Steinheimer Tisch hilft: So groß ist die Not vieler Menschen vor Ort

Steinheim. Gaby Valentin und das Team vom Steinheimer Tisch könnte die Freizeit sicherlich auch ganz anders gestalten. Doch mitten unter uns leben viele Menschen, die sich oft nicht mal mehr die nötigsten Lebensmittel leisten können. In absoluten Zahlen: Mehr als 400 Menschen versorgt die Lebensmittelausgaben in Steinheim aktuell regelmäßig mit Grundnahrungsmitteln – darunter rund 150 Kinder. Sie sind inzwischen stabil. &bdquo;Aber auf hohem Niveau“, ergänzt Valentin. Zahlen, hinter denen Schicksale stecken. Viele der Bedürftigen sind Geflüchtete. Sie haben nicht nur Hunger, sondern oft auch traumatische Erlebnisse, die sie mit sich herumtragen. Sich unter diesen Bedingungen in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache und noch befremdlicherer Bürokratie zurechtzufinden, ist schwierig. Bei den Tafeln gibt zu den Lebensmitteln ein Lächeln und manchmal auch aufmunternde Worte. Die ehrenamtlichen Helfer sind aber keine Sozialarbeiter. Weil die Zahl der Bedürftigen in der Vergangenheit sehr stark angestiegen waren, hatte das Team des Steinheimer Tisches die Gründung eigener Lebensmittelausgaben in Nieheim und Marienmünster unterstützt. &bdquo;Wir sind aus allen Nähten geplatzt und haben es einfach nicht mehr geschafft. Inzwischen läuft es in Nieheim und Marienmünster sehr gut“, berichtet Gaby Valentin vom Steinheimer Tisch, der in diesem Monat sein 20-jähriges Bestehen feiert. Gibt es überhaupt Anlass, zu feiern? Wobei sich das Team schon fragt, ob die enorme Bedürftigkeit ein Grund zum Feiern sein kann. Deshalb gehe es vielmehr darum, den Spendern, Sponsoren und Unterstützern Danke zu sagen. &bdquo;Das soll kein versteckter Spendenaufruf sein – wir wollen uns wirklich bedanken und laden dazu jeden ein“, betont Gaby Valentin ausdrücklich. Denn es ist ihr sehr wichtig. Lesen Sie auch: Lebensmittelausgabe: Ehrenamtliche planen &bdquo;Nieheimer Tisch“ Eingeladen ist auch Bürgermeister Carsten Torke. Ihn stimmt es nachdenklich, dass es diesen runden Geburtstag geben muss. &bdquo;Ein Jubiläum aber auch ein Grund zum Feiern? Das Team des Steinheimer Tisches stellt diese Frage in den Raum. Wir feiern ehrenamtliches Engagement in Einrichtungen, derer es in einem Land wie Deutschland gar nicht bedürfen sollte“, meint das Stadtoberhaupt. Immer weniger Lebensmittel von Einzelhändlern vor Ort Auch wenn die Tische in Nieheim und Marienmünster inzwischen auf eigenen Beinen stehen, ist die Zusammenarbeit noch eng. So holen die Steinheimer für alle viele der notwendigen Lebensmittel aus dem Rewe-Zentrallager in Breuna ab. 75 Prozent der ausgegebenen Nahrungsmittel kommen inzwischen daher, sagt Valentin. Von vielen örtlichen Lebensmittelhändlern, die seit jeher enge Partner des Steinheimer Tisches sind, komme dagegen immer weniger. Lesen Sie auch: Mamü-Tisch versorgt bereits 121 Menschen in Marienmünster Denn auch hier wird inzwischen viel zielgerichteter bestellt, weniger aussortiert und weggeschmissen. Viele fast abgelaufene Lebensmittel werden dann verbilligt in den Märkten angeboten – so minimieren die Händler wenigstens ihre Verluste. &bdquo;Das ist ja eigentlich auch richtig so“, sagt Valentin. Für die Tische aber ein Problem. Zukäufe werden immer teurer Klagen will Valentin mit Blick auf Steinheim aber nicht. Aktuell käme man mit den eingesammelten Lebensmitteln ganz gut hin, sagt sie. Immer wieder gäbe es auch Spenden aus der Bevölkerung. Da erntet einer seinen Apfelbaum und bringt die Äpfel vorbei. Oder auch mal einen Korb mit Pflaumen. Auch Landwirte bringen immer wieder was vorbei. &bdquo;Alles hilft“, sagt Valentin. Weil die Lebensmittelspenden jedoch nicht immer ausreichen, um eine Grundversorgung zu gewährleisten, muss das Team des Steinheimer Tisches regelmäßig Nahrungsmittel zukaufen. Hauptsächlich frische Dinge wie Milch, Quark, Käse, Joghurt, Eier, Margarine, Mehl, Nudeln, Reis und Kartoffeln. Die Herausforderung: &bdquo;Auch für uns steigen die Lebensmittelpreise“, sagt Valentin. Da der Großeinkauf gut und gerne mal 2.000 Euro im Monat kosten. Finanziert werden diese Ausgaben aus Spenden. In Steinheim gebe es glücklicherweise derzeit genug Menschen, Firmen und Institutionen, die an den Steinheimer Tisch denken, wenn es um finanzielle Unterstützung geht. Valentin ist dankbar dafür, nicht jede Woche selbst, um Spenden betteln zu müssen. Lesen Sie auch: Steinheimer Tisch: &bdquo;Die Dankbarkeit spornt uns immer wieder an“ Aus denen werden auch die laufenden Kosten, wie beispielsweise für das Fahrzeug, finanziert. &bdquo;Wir versuchen, diese Ausgaben so gering wie möglich zu halten“, sagt Valentin. Sie sind nun aber mal da. Team braucht weitere Helfer Um die regelmäßigen Ausgaben gewährleisten zu können, braucht es ein Team, das sich auch langfristig ehrenamtlich engagiert. Neben Organisation und Verwaltung der Kundendaten – denn Lebensmittel erhält man nur mit Berechtigungsschein – braucht es ein Fahrerteam sowie Helfer, die die Lebensmittel sortieren und zusammenstellen. Was im Moment vor allem fehle, seien junge Männer, die bei den schweren Lebensmittelkisten mit anpacken, berichtet Valentin. Das übernehmen immer wieder junge Geflüchtete, die aber oft in Deutschkurse wechseln oder Arbeit finden. &bdquo;Darüber freuen wir uns natürlich“, sagt Valentin – das mache die Arbeit auch nicht unbedingt leichter. Und so wird gefeiert Ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern die Steinheimer &bdquo;Tischler“ am 20. November mit einem um 18 Uhr beginnenden Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Die geladenen Gäste treffen sich anschließend um 19 Uhr zu einem Imbiss im angrenzenden Pfarrheim.

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