Ärztemangel im Kreis Höxter: Welche Chancen bietet digitale Gesundheitsversorgung?

Steinheim/Kreis Höxter. Die Unterversorgung im Gesundheits- und Pflegebereich nimmt zu. Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, haben sich mehr als 20 Dörfer im Kreis Höxter aufgemacht, sich mit den digitalen Möglichkeiten im Gesundheits- und Pflegebereich vertraut zu machen. Sandebeck will nach jahrelanger Vorbereitung nun in einer Auftaktveranstaltung am kommenden Montag die Bürger über die vielfältigen Chancen informieren. &bdquo;In Sandebeck haben wir uns deshalb zusammengetan, um uns im Bereich der digitalen, computergestützten Gesundheits- und Pflegeversorgung weiterzubilden“, berichtet Ulla Römer-Stratmann. Zwei &bdquo;Pflegelotsen“ nahmen dafür an einer Schulung teil. Nun soll das Wissen an die Bürgerinnen und Bürger weitergegeben werden, denn nach zwei Jahren der Vorbereitung hinter den Kulissen &bdquo;freuen wir uns, endlich in die aktive Phase des Projektes einzusteigen“. Zum Auftakt am Montag, 21. August, ab 18.30 Uhr im Vincenzhaus erwartet die Besucher ein Vortrag und digitale Angebote zum Ausprobieren. &bdquo;IGel“-Leistungen und Hilfsmittel &bdquo;IGel“ steht für &bdquo;Individuelle Gesundheitsleistungen“, auch bekannt als &bdquo;Selbstzahlerleistungen“. Der Begriff umfasst alle ärztlichen, zahnärztlichen und psychotherapeutischen Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden, die (noch) nicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen wurden. Der IGel-Markt ist unübersichtlich. Häufig ist der Nutzen der Leistungen, zumindest offiziell, nicht belegt. Brigitte Dörhöfer gibt Auskunft. Die studierte Ökotrophologin ist seit 25 Jahren für die Verbraucherzentrale NRW tätig und inzwischen Leiterin der Beratungsstelle Detmold. Ihre Schwerpunkte: Gesundheit und Prävention. Seit 2014 ist sie zudem als Rechtsberaterin im Gesundheitswesen tätig. Ihr Beratungsinteresse gilt der Orientierungshilfe im Gesundheitssystem, um die Rechte der Patienten zu stärken, wenn es beispielsweise um Konflikte zwischen Ärzten und Patienten oder Ärger mit Krankenkassen geht. In ihrem Vortrag wird sie unter anderem erklären, welche verschiedenen &bdquo;IGel“ es gibt und warum Krankenkassen nicht zahlen. Darüber hinaus berät sie die Teilnehmenden auch zu individuellen Gesundheitsthemen. Digitale Angebote zum Ausprobieren Im Anschluss an den Vortrag werden an Stehtischen digitale Gesundheits- und Pflegeanwendungen zur Erprobung durch die Veranstaltungsbesucherinnen und Besucher bereit liegen. So können Teilnehmer beispielsweise in die virtuelle Realität einsteigen einen Blick durch die VR-Brille wagen. Zu sehen ist allerdings kein Gesundheitsthema, sondern zunächst die Landesgartenschau mit 360–Grad-Ansicht. Vorgestellt wird auch Enna-Care. &bdquo;Enna“ macht Internetanwendungen auf dem Tablet auch für Seniorinnen und Senioren kinderleicht, erklärt das Projektteam aus Sandebeck. Die Bedienung des Tablets erfolgt über eine Docking-Station, auf die Karten einfach draufgelegt werden, um beispielsweise Videotelefonie, Nachrichten, Podcasts, Youtube und vieles mehr zu starten – ähnlich einer Tonie-Box für Kinder. Ausprobieren können die Besucher auch eine Smartwatch. Diese digitalen Uhren können das gesundheitliche Wohlbefinden inzwischen in vielen Bereichen unterstützen. Sie misst beispielsweise Körperfunktionen (Puls, EKG, Schlafüberwachung), erkennt Gefahren (Vorhofflimmern, Sturz) und alarmiert: Sie lässt Angehörige wissen, wo Senioren sind und erinnert auch an die die Tabletteneinnahme. Außerdem gibt das Team einen Überblick, wo seriöse Gesundheitsinformationen im Internet gefunden werden können. Gesundheitsstube im Café Vinczling Hingewiesen wird am Montag auch auf die neue &bdquo;Gesundheitsstube“ die im bekannten Treffpunkt Café Vinczling eingerichtet wird. Hier können digitale Anwendungen ausprobiert und trainiert werden, zum Beispiel die Onlinesprechstunde, das digitale Rezept, digitale Pflegehilfsmittel und vieles mehr. &bdquo;Wir nehmen uns Zeit für Beratung und Unterstützung im Umgang mit Handy, Tablett und Computer im Gesundheitsbereich“; verspricht das Projektteam. Für dieses Projekt arbeiten die Sandebecker zusammen mit dem Volkshochschul-Zweckverband Egge-Weser GmbH und der katholischen Hospitalvereinigung Egge-Weser. Träger ist der Kreis Höxter mit den Projektleiterinnen Heidrun Wuttke und Katja Peine.

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