Steinheim. Ackerbau & Viehzucht, eine der dienstältesten Punkrockband in Ostwestfalen-Lippe, feiert Jubiläum. Seit 35 Jahren steht die Band um Sänger Antonius Düwel für ehrlichen, niveauvollen, schweißtreibenden Punkrock mit Herz und Verstand, aber auch beständig für Krach und Party. Die fünf Musiker aus Steinheim, Lothe und Bodenwerder drehen, wenn sie auf der Bühne stehen, mächtig auf - sprachlich wie musikalisch.
Sänger Antonius Düwel war 16, als er im Frühjahr 1982 die Band gründete. Vorbilder: The Ramones, Sex Pistols, The Damned, The Clash, Iggy and the Stooges. Seitdem haben sie viel erlebt, waren mit den Toten Hosen auf Tournee, spielten im WDR-Fernsehen und traten überraschend in den 90ern auf einem Lkw vorm Hosen-Konzert in Bielefeld auf. Jetzt ist Antonius Düwel 51 Jahre alt und noch immer ein Temperamentsbündel am Mikro.
Musik macht er, ebenso wie seine vier Band-Kollegen, nur noch nebenbei. Zum Proben treffen sie sich regelmäßig. Und wenn eine Live-Show ansteht, geben sie Vollgas. Denn: Die Fans sind geblieben. "Das ist immer wie ein Klassentreffen, wenn wir irgendwo auftreten", sagt Antonius Düwel. Wie jetzt zum Jubiläum.
Beim Freibad-Open-Air in Belle trat Ackerbau & Viehzucht als Headliner auf - und begeisterte die über 300 Fans. Antonis Düwel, Jens Treichel an der Bassgitarre, Harry Wagner an der E-Gitarre, Gitarrist Andy Kapst sowie Drummer Reinhard Schulte, der auch gesanglich überzeugt, zogen ihre Fans einmal mehr durch eine unterhaltsame, gut eineinhalbstündige Show.
Sie verstanden es auch dieses mal, ihr Konzert in eine große Party zu verwandeln. Alle Freunde des lauten Rock'n'Rolls kamen auf ihre Kosten. Was auch daran liegt, dass Sänger Antonius Düwel das Publikum einbezieht - ein echter Entertainer.
Die Ackerbauern präsentierten ihre Songs mit Tempo und Charme. Unwiderstehlich. "Alles nur für dich", "Als Bauer geboren, zum Prinz auserkoren", "Herzlichen Glückwunsch, Patient ist gesund", "Nichts dazu gelernt" oder das vertonte Heinz-Erhard-Gedicht "Immer wenn ich traurig bin" - das sind allesamt Ohrwürmer ohne Substanzverlust. Und die Fans sangen mit und forderten Zugabe. Die kam dann auch, wie gewollt: "Dosenbier, wollen wir", die ebenso simple wie geniale Hommage des Toten-Hosen-Vorgängers ZK aus dem Jahre 1979 an das damals pfandfreie Bier aus der Blechbüchse. "Alle Schallplatten und CDs die wir produziert haben, sind verkauft. Unsere Veröffentlichungen wurden von der alternativen Musikpresse gebührend gefeiert. Aber live lassen wir den Emotionen freien Lauf. In über 1.000 Live-Konzerten haben wir das getan, was wir am besten können: rocken", erklärt Antonius Düwel, genannt Ente. Er genoss, ebenso wie die Fans, den Auftritt, spielte mit seiner Band einen Hit nach dem anderen vor. Auch nach 35 Jahren sind sie kein bisschen müde. Und es werden wohl noch etliche Konzerte dazu kommen. Denn ans Auflösen verschwendet keiner der Ackerbauern auch nur einen Gedanken, wie Antonius Düwel erklärt: "Ackerbau & Viehzucht auflösen? Niemals. Nur, wenn einer stirbt. Sonst nie."