Entscheidung um Warburger Fachwerkhaus Pennig wird vertagt

Warburg. Nichts ist entschieden: Gegner und Befürworter einer Unterschutzstellung des ehemaligen Schuhhauses Pennig an der Marktstraße tauschten in der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag nur ihre Argumente aus. Auf der Tagesordnung sollte unter Punkt 4 am Ende ein Beschluss stehen. Doch am Abend zuvor hatte sich das NRW-Bauministerium per Mail im Rathaus gemeldet und um eine Vertagung gebeten. 18 Warburger Bürger hatten sich Mitte Februar in einem Schreiben an den der Petitionsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages gewandt und für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Fachwerkhauses geworben. In dem Schreiben baten sie um Unterstützung seitens der Landespolitiker. Als Rückantwort hatten sie bisher nur eine Empfangsbestätigung erhalten. Der Ausschuss hatte zwischenzeitlich das Bauministerium um eine Stellungnahme gebeten. Nun soll auch die Stadt bis zum 18. April Stellung in der Frage des Denkmaleintrags beziehen. Grundsätzlich sei es guter Brauch und politische Gepflogenheit bis zum Ende des Petitionsverfahrens zu warten, hieß es seitens des Ministeriums, um keine unwiderruflichen, finalen Fakten bis zum Abschluss des Verfahrens zu schaffen. Das sei zumutbar und vertretbar. &bdquo;Wir sprechen keine Abrissgenehmigung aus, sie obliegt dem Kreisbauamt", hielt Bürgermeister Michael Stickeln fest. Dennoch informierte er den Vorsitzenden des Planungsausschusses, Willi Vonde (CDU), mit der Entscheidung für oder wider einen Eintrag in die Denkmalliste der Stadt zu warten und damit dem Wunsch aus dem Bauministerium und dem Petitionsausschuss nachzukommen. Das Warburger Thema werde im April in einer Sitzung auf der Agenda stehen, so wurde es angekündigt. Ein Denkmal oder nicht? Wohl aber wurde im Sitzungszimer des Rathauses diskutiert. Ein Schwarz oder Weiß, ein Denkmal oder nicht. Der Planungsausschuss des Warburger Stadtrates hatte im September die Bauvoranfrage des Eigentümers für Abriss und Neubau des rund 160 Jahre alten Fachwerkgebäudes positiv beschieden, dann aber aufgrund der Frage nach der Denkmalwürdigkeit einen Rückzieher gemacht. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) fordert eine Unterschutzstellung, die Untere Denkmalbehörde sieht das anders und auch ein von Stadt und Rat eingeholtes externes Gutachten spricht sich dagegen aus. &bdquo;Es ist eine Sachfrage und keine emotionale Frage", gab Bürgermeister Stickeln die Diskussion frei. Gleichzeitig bedauerte er die Schärfe, die in Leserbriefen Ausdruck gefunden habe. Die Anschuldigungen gegenüber dem Hamburger Gutachter, der dem vereidigten und öffentlich bestellten Sachverständigen die Kompetenz absprächen, seien beschämend. Diskussion sei teilweise "hanebüchen" Teile der Diskussion, wie sie im Vorfeld gegenüber der Kommunalpolitik geführt worden seien, &bdquo;waren hanebüchen", hielt Ausschussvorsitzender Willi Vonde fest und beklagte den Umgang miteinander. Dem Gutachter das Fachwissen abzusprechen, sei als Behauptung &bdquo;eigentlich unvorstellbar", kritisierte Vonde. &bdquo;Weil wir alle in der Frage nicht ganz sicher waren, wurde ein Sachverständiger eingebunden", der aus denkmalfachlicher Sicht sein Urteil gefällt habe. Äußerungen, die eine Meinungsbildung in die eine oder andere Richtung verhindern oder erreichen sollten, seien fehl am Platze, wurde Vonde in seiner Kritik deutlich. Im Falle eines Neubaus klare Vorgaben Auch Hubertus Kuhaupt forderte ein &bdquo;gesundes Diskussionsklima" in der Frage der Unterschutzstellung. &bdquo;Wir stellen den Gutachter in keiner Weise infrage", betonte der Christdemokrat, und werde der Expertise bei einer Entscheidung &bdquo;vollständig folgen". Allerdings auch die Eingabe des Ministeriums respektieren. Im Falle eines Neubaus seien dem Bauherrn klare Vorgaben auf Grundlage der Erhaltungs- und Gestaltungssatzung der Stadt an die Hand zu geben. Außerdem sollte der Investor nach Möglichkeit alternative Pläne vorlegen, um "auf breiter Ebene diskutieren zu können". "Wir sollten uns nicht ärmer machen" Für die Sozialdemokraten verlas Eric Volmert eine Stellungnahme. Warburg sei eine an Baukultur verschiedenster Epochen reiche Stadt. &bdquo;In den 1960 und 1970er Jahren sollten viele historische Gebäude verschwinden, befürwortet von der Kommunalpolitik", spielte Volmert auf den damaligen Zeitgeist an. Jedes Mal habe es bürgerschaftliches Engagement gegeben, das sich &bdquo;vehement und deutlich für den Erhalt und gegen den Abriss dieser für ihre Epochen zum Teil beispielhaften Bauwerke einsetzte". "Zum Glück", so Volmert. Ein wertvolles Beispiel für Zeitgeist und Epochen sei auch das Haus Pennig. Das stattliche Bürgerhaus lasse erkennen, aus welcher Zeit es ursprünglich stamme und wie es sich mit der Zeit gewandelt habe. &bdquo;Stadtbildprägend", befand Volmert. Eindeutig hätten sich LWL und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz positioniert und die Unterschutzstellung angeregt. Das vorliegende Gutachten werde die SPD nicht von dieser Position abbringen. Volmert betonte die Unnötigkeit der Expertise, da der LWL ohne Zweifel über genügend Sachverstand und Fachwissen &bdquo;über unseren Landesteil" verfüge. Angesichts des drohenden Verlustes und der Schaffung eines Präzedenzfalles, der den Abriss weiterer Gebäude nach sich ziehen könnte, fordere die SPD auch weiterhin den Erhalt und die Unterschutzstellung. &bdquo;Warburg ist eine reiche Stadt, wir sollten uns nicht ärmer machen", fand Volmert markige Worte zum Schluss seiner Stellungnahme. Dieser Meinung schlossen sich die Grünen an. Laut der Gestaltungssatzung sollte Fachwerk in der Stadt erhalten bleiben, mahnte Josef Schrader und befürwortete den Eintrag in die Denkmalliste. Einstimmig entschieden sich die Ausschussmitglieder dafür, in der Denkmalfrage des Hauses Pennig einen Beschluss zu vertagen.

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