdquo;Jetzt sollte es reichen." »Die Dinge für Stadt und Bürger voranbringen« Er habe es nie ausstehen können, wenn andere Fraktionen Debatten parteiideologisch geführt hätten. Die Stadt sei ein überschaubarer Bereich, da gelte es, an der Sache orientiert zu arbeiten. &bdquo;Die Dinge für Stadt und Bürger voranzubringen, das ist entscheidend", fügt er selbstbestimmt an. Ein kommunalpolitischer Kopf, alles andere als ein ausgleichender Charakter: Vonde beweist die Fähigkeit, Vorstellungen der Fraktionsmitglieder in Mehrheiten umzumünzen. &bdquo;Aber immer unter dem Aspekt der Gemeinsamkeit in Absprache mit anderen Fraktionen", betont er. Im Vorfeld anstehender Entscheidungen, sich an einen Tisch zu setzen, das komme ihm als Macher entgegen. In Sitzungen &bdquo;frontal aufeinander zu prallen", sei nie sein Ziel gewesen. Selbstkritisch schließt Vonde allerdings nicht aus, dabei &bdquo;den ein oder anderen auch einmal verletzt zu haben". Der Erfolg, die Niederlage Stolz ist er dagegen auf den Erhalt des Warburger Krankenhauses. Bei der Überführung des angeschlagenen St.-Petri-Hospitals aus kommunaler in privat-wirtschaftliche Hand hat Vonde als Vorsitzender des ehemaligen Zweckverbandes großen Anteil. &bdquo;Wir haben für die Stadt das Optimale herausgeholt", sagt er. Geschmerzt hat ihn die Gründung der Beste-Stadtwerke. Von damaligen Verantwortlichen fühlt er sich an der Nase herumgeführt. Einen Zusammenschluss städtischer Energieunternehmen auf Kreisebene hält er aber nach wie vor für richtig. »Da konnte ich nicht so einfach aufhören« Vondes Credo: &bdquo;Immer nach vorn schauen". Und den Blick schweifen lassen: &bdquo;Einen Meter vor anderen Städten zu sein", weckt den Sportsgeist des Germeters. In all den Jahrzehnten sei nicht alles zu einhundert Prozent geglückt, weiß er. Doch sei Warburg im Kreis Höxter &bdquo;beständig ganz vorn mit dabei" gewesen. Bei der Wahl des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters wirft Vonde seine langjährige Erfahrung aus Rat, Ausschüssen, Aufsichtsräten und Fachgremien in die Waagschale. Bei der parteiinternen Kandidatenkür unterliegt er aber seinem Konkurrenten. Walter Hellmuth wird 1999 Chef im Rathaus. Vonde macht im Rat weiter, führt abermals die Fraktion. Damit soll erstmals nach der Stadtratswahl im Sommer 2014 Schluss sein. Vonde legt in seinem Wahlbezirk fast zehn Prozent zu, das Ergebnis überzeugt. Ihn und den Vorstand. &bdquo;Da konnte ich nicht so einfach aufhören." "Der Rat war früher etwas stärker" Seit Beginn seines ehrenamtlichen Engagements wirkt Vonde im Haupt- und Finanzausschuss mit. Im Bauausschuss beschäftigt er sich mit der Stadtplanung, im Fremdenverkehrsausschuss ist ihm die Anziehungskraft der Stadt und ihrer Dörfer wichtig. Er wird für seinen Sachverstand, den er sich über die langjährige Arbeit fleißig aneignet, geschätzt. Seine Haushaltsreden fallen kurz aus. Parteipolitisches Schaulaufen auf demokratischer Bühne stört ihn. Als Sprecher vertritt er die Meinung seiner Fraktion, die in den meisten Fällen die seinige ist. Doch könne man auch falsch liegen, räumt er ein. Dann gehöre der Mut dazu, es sich einzugestehen und Ansichten und gefällte Urteile zu ändern. Die parlamentarische Kultur habe sich gewandelt, sagt Vonde, und verweist auf den Zusammenfall von Bürgermeisteramt und Verwaltungsleitung. Als politisches Instrument sei der Rat &bdquo;früher etwas stärker" gewesen. Ein Stadtdirektor brachte eine Idee ein, der Rat diskutierte, stimmte ab. Heute nehme die Verwaltung deutlich mehr Einfluss. Ebenso wie die kritiklastigen Stimmen aus dem öffentlichen Raum, aus den sozialen Medien. Das Telefon wird nicht mehr so oft klingeln Der Alltag wird sich in den kommenden Monaten verändern. Für die Stadt und die Ortschaft Germete hat Willi Vonde unzählige Stunden an Lebenszeit aufgebracht. Das Telefon wird, anders als gewohnt, öfters stillstehen. Das weiß er. Die bisher bis zu 5.000 im Jahr mit dem E-Bike gefahrenen Kilometer möchte er ausweiten, wieder Zeit in seinem Ferienhaus auf Kreta verbringen und gute Krimis lesen. Als Kommunalpolitiker sei er mit sich im Reinen, zieht Wille Vonde einen Strich. &bdquo;Ich will mich nicht mehr einmischen. Punkt. Schluss. Ende."

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