Zu Besuch beim Bundespräsidenten: "Happea King Curry" aus Steinheim am Schloss Bellevue

Steinheim. Über vier Kilogramm Fleisch und Wurst landen pro Kopf in Deutschland jährlich im Müll. Der sogenannte Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt weiter: Umgerechnet sind das etwa 50.000 Rinder, 640.000 Schweine und 8,9 Millionen Hühner pro Jahr. Die Happea Meat GmbH mit Sitz in Steinheim möchte daran etwas ändern. Die dort produzierten Fleischalternativen sind laut Gründerin Camilla Pfaffhausen nicht nur gesund, lange haltbar und nachhaltig produziert: "Mit den richtigen Gewürzen schmeckt's fast genauso wie Fleisch." Eine Kombination an Vorteilen, die Pfaffhausen und ihr Mitgründer Reinhard Raffenberg bald auch auf dem Bürgerfest am Schloss Bellevue in Berlin präsentieren dürfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Happea-Meat-Gründer eingeladen, nachdem der Chef der beauftragten Catering-Firma, die auf dem Fest am 8. und 9. September für Speis und Trank zuständig ist, die Steinheimer Produkte auf einem von Happy Meat selbst organisierten Eventtag kennengelernt hat. Currywurst für den Bundespräsidenten Am Abend kam der Anruf: "Das war richtig gut, ihr habt da ein cooles Produkt und sollt auf dem Fest dabei sein", habe es auf der anderen Seite der Leitung geheißen. Die Vorfreude sei natürlich groß. "Es wird den Happea King Curry, eine vegane Currywurst sowie eine Asia Bowl mit Nudeln und Happea-Meat-Stückchen und eine spezielle vegane Bolognese für Kinder geben", gibt Pfaffhausen den Speiseplan für den Besuch beim Bundespräsidenten preis. Seit 2017 experimentieren Pfaffhausen und Raffenberg an der richtigen Zusammensetzung der veganen Fleischalternativen. Zusammen leiteten die beiden das vegane Restaurant "Vera Veggie" in Detmold. In ihrer eigenen Gastronomie hatten sie täglich mit veganen Lebensmitteln zu tun. "Es gab aber kaum etwas, dass unseren Qualitätsansprüchen genügte", sagt Pfaffhausen. Als die Gastronomie-Branche während Corona ins Wanken geriet, entschloss man sich dazu, das Restaurant zu schließen und den Fokus auf den Aufbau der Happea Meal GmbH zu legen. "Wir gehen einen anderen Weg" "Naturbelassen, ohne Zusatzstoffe oder Allergene", beschreibt die gebürtige Lemgoerin einige der wichtigsten Kriterien, die ihre Produkte erfüllen. Viele Fleischalternativen könne man im Supermarkt bereits fertig erwerben, dabei gebe es jedoch ein ähnliches Problem wie oft beim Verkauf von Fleisch. Denn was bis zu einem bestimmten Ablaufdatum nicht verkauft wird, lande auf dem Müll. "Wir gehen da einen anderen Weg. unsere Produkte sind vollkommen dehydriert. Man kann sie schier unendlich lange lagern, ähnlich wie bei Nudeln", erklärt Pfaffhausen. Das funktioniere so: Die trockene Hackfleisch-Mischung - das sogenannte "Happea Hack" - werde in eine Schüssel getan. Wasser dazu, kneten, würzen, braten und fertig. Das soja- und glutenfreie Produkt bestehe "zum Großteil aus zwei Inhaltsstoffen. Erbsen und Ackerbohnen", so Pfaffhausen. Sogenannte Hülsenfrüchtler, die im Anbauprozess zudem in der Lage seien, relativ viel CO2 zu speichern. Denn die Firmengründerin mit holländischen Wurzeln betont: "Wir wollen nicht nur ein gutes Produkt vermarkten und es möglichst oft verkaufen. Wir wollen etwas Positives bewirken. Was wir essen hat einen Einfluss darauf, wie unsere Zukunft aussieht." Vom Acker auf die Gabel "From farm to fork" (auf deutsch sinngemäß: Vom Acker auf die Gabel) sei die Philosophie, nach der Pfaffhausen und Raffenberg ihr Unternehmen weiter auf- und ausbauen wollen. Deshalb arbeite Happea Meat auch mit Forschern und Landwirten aus der Region zusammen. Seine Produkte verkauft das Unternehmen aus Steinheim zum einen in laut Pfaffhausen mittlerweile deutschlandweit etwa 45 Unverpacktläden oder über ihren Online-Shop. "Wer im Internet kauft, bekommt die Produkte in nachhaltiger Verpackung aus Papier und Kautschuk." Dabei wolle man keinesfalls mit dem "Du-Du-Finger" auf Fleischkonsumenten zeigen, sondern laut Pfaffhausen mit Geschmack überzeugen. Ein relativ neuer Produktzweig der Happy Meat GmbH aus Steinheim sind die sogenannten "Halbstark"-Produkte. Wie der Name andeutet, bestehen diese Nahrungsmittel - zum Beispiel Bratwürstchen - zur Hälfte aus Erbsen und Bohnen wie beispielsweise das angesprochene "Happea Hack" und "zur anderen Hälfte aus Bio-Hähnchenfleisch", so Pfaffhausen. Unterschied sei kaum zu erkennen Und die Start-Up-Gründerin ergänzt: "Wenn wir 1.000 Halbstark-Würstchen verkaufen, sind es vom Fleischanteil her eigentlich nur 500. Das macht einen großen Unterschied." Und der Geschmack scheint zu überzeugen: "Wir haben eine Verkostung unter Gastronomen gemacht, bei der wir unsere Halbstark-Wurst und eine herkömmliche Bratwurst serviert haben. Den Unterschied konnten nur die wenigsten herausschmecken." Viele hätten sogar die Happea-Meat-Wurst für die reine Bratwurst gehalten. "Essen muss schmecken, was nicht lecker ist, funktioniert nicht", ist Pfaffhausen überzeugt. Happea Meat auch an Schulen? Aktuell arbeitet Camilla Pfaffhausen parallel zum Tagesgeschäft an einem Herzensprojekt: "Ich würde gerne mit Schulen aus der Region zusammenarbeiten", sagt die 52-Jährige, die in der Vergangenheit bereits in einer Schulkantine gearbeitet hat. Dabei stehe nicht der reine Verkaufsgedanke im Vordergrund: "Unsere Fleisch-Alternativen haben gerade auch für Schul-Kantinen viele Vorteile. Zum Beispiel in der Lagerung oder der energiesparenden Zubereitung." Außerdem müsse man nicht mehr mit unterschiedlichen Fleischsorten kochen, um den unterschiedlichen Konfessionen an Schulen Rechnung zu tragen. "Ich komme gerne auch an die Schulen, um mit dem Personal vor Ort Rezepte auszuprobieren oder Projekte im Hauswirtschaftsunterricht mitzugestalten", so Pfaffhausen. Bei Interesse: camilla.pfaffhausen@happeameat.eu kontaktieren.

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