Warburg

Diemel-Skywalk steht beim Tag der Architektur im Mittelpunkt

Tag der Architektur: Am Wochenende wird in Warburg der Chattenturm in den Fokus gerückt. Vor zwei Jahren wurde die Aussichtsplattform eröffnet, zuvor gab es auch kritische Stimmen und ein Uhu-Problem

Der Architekt: Das Büro von Raimund Busch hat die Pläne entworfen und umgesetzt. | © Katharina Engelhardt

22.06.2018 | 22.06.2018, 17:10

Warburg. Hinweisschilder führen keine zu ihr hin, und das, obwohl sie bei ihrer Eröffnung im Oktober 2006 als neue touristische Attraktion gefeiert wurde: die neu geschaffene Aussichtsplattform am Chattenturm. Nur über den Burgfriedhof ist der historische Turm zu erreichen, und dies natürlich auch nur, wenn man weiß, dass es sie dort gibt, die Aussichtsplattform auf der Chattenturmspitze - eine elf Meter lange frei schwebende Hängebrücke führt zu ihr hin. Gelangt man oben an, bietet sich dem Betrachter ein unvergleichlicher Blick über die Altstadt, die Diemel und das angrenzende Land bis in die hessischen Berge.

Am kommenden Wochenende wird der Chattenturm Besuchern im Rahmen des Tags der Architektur präsentiert: Am Samstag sowie Sonntag wird Architekt Raimund Busch jeweils von 14 bis 16 Uhr vor Ort sein und den Gästen das Bauwerk und die Brückenkonstruktion erläutern.

Schattendasein

Vermutlich im 14. Jahrhundert errichtet, ist der Chattenturm Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Warburg. Er diente einst als Wehrturm, von dem aus die Soldaten die hessischen Chatten genau im Blick behalten konnten. Danach jedoch fristete er, wenig beachtet, lange Zeit ein Schattendasein.

Der Architekt und sein Bauwerk: Raimund Busch wird am kommenden Samstag und Sonntag Besuchern am Chattenturm die Brückenkonstruktion erläutern. - © Katharina Engelhardt
Der Architekt und sein Bauwerk: Raimund Busch wird am kommenden Samstag und Sonntag Besuchern am Chattenturm die Brückenkonstruktion erläutern. | © Katharina Engelhardt

Dabei hat er spannende Geschichten zu erzählen; Architekt Raimund Busch kennt sie alle, weiß Details über den Turm und die Stadtmauer zu berichten, die nur wenige kennen. Mehrfach hatte es in den vergangenen Jahrzehnten Anläufe gegeben, den Turm am Burgwerk oberhalb des Burggrabens am nördlichen Ende der Stadtmauer in der Altstadt, begehbar zu machen und touristisch aufzuwerten. 2015 dann ein erneuter Anlauf. Die Stadt ließ Gutachten erstellen, beauftragte das Architekturbüro von Raimund Busch mit den Planungen.

Massentourismus wurde befürchtet

Stark: Die Konstruktion ist zugleich mächtig wie filigran. - © Katharina Engelhardt
Stark: Die Konstruktion ist zugleich mächtig wie filigran. | © Katharina Engelhardt

Nicht überall jedoch begeisterte die Stadt mit ihrem Vorhaben: Einige Bürger befürchteten einen Massentourismus auf dem Friedhof; Anwohner mutmaßten, herausbröckelnde Steine aus dem Mauerwerk könnten ihre Anwesen beschädigen oder im Garten aufschlagen; dies wiederum würde eine Wertminderung ihrer Häuser zufolge haben, da man sich unterhalb des Turms nicht mehr in den Garten setzen könnte.

Sicher: Das Geländer an der Brücke bietet einen sicheren Halt. - © Katharina Engelhardt
Sicher: Das Geländer an der Brücke bietet einen sicheren Halt. | © Katharina Engelhardt

Und noch ein Argument führten die Gegner der Pläne ins Feld: Angeblich sollte dort ein Uhupärchen nisten. Dass das zu diesem Zeitpunkt aber gar nicht mehr am Turm weilte, sondern längst zum Neustadtkirchturm übergesiedelt war, wurde erst später publik.

Im Oktober 2016 konnte die neue Aussichtsplattform eröffnet werden. Stadtheimatpfleger Ulrich Nolte nannte die Konstruktion gleich liebevoll "den Skywalk von Warburg" und hoffte darauf, dass dieser eine neue Attraktion bei den internationalen Hansetagen werden möge.

3.000 Kilogramm Stahl sind in der Aussichtsplattform und der elf Meter langen Brücke verbaut worden.

Schwierige Bauarbeiten

Die Bauarbeiten waren kniffelig. "Wir konnten nur mit kleinem Gerät arbeiten, anderes hat die Situation auf dem Friedhof natürlich nicht zugelassen", erinnert sich Busch. Jedes Element musste einzeln angeliefert werden.

Bei der filigran wirkenden Brückenkonstruktion war es dem Architekten außerdem wichtig, dass auch Gehbehinderte den Weg nutzen können. Deshalb sind die Geländer recht hoch und die Brücke an sich recht schmal gehalten: "Unsichere Besucher können sich gut festhalten." Gleiches gelte für Menschen mit Höhenangst. Das fast undurchsichtige Rastergitter am Boden sowie die durchgehenden Handläufe geben ein Gefühl der Sicherheit.