
Kreis Höxter. Aller Unkenrufe zum Trotz erwarten die Unternehmen im Kreis Höxter weiterhin ein positive Wirtschaftsentwicklung. Die Industrie und Handelskammer (IHK) im Hochstift hat gestern in Warburg ihre diesjährige Frühjahrsumfrage vorgestellt. „Vor allem die Industrie boomt wie selten und das spüren wir auch im eigenen Betrieb", sagte IHK-Vizepräsident Frank Dierkes, Geschäftsführer des Warburger Anlagenbauers PRG.

Die Produktionsauslastung lässt den Betrieben kaum noch Luft zum Atmen. Im Vorjahr hatten 62 Prozent der Betriebe eine Auslastung von 80 bis 95 Prozent. Dieser Anteil ist um elf Prozent zurückgegangen. Diese Betriebe liegen nun bei einem gestiegenen Auslastungsgrad von über 95 Prozent. Hier ist nämlich der Anteil von 35 auf 47 Prozent sogar um zwölf Prozent angewachsen. „Das ist der beste Wert in ganz OWL", sagte IHK-Zweigstellen-Leiter Jürgen Behlke.
„Die Unternehmen konzentrieren sich vollständig darauf, Aufträge abzuarbeiten und haben derzeit keine Kapazitäten, ihre Innovation voranzutreiben", erklärte Dierkes. Das spiegelt sich auch in den erfragten Investitionsmotiven. Die Ersatzbeschaffung ist vielfach erledigt und von 81 auf 64 Prozent zurückgegangen, ist aber immer noch das größte Investitionssegment.
Mehr Investitionen in Umweltschutz
Kapazitätsausweitung und Rationalisierung spielen in der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung die zentrale Rolle. Den Firmen geht es gut, da kann man auch etwas für das Image tun. So hat sich die Quote der Umweltschutzinvestitionen von 16 auf 33 Prozent mehr als verdoppelt.
Aber es wird immer schwieriger den Bedarf an Fachkräften zu decken. „Die Arbeitslosigkeit liegt aktuell bei vier Prozent, was in der Realität Vollbeschäftigung bedeutet", sagte die stellvertretende Geschäftsführerin Claudia Auinger. Der Personalmangel spiegelt sich vor allem im Dienstleistungssektor wider. Nicht ein einziges Unternehmen erwartet einen Rückgang bei der Beschäftigtenzahl.
Einen Grund für die besonders positive Zukunftserwartung im Kreis Höxter sieht IHK-Chef Behlke in der vergleichsweise geringeren Exportabhängigkeit, sodass im Kreis die Konjunkturdämpfer Brexit und US-Protektionismus weniger stark durchschlagen. Jürgen Behlke: „Dass es unserer Wirtschaft so gut geht, ist ein Verdienst des Freihandels innerhalb der EU und es ist im Interesse des gesamtgesellschaftlichen Wohlstands, dies bei der kommenden EU-Wahl deutlich zum Ausdruck zu bringen."
Berufsausbildung statt Studium
An der Frühjahrs-Konjunkturumfrage haben sich erneut rund 100 Unternehmen aus dem Kreis Höxter mit insgesamt 11.000 Beschäftigten beteiligt. Insgesamt gibt es im Kreis Höxter aktuell 44.671 versicherungspflichtig Beschäftigte. Den höchsten Zuwachs mit drei Prozent gab es in der Land- und Forstwirtschaft. Das produzierende Gewerbe hat seinen Beschäftigtenstand um 1,4 Prozent auf 15.500 Beschäftigte ausgeweitet. Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind um 2,7 Prozent gewachsen.
Allein das Dienstleistungsgewerbe stagnierte bei 18.864 Beschäftigten. Auch hier zeigt sich wieder das Problem des Fachkräftenachwuchses. „Schulabgänger sollten sich genau überlegen, ob sie statt eines unsicheren Studiums nicht lieber eine sichere, erfolgversprechende Berufsausbildung machen sollten", rät Jürgen Behlke.