Warburg

Verleger Emil Herz wäre heute 139 Jahre alt geworden

Geschichte: Emanuel Emil Herz war ein Autor und bekannter Verlagsleiter bei Ullstein. In Warburg sind immer noch Spuren des bekannten Verlegers zu entdecken

Warburger Wurzeln: Am Alstädter Markt wuchs Verlagsleiter Emil Herz auf. | © Stadtarchiv Warburg

Vivien Tharun
05.04.2016 | 14.07.2016, 12:05
Verlagsleiter Emil Herz bei der Verlagsarbeit in Berlin. - © Stadtarchiv Warburg
Verlagsleiter Emil Herz bei der Verlagsarbeit in Berlin. | © Stadtarchiv Warburg

Warburg. Der ein oder andere hat sie im Bücherregal stehen: Die Propyläen Weltgeschichte und die dazugehörige Kunstgeschichte. Dass diese Nachschlagewerke maßgeblich von einem Warburger gestaltet wurden, wissen wenige. Dabei finden sich seine Spuren in der Stadt. Zum Beispiel vor der Katholischen Grundschule, wo ein Platz mit seinem Namen gebaut wurde.

Emanuel Emil Herz war Verlagsleiter beim Ullstein-Verlag und lebte bis zu seinem Studium in Warburg. Er kam am 5. April 1877 in Essen als Emanuel Emil Herz zur Welt und wäre heute 139 Jahre alt geworden. Sein Vater Aron war Häute- und Fellhändler und verstarb bald nach Emils Geburt.

Die alleinerziehende Mutter Amalie beschließt 1880 in die Hansestadt zu ziehen, da Emils Großmutter Caecilie in Warburg lebt. Sie ist in zweiter Ehe mit dem Lehrer Juda Oppenheim verheiratet. Die Familie wohnt am Altstädter Markt in dem Haus, in welchem bis vor kurzem die Sparkasse ansässig war. Großvater Juda gründete 1861 die jüdische Elementarschule, die Emil Herz als Kind besucht. Nach der Grundschulzeit wechselt er auf das Gymnasium, das heutige Marianum. Sein Abitur legt er 1896, im Altern von 19 Jahren, ab.

Der Emil-Herz-Platz an der Graf-Dodiko-Schule - © Vivien Tharun
Der Emil-Herz-Platz an der Graf-Dodiko-Schule | © Vivien Tharun

Mit seiner Zeit in der Hansestadt verbindet Herz nur Schönes: „Warburg wurde das Paradies meiner Jugend", schreibt er später in seinen Lebenserinnerungen. Für sein Studium der Literatur, Geschichte und Philosophie muss Herz seine geliebte Stadt verlassen und zieht nach Bonn. Im Anschluss an das Studium schreibt er seine Doktorarbeit mit dem Titel: „Englische Schauspieler und englisches Schauspiel zur Zeit Shakespeares in Deutschland". Die Arbeit erscheint 1901 als Sonderdruck in der Reihe „Theatergeschichtlichen Forschungen" und Herz erhält den akademischen Titel des Doktors der Philosophie.

Es ist sein Wunsch, Lehrer zu werden und so legt er das Oberlehrerexamen erfolgreich ab – doch eine Anstellung bleibt ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. Er entschließt sich, eine Verlagslehre in Hamburg zu beginnen. Dort arbeitet er ein Jahr lang für den Verlag Leopold Voß, bis es ihn 1903 nach Berlin zum Ullstein-Verlag zieht. In seinem Berliner Haus hat Herz ein „Warburger Zimmer" eingerichtet. Dort bewahrt er Erinnerungsstücke aus der Stadt auf.

Seinen Arbeitsplatz strukturiert er grundlegend um. Ullstein hatte bisher Zeitungen und Zeitschriften verlegt. Herz regt an, einen Buchverlag aus dem Unternehmen zu machen – was Louis Ullstein umsetzt. Herz steigt zum Verlagsleiters auf und bleibt es für rund 30 Jahre.

Neben der hochpreisigen „Ullstein Weltgeschichte" sind die günstigen Ullstein-Taschebücher erhältlich. Der Verlag ist breit aufgestellt und einer der führenden Buchverlage in Deutschland. Es ist 1919 als die Propyläen-Edition begründet wird. Zunächst erscheinen die Werke Goethes in dieser Reihe, ab den 1920er Jahren kommen die bekannten Welt- und Kunstgeschichten auf den Markt. Die Bände erscheinen bis 1933. Im Jahr 1934 wird der Verlag von den Nationalsozialisten enteignet.

Emil Herz ist nicht nur Verlagsleiter, sondern auch Autor. Er schreibt die biografische Notizen seines Onkels, des Neurologen Hermann Oppenheim nieder.

Nach der Enteignung des Ullsteinverlags, bleibt Herz vorerst noch in Deutschland. Seine Frau Gabriele wird 1936 in Moringen interniert, kommt jedoch wieder frei.

Die Familie entschießt über die Schweiz, Italien und Kuba in die USA zu fliehen, wo sie sich in Rochester, im Staat New York, niederlässt. Herz und seine Frau haben vier Kinder: Gertrud, Elisabeth, Erwin und Arthur.

Es ist Sohn Arthur, der Emanuel Emil Herz bittet, die Familiengeschichte aufzuschreiben. Es entsteht ein Werk, das sich neben den Lebenserinnerungen auch mit dem deutsch-jüdischen Verhältnis vom 18. bis ins 20. Jahrhundert befasst. Unter dem an Heinrich Heine angelehnten Titel: „Denke ich an Deutschland in der Nacht – Die Geschichte des Hauses Steg" wird es 1951 in Berlin veröffentlicht. Ab 1953 im wiederbelebten Ullstein-Verlag – Familie Ullstein hatte ein Jahr zuvor ihre Rechte am Unternehmen zurück erhalten.

Emil Herz stirbt im Alter von 94 Jahren am 7. Juli 1971 in Rochester.

Information

Der Autor und die Stadt

  • Emil Herz’ Buch „Denk ich an Deutschland in der Nacht" erschien erstmals 1951 in Berlin.
  • Der unveränderte Nachdruck ist im Museum im Stern, Sternstraße 35, für 15 Euro erhältlich.
  • Der „Emil-Herz-Platz" liegt vor der Graf-Dodiko-Schule.
  • Mutter Amalies Grab kann besucht werden.
  • Das ehemalige Wohnhaus steht am Altstädter Markt.