Warburg. Oben oder unten, das war bisher die Frage für die Gäste in den Lokalen des Altstädter Rathauses: also oben speisen oder unten nett draußen sitzen und trinken. Beides zusammen? Ging nicht, hieß es lange Zeit - Speisegaststätte und Bierlokal auf immer getrennt. Das soll sich unter den neuen Pächtern ändern: Walter Frühauf (29) und seine Partnerin Christin Möckel (26) haben das ehemalige italienische Restaurant "La Traviata" und den Kanonenkeller übernommen und sind zurzeit mächtig im Renovierungsstress.
Bereits am Freitag, 5. August, wollen sie Eröffnung feiern - und zwar mit einem Gesamtkonzept für beide Lokale. Unter dem Namen "Frühauf" wird es dann für die Gäste möglich sein, draußen auf der Terrasse auf dem Marktplatz ebenso Essen zu bestellen, wie unten im Kanonenkeller oder oben im Speiselokal. "Uns war schon wichtig, dass wir mit unserem Konzept beide Bereiche zusammenbringen können", sagt Walter Frühauf, der kulinarisch auf eine gut-bürgerliche Küche mit mediterranem Einschlag setzen möchte.
Koch Michael Dabs (44) aus Kassel wird der neuen Küchencrew vorstehen. Wichtig ist ihm besonders, mit einer gut aufeinander gut eingestimmten Servicemannschaft arbeiten zu können - "klar, die Wege für Kellner und Bedienung sind durch die getrennten Bereiche natürlich weit. Aber mit einem eingespielten Team sehe ich da gar keine Schwierigkeiten." Dabs, der zuvor unter anderem bei Maredo gearbeitet hat, in Großküchen und bei Caterern, sieht seine Küche in Richtung "Wirtshaus-Konzept" aufgestellt. Neben gängigen Gerichten aus der deutschen und mediterranen Küche - Pasta, klassische Steakgerichte, frisches Gemüse, Salate - will er die Warburger Gäste mit Schmankerln locken wie in geröstetem Biermalz panierte Schnitzel, einer würzigen Landbiersuppe und hochwertigen Burgern.
"Wir werden erstmal mit einer überschaubaren Karte mit etwa 25 Gerichten starten, um dann zu schauen, was die Gäste annehmen und gerne mögen", sagt Michael Dabs. Dabs und Frühauf kennen sich schon seit mehreren Jahren aus der gastronomischen Szene in Kassel. Dass Frühauf nun in Warburg sein erstes Projekt verwirklicht, ist aber kein Zufall. Seit vier Jahren haben er und seine Partnerin ganz bewusst nach einem geeigneten Objekt in der Hansestadt gesucht.
"2012 waren wir zum ersten Mal bei Bekannten hier zu Besuch und wollten mittags etwas essen gehen", erinnert sich Walter Frühauf. "Es gab nur leider nichts. Einzig die große Fastfoodkette hatte geöffnet." Für den Kasseler ein "deprimierender Zustand". Und die Initialzündung für die Suche in der Hansestadt. Mehrere Standorte seien mal infrage gekommen, darunter auch der Neustädter Markplatz. Handfestes wurde nie draus.
Aber über die jahrelange Suche knüpfte das Paar schnell haltbare Kontakte in Warburg und so kam man zuguterletzt auch mit der Verpächterfamilie Kohlschein ins Gespräch. "Uns hat das klare Konzept überzeugt", sagt Franz-Axel Kohlschein. "Die Idee, beide Bereiche gemeinsam fortzuführen, war für uns ein ganz wichtiger Punkt, weil es die Prozess im Haus deutlich vereinfacht. Unser Ziel ist es, in Warburg eine attraktive Gastronomie bieten zu können." Und so ein modernes Brauhauskonzept mit einer klaren Betonung der Außengastronomie - das könne in Warburg gut funktionieren, hofft der Brauhauschef.
Seit vier Wochen sind die Renovierungsarbeiten zugange. Während im Kanonenkeller nur kleinere Veränderungen am Mobiliar anstanden, sieht es im oberen Bereich anders aus: Die alte U-förmige Theke wurde durch eine komplett neue Baldachin-Theke ersetzt, Trennwände sind herausgenommen und die alten Balken aufgearbeitet worden, das lässt die Räumlichkeiten eine angenehm offen und freundlich wirken.
An der Wand verläuft ringsrum eine LED-Lichtleiste, die die Struktur des alten Gemäuers vorhebt. "Wir wollen es nicht einfach nur moderner und offener machen, sondern auch eine Verbindung zur historischen Seite schaffen", erklärt Frühauf das Raumkonzept. Im mittleren Speisesaal sollen lange Bänke und Tische aufgestellt werden, im hinteren Räubersaal sollen lockerere Tisch-Arrangements für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. Auch in der Küche will Frühauf seinen Qualitätsanspruch durchsetzen und hat nahezu alle alten Geräte durch neue ersetzen lassen. Was sein Koch darin zaubern wird, und ob das Konzept von Frühauf und Möckel aufgeht, wird sich bald zeigen.