Parkettklötzchen der Steinheimer Kult-Kneipe Galerie werden verkauft

Steinheim. Originalelemente der Berliner Mauer werden – und zwar exakt unter diesem Namen – im Internet gehandelt, Fußballfans rupfen nach Endspielen Grashalme oder gar ganze Rasenlappen aus dem Grün, auf dem ihre Mannschaft gewonnen hat. Und auch die Stückchen einer ehemaligen Kult-Kneipe in Steinheim dürften die Vitrinen von Nostalgikern in Zukunft zieren. Max Leifels verkauft gemeinsam mit einem Freund kleine Holzquadrate aus dem Boden der ehemaligen Galerie in Steinheim bei Ebay Kleinanzeigen – für einen symbolischen Euro. &bdquo;Erinnerst du dich noch an damals?", heißt es in der Annonce. &bdquo;Bananenweizen, Kiba, Fladenbrot mit Zaziki... was war dein Favorit? Hol dir jetzt dein ganz persönliches Stück Erinnerung an die geilsten Zeiten in der Galerie in Steinheim. Für nur einen Euro bekommst du ein originales Parkettklötzchen aus der Galerie! Und es riecht sogar noch ein bisschen nach verschüttetem Bier!" Ehrlich? Ja, sagt Leifels, das stimme. &bdquo;Der Boden hat einige Karnevals erlebt." Die Parkettstückchen sind also geruchsecht. &bdquo;20 Stück haben wir – in Anführungszeichen – verkauft", berichtet der Steinheimer im Gespräch mit nw.de. &bdquo;Nicht, um Profit zu machen", betont der 34-Jährige, &bdquo;der Gedanke war, dass sich jeder ein Andenken an die Galerie mit nach Hause nehmen kann". Eine letzte Party in der Galerie? 27 Jahre lang pilgerten die Steinheimer zum Feiern in die Galerie, ehe am 27. Februar 2011 die letzte öffentliche Party in der Kneipe stieg. Danach schloss sie und wurde bis heute nicht wiedereröffnet, auch wenn sich das die Besitzer damals gewünscht hatten. Inzwischen ist klar, dass dort keine neue Kneipe einziehen wird. &bdquo;Sie gehört meinem Vater und meiner Tante", erklärt Max Leifels, er selbst sei auch Teil der Erbengemeinschaft. In dem früheren Lokal werden wohl Wohnungen entstehen. &bdquo;Irgendwann in diesem Jahr" soll das Projekt starten. Falls Corona es zulässt, würde der Steinheimer vorher gerne eine letzte Galerie-Party schmeißen. Ob das was wird? Ein Eimer mit Parkettquadraten steht an der Galerie bereit. Der Bodenbelag – &bdquo;hochwertig", wie Leifels versichert. &bdquo;Der wurde mehrmals abgeschliffen und neu versiegelt." Wer sich ein Stück Jugend sichern will, kann sich eines mitnehmen, sagt er. &bdquo;Die Galerie ist eine ganz verrückte Sache, jeder in Steinheim kann dazu eine Geschichte erzählen", sagt der 34-Jährige. Welche zum Beispiel? Ein befreundetes Ehepaar habe sich vor 25 Jahren in der Galerie kennengelernt, berichtet er. &bdquo;Es war voll, sie saß halb auf einem Stuhl, halb auf der Heizung auf der kleinen Empore." Es funkte. Und ein Vierteljahrhundert später kommt das Ehepaar zurück in die Galerie, die längst keine Kneipe mehr ist. Und bekommt unter Corona-Bedingungen genau an dieser Stelle, auf der Empore, ein Dinner bei Kerzenschein serviert. "Rosenmontag war auch immer mega" Schon rein aus praktischen Gründen. &bdquo;Strom gibt’s da nämlich nicht mehr." Heizpilze sorgen für Wärme von außen und eine Flasche Wein sowie Pizza von Gaetano für Behaglichkeit von innen. &bdquo;Mehr hat es auch gar nicht gebraucht, die beiden haben sich riesig gefreut", sagt Leifels. Die Kleinanzeige von Leifels und seinem Freund hat es selbstverständlich noch in andere virtuelle Räume geschafft. Bei Facebook beispielsweise liken und herzen die Steinheimer fleißig und schwelgen in den Kommentaren in den schönen Erinnerungen. &bdquo;Es war die geilste Zeit", schreibt eine Nutzerin. &bdquo;Rosenmontag war auch immer mega", schreibt eine andere. Und ein User berichtet davon, dass er bei einem Galerie-Geburtstag die Frau kennengelernt habe, mit der er nun seit 15 Jahren zusammen sei. Diese Geburtstage seien übrigens &bdquo;legendär" gewesen, wie eine Kommentatorin schreibt. &bdquo;Dieses Schwitzwasser an der Decke", erinnert sich ein anderer User. "Karneval gefeiert und nicht aufgeräumt" Und natürlich hat auch Max Leifels seine Geschichte mit der Galerie. Er sei dort gewissermaßen groß geworden, sagt der 34-Jährige. Sein Großvater sei Besitzer der Spedition gewesen, aus der zunächst ein Supermarkt und später die Galerie geworden sei. Mit seinen &bdquo;Jungs" habe Leifels in der Galerie gefeiert. &bdquo;Da war immer was los, selbst nachts um zwei, wenn man aus dem Kino in Paderborn kam", erinnert er sich. Musikalisch lief ein bisschen Rock, ein bisschen was Aktuelles. &bdquo;Querbeet", sagt Leifels, &bdquo;die hatten eine ziemlich gute Playlist". Jetzt sieht die Galerie, wie Leifels sagt, aus wie eine Lagerhalle. Die Theke ist raus, genau wie die Stühle und Tische. Nichts funktioniere mehr. Aber ein bisschen Flair ist noch übrig. &bdquo;Alte Poster und Wimpel hängen da noch", sagt Leifels. Kleine Schnapsfläschchen lägen herum. &bdquo;Man hat noch einmal Karneval gefeiert und nicht aufgeräumt." Und der Geruch. &bdquo;Als hätte gerade jemand Bier verschüttet."

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