
Steinheim. „Das wäre schlimm“, antwortet Birgit Ischen vom Stadtmarketing auf die Frage, was passiere, wenn weitere Händler dem Steinheimer Wochenmarkt den Rücken kehren würden. Regionale Leckereien können dort aktuell noch an fünf Ständen geshoppt werden – das ist nicht allzu viel. Und dass es nicht (mehr) allzu viele Kunden sind, stört auch so manchen Händler. Oder anders formuliert: Gemüsehändlerin Julia Engemann wünscht sich – zumindest donnerstags – mehr Schwung in der Steinheimer Innenstadt.
„Andere Märkte, wie in Brakel und Warburg, sind deutlich lukrativer“, sagt sie, „der Steinheimer Wochenmarkt ist für uns nicht der umsatzstärkste“. Dabei geht es am Stand der Eissenerin mitunter durchaus rege zu. Seit rund zwei Jahren ist Engemann mit ihrem Bio-Betrieb in der Emmerstadt dabei, und mit den Kunden wird gern über so manches Chicorée-Rezept oder die heiß ersehnte erste Erdbeer-Ernte geschnackt.
Marktbesucher sind eigentlich begeistert
„Hierher zu kommen, lohnt sich wirklich“, sagt auch Kordula Reinhard, die sich donnerstags ganz oft mit einer Freundin in der Emmerstadt trifft. „Zuerst trinken wir einen Kaffee, dann kaufen wir ein“, sagt die Sommersellerin mit Blick auf den Markt und ihr wöchentliches „Ritual“.
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Besonders gern kaufen sie am Stand des Eissener Bio-Betriebes: darunter Möhren, Äpfel und Zwiebeln. „Richtig gut ist auch, dass wir es uns hier in unsere eigenen Töpfe füllen lassen können“, sagt Reinhard, während sie den Deckel einer ihrer Frischhaltedosen festdrückt. Drin ist leckerer Krautsalat. „Die Auswahl ist gut, die Preise angebracht“, sagt sie weiter.

Was sich in Steinheim besonders gut verkauft? „Unsere Renner sind Champignons und Chicorée“, sagt Engemann, „und im Sommer natürlich unsere weltbesten Erdbeeren“. Doch die junge Gemüsehändlerin und Geschäftsfrau möchte mehr. Und zwar mehr Kunden. „Betriebswirtschaftlich muss es sich schon rechnen“, sagt sie. Und so rührt sie derzeit gemeinsam mit den Stadtmarketing-Mitarbeiterinnen Birgit Ischen und Sylvia Thiet kräftig die Werbetrommel für den Steinheimer Wochenmarkt.
Von Matjes bis Rollbraten: „Steinheimer essen alles“
Denn vom eingelegten Matjes über den hausgemachten Putenrollbraten bis hin zum Garnelen-Imitat aus Surimi gibt es dort – trotz kleiner Anzahl an Ständen – für die Kunden eine vielfältige Auswahl an Produkten und somit vielfältige Möglichkeiten für den angestrebten Menü-Plan daheim. Ein Stand mit allerhand Antipasti, wie gefüllten Oliven und dicken Bohnen, ist erst seit Beginn dieses Jahres dabei, Betreiber Kohde Suleimann mit dem Start aber durchaus schon zufrieden, denn: „Die Steinheimer essen alles“, sagt er mit Blick auf sein Sortiment.

Schon viel länger, nämlich seit der ersten Stunde des Steinheimer Wochenmarktes 1982, ist der Geflügelhof Engelns mit einem Stand in der Emmerstadt vertreten. Jede Woche „reist“ Bernfried Engelns vergleichsweise weit an, nämlich aus Hövelhof. „Circa eine Stunde Fahrtzeit braucht es da pro Strecke“, sagt er, „aber es lohnt sich“.
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An seinem Stand sammelt sich auch immer wieder eine beachtliche Schlange aus Kunden an – klar, Metzgereien gibt es ansonsten in Steinheim – natürlich abgesehen von den Theken im Supermarkt – kaum noch. So schloss beispielsweise Bauer Loges im Sommer 2023 seine Filiale in der Schiederstraße.
Verkaufsstand mit Honig, Käse und Eiern fehlt
„Die frischen Produkte, das Ambiente“, schwärmt Ischen von den Vorteilen des Marktgeschehens. So auch bei Engelns: „Unsere Hähnchenprodukte sind in Steinheim besonders gefragt“, sagt er „viel gekauft werden hier auch ganze Hähnchen“. In anderen Städten sei das nicht so sehr der Fall. „Das zeigt, dass die Steinheimer noch richtig kochen können“, sagt Engelns lachend.

Auch am Stand von Sauters rollenden Fischläden mag man die Bürger der Emmerstadt: „Die Steinheimer sind schon nett – passt schon“, hält es Thomas Birkenfeld nahezu nordisch knapp, während er mit Matjes, Salat und Zwiebeln ein Brötchen bestückt. Ein bisschen mehr Trubel würde aber auch er gern hinnehmen.
Alle gemeinsam warten sie sehnlich auf die Rückkehr des sechsten Verkaufsstandes: Honig, Käse und Eier gab es an ihm zu kaufen. Krankheitsbedingt muss der Betreiber derzeit allerdings passen.
Bratwurstverkäufer schmeißt nach zwei Wochen hin
Und jüngst hatte sich noch jemand Neues auf den Steinheimer Marktplatz getraut: „Jemand wollte hier gern Bratwürstchen verkaufen“, erzählt Ischen, „darüber hatten wir uns sehr gefreut“. Nachdem das Wetter bei den ersten zwei Versuchen allerdings irgendetwas zwischen usselig und schneeig war, zog sich der Bratwurstverkäufer gleich wieder zurück. „Sehr schade“, sagt Ischen.
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Wer dennoch auf dem Wochenmarkt etwas snacken möchte, kann sich unter anderem am Bäckereistand Rode eine frische Waffel oder ein süßes Stück Kuchen bestellen. „Ein kleiner, feiner Markt“, wie Reinhard sagt. „Hier kann man die tägliche Frische richtig schmecken“, wirbt zudem Engemann, die den Steinheimer Markt gern weiterhin auf ihrem wöchentlichen Plan haben möchte. Aber mit noch mehr Kunden. „Und bald auch Erdbeeren“, schürt sie die Vorfreude aller Steinheimer Obstfreunde.
Die Öffnungszeiten des Marktes in Steinheim
Nebenbei: So ein kleiner Bummel über den Wochenmarkt lässt sich ja auch gut mit weiteren Erledigungen in der Innenstadt kombinieren – sei es im Repair- und Klön-Café, in der Buchhandlung, beim Optiker oder in einem der Kleidungs- und Spielwarengeschäfte.
Geöffnet hat der Markt übrigens immer donnerstags von 14 bis 18 Uhr. „Einfach mal herkommen, einfach mal schauen, einfach mal genießen“, lautet dabei die Einladung von Verwaltung und Marktreibenden. Denn der Wochenmarkt soll wieder Fahrt aufnehmen – wäre schließlich schade, würde eine 43-jährige Tradition enden.
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