Niederländer im Kreis Höxter: „Ohne EU würden wir es nicht schaffen“

Steinheim. &bdquo;Ich liebe dieses Land“, sagt Christiaan Veenstra mit Blick auf Deutschland und seine Heimat rund um Steinheim, &bdquo;aber es gibt für mich keinen Grund, deutsch zu werden“. Schon 1969 ist der heutige Inhaber des Steinheimer Reisebüros Niggemann mit seinen Eltern aus den Niederlanden in die Bundesrepublik gekommen. Und er möchte bleiben. Dass er als Niederländer ganz selbstverständlich hier lebt und arbeitet, ermöglicht die Freizügigkeit der Europäischen Union. Das Parlament genau dieser EU wird bald neu gewählt – und jeder Unionsbürger ab 16 Jahren ist dabei aufgefordert, die Zukunft Europas mitzubestimmen. &bdquo;Wenn wir nicht zusammenhalten, wird das für uns alle ein riesiges Problem“, sagt Veenstra. Ganz eindrucksvoll habe er dazu auch den Grundgedanken des 15-minütigen Spots gefunden, den das Moderatorenduo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf jüngst auf &bdquo;ProSieben“ zeigte. Sie ließen Experten mögliche Szenarien schildern, die eintreten könnten, wenn die EU plötzlich zerfallen würde: Vom Kollabieren der Währung über das Davonschwimmen von Umweltauflagen bis hin zum Börsen-Krach und dem Einführen aufwändiger Grenzkontrollen – &bdquo;egal ob wirtschaftlich, klimatechnisch oder zwischenmenschlich – wir würden es alleine nicht schaffen“, ist sich auch Veenstra sicher. Für jedes einzelne Land der EU seien die weiteren Mitgliedsstaaten von essenzieller Bedeutung. &bdquo;Holland wäre beispielsweise ein Nichts, wenn es nicht mit Deutschland zusammenarbeiten könnte“, sagt er mit Blick auf den Export und Import. Ein Beispiel, das nicht nur die Niederlande betrifft. &bdquo;Deutschland und auch alle anderen EU-Staaten sind, verglichen mit den USA oder China, letztlich ökonomische Zwerge – und es würde sehr schwer sein, Handelsbezieh-ungen neu auszuhandeln, die unsere Interessen widerspiegeln, weil wir allein einfach wirtschaftlich irrelevant sind“, so auch Linn Selle, Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland, im Spot von Joko und Klaas. Alles mit dem dringenden Appell, sich am 9. Juni an der Europawahl zu beteiligen. &bdquo;Ich bleibe im Herzen Niederländer“ Veenstra lebt den europäischen Gedanken sowohl dienstlich als auch privat: Sein Sohn Jeroen, ebenfalls auch mit niederländischer Staatsbür-gerschaft, agiert im Steinheimer Reisebüro inzwischen als Juniorchef, und in Veenstras Blomberger Bestattungsunternehmen, das er seit der Corona-Pandemie zusätzlich führt, arbeitet ein Spanier mit. Der größere Teil der Familie des 55-Jährigen lebt inzwischen wieder in Holland, seine Schwester in Belgien, und er selbst mit seiner Familie eben in Blomberg. Irgendwie &bdquo;multi-kulti“, sagt er – und fügt dann hinzu: &bdquo;Also multi-kulti im kleinen europäischen Kreis“. Etwas, das es zu bewahren gelte. Zieht es ihn für Besuche und Urlaube auch gern nach Holland – seine Heimat sei nun Deutschland, wie er sagt. Deshalb möchte er auch bleiben. &bdquo;Ich bin schon so lange hier, dass sich ein Umzug in die Niederlande für mich wie ein Wegfahren anfühlen würde“, so Veenstra, der sich dennoch weiter als Niederländer beschreibt. &bdquo;Ich bin nun mal gebürtig Niederländer, und bleibe das im Herzen auch. Diese Staatengemeinschaft ist toll und ich liebe Deutschland – aber wir sind ja trotzdem noch einzelne Länder“, sagt er. Bei seinen 27 und 23 Jahre alten Söhnen würde die enge Bindung an Holland indes schon etwas mehr verschwimmen. Einfachere Regeln wären sinnvoll Am 9. Juni möchte auch Veenstra wählen gehen, habe sich unter anderem bereits mithilfe des Wahl-O-Mats über die Inhalte der antretenden Parteien ein Bild gemacht. Die Reisefreiheit ohne Grenzformalitäten, europaweiter Verbraucherschutz, der Euro als einheitliches Zahlungsmittel – die EU halte eine Menge Vorteile für ihre Bürger parat. &bdquo;Die EU sorgt dafür, dass es uns vergleichsweise noch ganz gut geht“, sagt er. Viele Vorschriften seien aber noch zu undurchsichtig, zu komplex. &bdquo;Da sollte man sich um einfachere Regeln bemühen“, findet der 55-Jährige. Vor allem auch durch die Nähe, die die Niederlande zu Deutschland hat, habe er hier nie Berührungsängste gespürt. &bdquo;Das haben wir hier überhaupt nicht“, sagt Veenstra – fügt aber mit einem Augenzwinkern hinzu: &bdquo;Außer vielleicht beim Fußball“. So fällt auch seine Antwort, wer denn bei der anstehenden Europameisterschaft den großen Gewinn abräumen wird, ganz überzeugt aus: &bdquo;Holland!“

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