Die Sparkasse im Kreis Höxter schließt zum 6. Februar fünf Filialen. Betroffen sind die Standorte Dalhausen, Ottbergen, Ossendorf, Dringenberg und Bad Driburg-Südstadt. Kündigungen sollen laut Sparkasse keine ausgesprochen werden – die Mitarbeiter dieser Filialen werden die Teams der Geschäftsstellen in Höxter, Beverungen, Bad Driburg und Warburg verstärken.
Auch die Vereinigte Volksbank schließt ihre Filialen in Ossendorf und Daseburg Ende März. Von betriebsbedingten Kündigungen sollen die Mitarbeiter auch hier verschont bleiben: Die bisherigen Filialleiterinnen aus Daseburg und Ossendorf werden nach Scherfede und Warburg wechseln. Ebenfalls „auf dem Prüfstand" stehen die Filialstrukturen in Borgentreich, wie das Vorstandsmitglied der Vereinigten Volksbank Birger Kriwet auf Nachfrage bestätigt.
Kostenfaktor
Als Grund für die Schließung führt Birger Kriwet die angespannte betriebswirtschaftliche Situation an, in der sich das Geldinstitut befinde. Die anhaltende Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralpolitik habe „negative Auswirkungen auf die Erlössituation unserer Bank". Dazu käme das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden – mehr Onlinebanking, weniger Abwicklungen in der Filiale –, weshalb man gezwungen sei, das Kostenthema stärker in den Fokus zu rücken. „Unsere größten Kostenfaktoren sind die Filialen, genauer die Kosten für IT und Leitungen, die permanent vorgehalten werden müssen", erklärt Kriwet.
Die Sparkasse erklärt ihre Beweggründe ähnlich: „In den letzten Monaten hat sich die Sparkasse Höxter – wie viele andere regionale Kreditinstitute auch – intensiv mit der Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit beschäftigt", teilt Jens Härtel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Höxter mit. Grundlage der Entscheidungen seien Ergebnisse einer betriebswirtschaftlichen Analyse aller Filialen, verbunden mit einem Zukunftskonzept der Filialwelt. Härtel nennt das Beispiel „geändertes Kundenverhalten": „Für Beratungsgespräche zu komplexen Produkten werden die Berater in den Filialen gern besucht, nicht aber für einfache Serviceleistungen. Vor diesem Hintergrund waren eine Verdichtung des Filialnetzes und die Anpassung unserer Öffnungszeiten unumgänglich", fasst der Vorstandsvorsitzender der Sparkasse die Beweggründe für die Veränderungen zusammen.
Geldautomaten
Wichtig ist den Verantwortlichen: In den Orten bleiben die Geldautomaten der Sparkasse erhalten, so dass die Bargeldversorgung weiterhin gesichert ist. „Eine besondere Lösung wurde für Ossendorf gefunden", so die Bank. Hier unterhalten die Sparkasse und die Vereinigte Volksbank zukünftig einen gemeinsamen Geldautomaten. Dieser ist in der Außenfassade der heutigen Volksbankfiliale am Warburger Tor 3 installiert und kann von allen Kunden der Sparkasse Höxter kostenfrei genutzt werden.
Für die Ossendorfer, die nun auf einen Schlag beide Bankfilialen im Ort verlieren, mag das nicht mehr als ein Trostpflaster sein.
Verlust vor Ort
„Natürlich habe ich für die wirtschaftlichen Gründe der Geldinstitute Verständnis", sagt Ossendorfs Ortsvorsteher Jürgen Rabbe, „Trotzdem finde ich es sehr bedauerlich und schade, dass wir diese Anlaufstellen im Ort jetzt verlieren." Bei der Sparkasse, so Rabbe, hätte sich die Schließung schon angekündigt. „Da wurden die Öffnungszeiten zuletzt schon sehr reduziert", sagt Rabbe. Dass nun aber auch gleichzeitig die Volksbank die Schließung verkündet, damit habe man im Ort nicht gerechnet.
Sparkasse mit neuen Servicezeiten
Die Sparkasse passt in allen noch vorhandenen Filialen ihre Öffnungszeiten an. Ab Montag, 6. Februar, sind die Filialen für Serviceleistungen wie folgt geöffnet:Montag, Dienstag und Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 16.30 Uhr sowie Mittwochs von 9 bis 12 Uhr und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr sowie 14 bis 18 Uhr. Zusätzlich gilt für die Filialen Bad Driburg, Brakel, Beverungen, Steinheim, Höxter Nicolaistraße und Warburg Unterstraße die Öffnungszeit am Mittwoch von 14 bis 16.30 Uhr.
Beratungstermine können von Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr vereinbart werden.
Kunden, die eine Beratung in der Filiale nicht in Anspruch nehmen können, haben gleichwohl die Möglichkeit, einen persönlichen Ansprechpartner der Sparkasse Höxter zu erreichen.
In der neu eröffneten Digitalen Filiale ist nach vorheriger Terminvereinbarung eine Online-Beratung per Video-, Sprach- oder Textchat montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr möglich. Erreichbar ist die digitale Filiale über das Internet www.sparkasse-hoexter.de
„Besonders die älteren Menschen, die nicht so firm im Onlinebanking und auch nicht so mobil sind, wird das treffen", sagt Jürgen Rabbe, der eine sanftere Variante lieber gesehen hätte, mit beispielsweise zwei Tagen pro Woche, an denen die Filiale geöffnet bleibt. Aber genau das sei aus vorgenannten Kostengründen nicht möglich, erklärt Birger Kriwet von der Volksbank: „Die Leitungen für die gesamte IT sind der größte Kostenblock in einer Filiale. Und den hätten wir genauso, wenn wir nur an zwei oder gar nur einem einzigen Tag öffnen würden."
Verständnis
Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Zwänge zeigt auch Bürgermeister Michael Stickeln. Als Verbandsvorsteher des Sparkassenzweckverbands der Sparkasse Höxter habe er permanenten Einblick in die Entwicklung der Bankenlandschaft. Stichwort Niedrigzinspolitik. „Deshalb kann ich natürlich den Druck, unter dem die Geldinstitute teilweise stehen, nachvollziehen", so Stickeln. Die wirtschaftlichen Notwendigkeiten ließen sich nicht einfach wegwischen, wenngleich er die Schließung bedauere. „Da bricht ein Stück Infrastruktur weg. Diese Filialen im Ort sind immer auch Anlaufstellen und Treffpunkte, das ist erstmal auch ein emotionaler Verlust für die Menschen."
Kundenwünsche
„Die Wünsche der Kunden haben sich stark verändert", sagt auch Landrat Friedhelm Spieker, Verwaltungsratsvorsitzender (kl. Foto rechts). Der Kreis Höxter ist mit fast 74 Prozent am Sparkassenzweckverband beteiligt, hinzu kommen Stadt Höxter und Stadt Warburg. Spieker weiter: „Die meisten nutzen die vielfältigen Dienstleistungen über das Onlinebanking. Die Besuche in den Filialen sind massiv zurückgegangen. Dem muss die Sparkasse aus Kostengründen Rechnung tragen." Hinzu kämen die negativen Einflüsse auf den Bankensektor durch die Eingriffe der Europäischen Zentralbank. „Wichtig ist, dass die Bankautomaten bleiben und die Kunden wie gewohnt Bargeld im Ort abheben können", so der Landrat in einer Stellungnahme.