Warburg

Auf dem Warburger Neustadtmarktplatz gibt es freies Internet

Die Hansestadt richtet die erste Freifunk-Zone auf dem Neustadtmarktplatz ein, unterstützt von dem Freifunk-Verein Hochstift. Kirche: Man muss auch mal „neue Wege in der Kommunikation“ beschreiten

02.06.2017 | 02.06.2017, 20:25
Geschafft: IT-Fachmann Christian Bierwirth (v. l.), Marcus Büenfeld vom Verein Freifunk Hochstift und Bürgermeister Michael Stickeln freuen sich über freies Internet auf dem Neustadtmarktplatz. - © Katharina Engelhardt
Geschafft: IT-Fachmann Christian Bierwirth (v. l.), Marcus Büenfeld vom Verein Freifunk Hochstift und Bürgermeister Michael Stickeln freuen sich über freies Internet auf dem Neustadtmarktplatz. | © Katharina Engelhardt

Warburg. Der Weg dorthin war lang und zäh, viele Gespräche mit vielen Beteiligten mussten geführt werden, bis letztlich auch die wichtigste Beteiligte, die Kirche, endlich ihren Segen gab und damit das Projekt möglich machte: Auf dem Neustadtmarktplatz wurde am Freitag der erste offizielle Freifunkbereich Warburgs freigegeben. Die Neustadtkirche steht dabei wortwörtlich im Mittelpunkt. Eine auf dem Kirchturm installierte Antenne empfängt das Breitbandsignal vom Stadthaus, eine zweite Antenne auf dem Kirchdach sendet das Signal wiederum nach unten auf das Dach des Infocenters. Dort empfängt es ein sogenannter „Access-Point" und sorgt dafür, dass die Nutzer auf den freien Internetzugang zugreifen können.

„Etwa 100 bis 150 Benutzer gleichzeitig verkraftet das Netzwerk", erklärt Marcus Büenfeld vom Freifunkverein Hochstift, der die Stadt Warburg bei der Realisierung des Projekts unterstützt hat. Aus Nutzersicht besteht der wesentliche Unterschied zu offenen WLAN-Bereichen, wie beispielsweise dem am Gebrüder-Warburg-Platz, in der völligen Freiheit: „Der Nutzer muss weder ein Passwort eingeben, noch irgendeine Bestätigung anklicken, er kann das Netzwerk einfach auswählen und ist verbunden", sagt Christian Bierwirth von der IT-Abteilung der Warburger Stadtverwaltung, der das Vorhaben mit entwickelt und vorangetrieben hat.

Die ursprüngliche Idee von Freifunk ist ein Funknetzwerk, das ausschließlich in Bürgerhand liegt und völlig hierarchiefrei funktioniert: „Privatleute stellen offene WLAN-Zugangspunkte zur Verfügung, die jeder frei nutzen kann", erklärt Bierwirth das Prinzip. Diese verschiedenen Zugangspunkte sind miteinander verbunden und erstellen so ein gemeinsames Netzwerk.

Ende 2013 trat Bürgermeister Michael Stickeln mit dem Wunsch („so etwas brauchen wir auch") an Mitarbeiter und IT-Fachmann Christian Bierwirth heran. Bald knüpfte man Kontakt zum Freifunk-Verein Hochstift, der in Paderborn extrem gut vernetzt ist. Doch in Warburg gestaltete es sich schwieriger: Die Topographie des Ortes machte den Beteiligten bei der Planung einen Strich durch die Rechnung. Freifunk braucht nämlich freie Bahn. „Hohe Bäume und Gebäude erschweren den Richtfunk. Die hügelige Lage der Stadt tut ihr Übriges", erklärt IT-Profi Bierwirth, „Auf dem Neustadtmarktplatz war uns schnell klar, dass wir, ohne den Kirchturm zu nutzen, nicht weiterkommen würden", erklärt er.

Nach einer Anfrage bei der Gemeinde reichte diese das Anliegen an das Erzbistum weiter. Und das traf eine charmante Grundsatzentscheidung: Die Pfarrgemeinden dürfen selbst entscheiden. Dechant Gerhard Pieper reagierte äußerst cool, wie sich Bürgermeister Stickeln lächelnd erinnert: „Der Dechant sagte bloß, schließlich müsse man auch mal neue Wege in der Kommunikation mit dem Herrn beschreiten".
Als nächsten Bereich für den Bürgerfunk würden Stadt und Verein gern die Hauptstraße ins Visier nehmen und hoffen auf Mitmacher: „Wir würden uns freuen, wenn sich Anwohner und Ladenbetreiber einbringen würden", sagt der Bürgermeister. „Es ist keine besondere Technik nötig", ergänzt Christian Bierwirth.

INFORMATION


  • Einzelne Freifunkknoten bestehen in Warburg bereits: Neben wenigen Privatleuten, die sich kleine Netzwerke (zum Beispiel am Altstadtmarkt) aufgebaut haben, bietet unter anderem die evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg im Corvinushaus sowie in Rimbeck Freifunk an, ebenso wie die Bäckereien Goeken und Henke und der Rewe-Supermarkt.
  • Der Freifunk-Verein Hochstift hieß früher Freifunk Initiative Paderborn.
  • Interessierte Mitmacher dürfen sich gern an den Verein wenden.
  • www.hochstift.freifunk.net