Mit vielen Fotos: Das ist der neue Amazon-Standort nahe Steinheim

Horn-Bad Meinberg-Belle/Steinheim. 51.000 Quadratmeter beträgt die Grundfläche des Amazon-Logistikzentrums im Industriepark Lippe bei Steinheim. Das allein entspricht der Größe von sieben Fußballfeldern. Und weil das Gebäude vier Etagen hat, stehen dem Internetgiganten insgesamt 200.000 Quadratmeter zur Verfügung – was die Niederlassung zum 22. großen Logistikzentrum in Deutschland und zum 23. Standort in NRW macht. Lesen Sie auch: Amazon-Lager bei Steinheim offiziell eröffnet Wie alle Amazon-Logistikgebäude hat auch das bei Steinheim ein Kürzel nach dem nächsten Flughafen. Der ist in Paderborn, also PAD2. PAD1 heißt das Fullfillment Center in Oelde. Ja, Amazon im Industriepark habe keinen direkten Autobahnanschluss, gibt Standortleiter René Hille zu, der 2020 das Oelder Logistikzentrum in Sichtweite zur A2 in Betrieb genommen hat. &bdquo;Trotzdem haben wir hier eine gute Anbindung“, sagt er. PAD2 steht direkt neben der Ostwestfalenstraße und ist über die B239 gut an die B1 angebunden, die wiederum die Verbindung zur A33 und darüber zur A2 herstellt. Amazon-Produkte lagern im Chaos-Prinzip 20 Millionen Produkte können in Belle maximal eingelagert werden. 40-Tonner bringen die Waren von hinten ans Gebäude, wo sie im Erdgeschoss erst mal in große schwarze Kisten, die sogenannten Toads, umgeladen werden. Per Förderband – etwa zehn Kilometer Fördertechnik sind im Gebäude verbaut – gelangen die Kisten in die oberen Stockwerke, wo Amazon-Mitarbeiter ihren Inhalt scannen und dann im Chaos-Prinzip in die 55.000 mobilen gelben Regale einsortieren. Nur der Computer hat den Überblick, was in welchem Fach welchen Regals steckt. Die schmalen hohen Regale werden von 3.700 flachen blauen Robotern huckepack genommen und in einem abgesperrten Bereich durch die Gebäudeebene gefahren. Je nachdem, welches Produkt vom Kunden bestellt wurde, bringt der Roboter das passende Regal, so dass ein Mitarbeiter die Ware entnehmen und zur Verpackstation im Erdgeschoss schicken kann. Lesen Sie auch: Steinheim befürchtet mehr Lärm durch Amazon-Lager Dort schlägt der Computer die passende Verpackungsgröße vor und schneidet sogar das Klebeband in der richtigen Länge ab. Effizienz ist Amazon wichtig und natürlich auch ein Kostenfaktor. Das fertige Paket bekommt erst kurz, bevor es wieder im Lkw landet, seinen Adressaufkleber. Am 9. September soll bei Steinheim das erste Paket Richtung Kunde das Logistikzentrum verlassen. Bis dahin müssen noch die Regale mit Ware gefüllt werden. Ein Logistikzentrum ist kein Verteilzentrum &bdquo;Ganz wichtig. Von hier aus fahren keine Vans zu den Kunden“, sagt Standortleiter Hille. Stattdessen bringen Lastwagen die Pakete für die Kunden ins nächste Verteilzentrum – für Höxteraner Kunden nach Paderborn oder Bielefeld. Dort landen auch die kleinen gelben Aufkleber auf dem Paket. Sie markieren die unterschiedlichen Touren, wie Kathrin Amthor von der Amazon-PR-Abteilung verrät. Vom Verteilzentrum starten dann die Lieferwagen für die Zustellung an der Haustür. Dass das Beller Logistikzentrum die Amazon-Zustellung in der Region beschleunigt, sei durchaus möglich, aber nicht sicher, heißt es aus der PR-Abteilung. Sicher ist: &bdquo;Wir haben in NRW viele Kunden und bewegen uns mit PAD2 näher zum Kunden.“ .responsive23-poxHFTmh9XGTwjl2-map-amazon-standort-pad2 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-poxHFTmh9XGTwjl2-map-amazon-standort-pad2 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-poxHFTmh9XGTwjl2-map-amazon-standort-pad2 { padding-top: 142.86%; } } In einigen Fällen ist zwischen den großen Logistikzentren und den kleinen Verteilzentren noch ein Sortierzentrum zwischengeschaltet. Die Schließung eines solchen Zentrums in Dormagen hat der amerikanische Internetgigant gerade angekündigt, was zum Expansionskurs von Amazon passt, weil diese Kurzzeit-Zwischenstationen für die Pakete durch das immer dichter werdende Logistiknetzwerk nun immer seltener benötigt werden. Langsam wird das Personal aus Oelde zurückgefahren Mit 125 neuen Mitarbeitern hatte Amazon seinen Betrieb bei Steinheim aufgenommen. Alle drei Tage kommen 100 weitere dazu – plus 80 &bdquo;alte Hasen“, die aus anderen Standorten gewechselt sind. Die maximale Mitarbeiterzahl von 2.000 soll nächstes Jahr erreicht werden. Die Anschub-Hilfe aus anderen Standorten ist bei Amazon üblich. Der Beller Standortleiter René Hille war vorher Chef in Oelde und wird – wenn in Belle alles rund läuft – den Laden an seinen Nachfolger übergeben, der schon feststeht. Auch das Detmolder Rekrutierungsbüro war anfangs mit Personal aus Oelde besetzt. Inzwischen sind es Mitarbeiter aus Belle. Weil man Jobs ohne nötige Qualifikation anbieten kann, arbeitet Amazon bei der Personalgewinnung gerne mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter zusammen. Der Detmolder Leiter der Arbeitsagentur, Rainer Radler, und Jobcenter-Vorstand Stefan Susat zeigen sich denn auch sehr erfreut über die &bdquo;neuen beruflichen Perspektiven“ für Menschen aus der Region, die Amazon nun bietet. &bdquo;Die positiven Entwicklungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt sind ein gutes Zeichen.“ Verdi kritisiert hohe Arbeitsbelastung bei Amazon Die Gewerkschaft Verdi sieht das nicht ganz so rosig. &bdquo;Amazon rühmt sich damit, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein“, sagt Gewerkschaftssekretär Nils Böhlke, &bdquo;aber bereits ein Blick auf die durchschnittlichen Krankenstände in den Standorten zeigt, dass die Belastungen nur von wenigen Kolleginnen und Kollegen dauerhaft ausgehalten werden.“ Vielleicht ein Grund, warum Amazon-Mitarbeiter in Belle in einer Vier-Tage-Woche arbeiten? Dadurch wird zwar die Arbeitszeit länger – die Nachtschicht dauert von 18.40 bis 4.25 Uhr – aber es gibt im Ausgleich einen freien Tag. Horn-Bad Meinbergs Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger lobt Amazon bereits als &bdquo;starken und engagierten Partner für unsere Stadt“ und erwähnt Spenden an die Jugendfeuerwehr und das Haus der Jugend. René Hille erzählt von einer Müllsammelaktion der Standort-Chefetage. Lesen Sie auch: An der Kreisgrenze - Eilantrag gegen Amazon in Horn-Bad Meinberg erfolglos &bdquo;Und wie schon in Oelde werden wir auch gerne mit der lokalen Tafel kooperieren.“ Man habe immer wieder mal Trocken-Lebensmittel im Lager, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums seien und an die soziale Essensausgabe gespendet werden könnten. Aber auch Kinderspielzeug und Hygieneartikel würden von Tafeln gerne genommen, erzählen die Amazonier. Seltsame Blüten amerikanischen Sicherheitsdenkens Dass ihr Arbeitgeber durch und durch amerikanisch ist, zeigt sich nicht nur durch die zahlreichen Sicherheitshinweise im Gebäude und die Motivationsplakate im Bürobereich. Auch auf dem Parkplatz treibt das US-amerikanische Sicherheitsbedürfnis seltsame Blüten. &bdquo;Gefahr – Beschränkter Zutritt – Zutritt nur mit Erlaubnis“ steht auf jedem Gullydeckel auf dem Gelände. Nicht, dass jemand auf die Idee kommen könnte, das sei der Zugang zum Keller. Und natürlich werden die Mitarbeiter bei Betreten des Parkplatzes auch automatisch vor Glatteis gewarnt. Bei Bodenfrost-Temperaturen verändert eine weiße Rosette auf einem Schild ihre Farbe zu blau. Da fallen die zahlreichen 10-Stundenkilometer-Markierungen und Bodenwellen vor den vielen Zebrastreifen schon fast gar nicht mehr ins Gewicht. Auch einen Gebetsraum gibt es in Belle und – als Zugeständnis an den deutschen Standort – auch einen Raum für den Betriebsrat.

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