Warburg

Kunst unter der Haut

Schnelle und billige Arbeiten lehnt Nico Kögl ab - das Gesundheitsrisiko sei zu hoch

Die Tätowierer zeigen ihre Unterarmtattoos: Nico Kögl (l.) mag es Schwarz-weiß, Basti Biedendorf liebt dagegen die Farbe. Fotos: Vivien Tharun|| | © Vivien Tharun

Vivien Tharun
05.01.2018 | 05.01.2018, 05:04
Markant: Ein Totenkopf ziert den Rücken von Nico Kögl. - © Vivien Tharun
Markant: Ein Totenkopf ziert den Rücken von Nico Kögl. | © Vivien Tharun

Warburg. Mundschutz auf, Handschuhe an und dann ran an die Nadel: Nico Kögls Leidenschaft ist das Tätowieren. Vor gerade einem Jahr hatte der 25-Jährige sein Studio im Daseburger Falkengrund eröffnet, jetzt schon muss er wegen der großen Kundennachfrage umziehen.

"Statt einem, wird es zukünftig drei Tattoo-Bereiche geben", sagt Kögl. Das neue Studio in Warburg sei dann groß genug, dass dort noch weitere Tätowierer arbeiten könnten, die andere Stilrichtungen anböten. Denn alles kann und will der junge Künstler mit der Nadel nicht machen: "Jeder Tätowierer hat einen eigenen Stil", sagt Kögl. "Ich steche schwarz-weiße realistische Bilder. Bunte Aquarelltechnik kann ich nicht. Solche Anfragen lehne ich dann ab."

Damit aber doch noch etwas Farbe ins Spiel kommt, wird Kögl zukünftig von seinem Kollegen Basti Biedendorf unterstützt, der bunte Bilder unter die Haut bringt. Allerdings macht Biedendorf vorerst nur kleinere Motive, weil er noch in der Lernphase sei. Beide raten jedem, der sich tätowieren lassen möchte, sich vorher gut zu informieren. Denn eine folgenschwere Entscheidung treffe sich leider zu häufig allzu leicht: "Wenn man jung ist, möchte man so schnell wie möglich, so billig wie möglich ein Tattoo", sagt Kögl.

Setzen auf die gute Beratung: Nico Kögl (links) und Basti Biedendorf klären in ihrem Studio über die Gefahren von Tattoos auf. - © Vivien Tharun
Setzen auf die gute Beratung: Nico Kögl (links) und Basti Biedendorf klären in ihrem Studio über die Gefahren von Tattoos auf. | © Vivien Tharun

Doch Qualität koste. Tätowierer, die etwas billig anböten, würden oft am Material sparen. Das könne gesundheitliche Folgen haben: "Billige Farbe aus dem Internet kann mit Schadstoffen belastet sein. In der Folge können die Motive dann sogar vereitern". Die Behandlungskosten trage die Krankenkasse dann nicht.

"Für mich ist tätowieren so etwas wie ein medizinischer Vorgang", sagt Kollege Biedendorf. Da sei es wichtig "zu 110 Prozent" auf Hygiene zu achten. Kunden sollten sich vergewissern, dass "wenn schon der Empfangsbereich eines Studios mal nicht tippi-toppi sein sollte", im Arbeitsbereich alles einwandfrei sein müsse.

»Fast schon ein wenig Großstadt-Flair im neuen Studio«

"Ein guter Tätowierer verwendet Einmalhandschuhe, Mundschutz und hat zwei Desinfektionsflaschen". Mit einem Mittel für die Maschine und einem zum sterilisieren der Haut. Direkt vor der Sitzung öffnet der Tätowierer die Packungen der Einmalnadeln vor den Augen seines Kunden. Außerdem müsse der Stechende immer nachweisen können, woher er die Tinten bezogen habe und eine Liste mit den Inhaltsstoffen parat haben. "Vertrauenswürdige Lieferanten verkaufen ihre Farben nicht an Privatpersonen", sagt Kögl.

Einmal habe er eine Frau mit verschiedenen Allergien beraten. Da er aber auch nach Listenabgleich nicht ganz ausschließen konnte, dass sie allergisch reagiere, riet er vom Tattoo ab. Auch dass mache einen vertrauenswürdigen Tätowierer aus. Zudem braucht es für die gelungene Körperkunst Zeit und Geld. Gute Tätowierer sind oft mehr als sechs Monate im Voraus ausgebucht - Kögl ist da keine Ausnahme. Hat der Kunde dann einen Termin, können sich die Sitzungen über mehrere Stunden, ja Tage, ziehen.

Kögl trägt selbst auf dem Rücken ein Kunstwerk, dass in mehr als 20 Sitzungsstunden entstand. "Es ist besser zu warten und länger zu sparen, als sich überstürzt für etwas zu entscheiden, das man ein Leben lang trägt", sagt Biedendorf. Zudem habe ein Tattoo-Künstler von seinen Einnahmen Ladenmiete, Lebensunterhalt, Versicherung und Vorsorge zu zahlen. Billig gehe es dann nicht. Das gilt auch für die Gasttätowierer, die ab Sommer in den neuen Laden an der Hauptstraße 2 kommen sollen.

"Zum Beispiel mein eigener Tätowierer Marcel Skull aus Weimar", sagt Kögl. Mit einem großen Studio und Gasttätowierern habe Warburg dann schon fast ein wenig Großstadt-Flair, sagt er. Ab Mittag wird er heute im neuen Studio Interessierte beraten, ob eine Tätowierung für sie infrage kommt - damit am Ende die richtige Entscheidung getroffen wird.