Vor 50 Jahren: Steinheimer Rosenmontagszug im Schnee

Steinheim. Wenn sich am Rosenmontag, 4. März, der närrische Zug der Steinheimer Karnevalsgesellschaft (StKG) in Bewegung setzt, dann ist ein Mann besonders emotional berührt. Denn bei Willi Spier werden die Erinnerungen an seine närrische Regentschaft vor genau 50 Jahren an der Seite der Prinzessin Marianne Breker wieder sehr lebendig sein. Damals standen die beiden ganz oben auf dem Prinzenwagen – jubelten und ließen sich bejubeln. An einem kalten und schneereichen Rosenmontag 1969. Schon 1950 war Willi Spier im Steinheimer Karneval aktiv geworden: In dem Jahr hatte es den ersten Umzug nach dem Zweiten Weltkrieg in der Emmerstadt gegeben. Sein Vater Heinrich sei &bdquo;durch und durch Karnevalist" gewesen und habe in der Zeit maßgeblich am Wagenbau mitgewirkt. Wie er selbst in jungen Jahren: &bdquo;Wir wurden begeisterte Wagenbauer, insbesondere für Prinzenwagen, Elferrat- und Liederkranz-Fahrzeuge." Bald stand er selbst ganz oben drauf: &bdquo;1969 wurde ich zum Prinzen bestellt", erinnert sich das närrische Urgestein, auch als Unternehmer weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. &bdquo;Ein völlig neuer Prinzenwagen wurde von der Spier-Mannschaft gebaut: 11,50 Meter lang." Wagen war noch bis 2016 im Einsatz Der sei so gut gewesen, dass er noch bis ins Jahr 2016 im Einsatz gewesen sei. &bdquo;Die zwei Löwen vorne auf dem Fahrzeug wurden von Werner Scheibner geschaffen – ich bin Sternzeichen Löwe", erzählt er. Seine Prinzessin Marianne bezeichnet er als absoluten &bdquo;Glücksfall". Sie sei bei den vielen Auftritten und der vielen Arbeit in der Session &bdquo;eine starke Persönlichkeit an meiner Seite" gewesen", sagt er und denkt noch immer dankbar an die Zeit zurück. In der Nacht des Galaabends – damals im Hotel-Saal Müller – habe es ungewöhnlich viel geschneit. Willi Spier erinnert sich mit einem Schmunzeln: &bdquo;Morgens gegen 3 Uhr war die Tanzfläche immer noch voll. Und wir auf der Bühne glaubten, den Leuten gefiele es so gut." Grund sei aber der viele Neuschnee gewesen: &bdquo;Es hatte rund 30 Zentimeter geschneit. Taxis und Autos konnten nicht mehr fahren. Mit einem Lkw wurden wir zum Teil nach Hause gebracht." Am Sonntag vor dem Rosenmontag dann morgens Sondersitzung bei den Steinheimer Karnevalisten: Krisenstimmung. Sollte der Umzug wegen des Neuschnees etwa ausfallen? Eine Entscheidung musste her. Schneeräumgeräte auch von der Bundeswehr Spier erinnert sich an die Maßgabe: &bdquo;Es muss alles unternommen werden, dass der Umzug stattfinden kann. Denn die Akteure hatten in den Wochen davor sehr viel Arbeit geleistet." Die Idee: &bdquo;Schneeräumgeräte – auch von der Bundeswehr – wurden eingesetzt, um die Straßen für den Umzug frei zu schieben." Aufgrund des Schneefalls seien es aber auch weniger Besucher beim Umzug gewesen – Folge: ein finanzielles Minus in den Kassen der Karnevalisten. Die Lücke sei von Sponsoren und der Stadt Steinheim dann ausgeglichen worden. Willi Spier erinnert sich auch an die Karnevalsveranstaltung zwei Wochen vor dem Galaabend: im Saal Hillebrand, für Kriegsversehrte und Behinderte aus dem Kreis Höxter. &bdquo;Für mich war die Veranstaltung sehr ergreifend. Und ich hatte den Eindruck, dass wir den Gästen eine Freude bereiten konnten", so der Jubiläumsprinz in seinen Erinnerungen. Dem Besuch in der Nachbarschaft viel Positives abgewinnen Und er erinnert sich daran, dass er aufgrund einer schriftlichen Einladung des Nieheimer Prinzen mit einigen Steinheimer Karnevalisten – auch aus seinem Kegelclub – am dortigen Bütten- und Tanzabend teilgenommen hätte: &bdquo;Es wurde später moniert, dass dieser Ausflug nicht mit dem Karnevalsvorstand abgestimmt war", berichtet Spier. Zwei Vorstandsmitglieder seien aber eben in diesem Kegelclub aktiv gewesen und hätten die Entscheidung mitgetragen. Und er sagt bestimmt, dass er diesem Besuch in der Nachbarstadt noch heute viel Positives abgewinnen könne: &bdquo;Wir waren die Ersten, die – für mich unbewusst – begonnen haben, den Streit Nieheim/Steinheim zu beenden." Sein Dank gilt denen, die ihm in dieser närrisch-intensiven Zeit den Rücken gestärkt hätten: seiner Frau Helga und seiner gesamten Familie: &bdquo;Nur so konnte es gelingen." Sein Fazit 50 Jahre danach: &bdquo;Insgesamt eine schöne Zeit, im Steinheimer Karneval mitzuwirken. Und ich wünsche mir, dass auch in Zukunft die nächsten Generationen an dieser wichtigen Tradition festhalten und sie fördern."

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