Steinheim. In der Emmerstadt stehen sie zurzeit im Mittelpunkt des Interesses: Da in rund zwei Wochen die Wahl des neuen Bürgermeisters ansteht, wägen die Bürger derzeit ab, wem sie am 13. September ihre Stimme geben. Am Donnerstagabend hatten interessierte Bürger die Chance, ihre Kandidaten Jürgen Unruhe (SPD) und Carsten Torke (CDU) im Begegnungszentrum der Kolpingsfamilie besser kennenzulernen und ihnen Fragen zu stellen. Denn die Wahlentscheidung wird Steinheim für viele Jahre prägen.
Das Begegnungszentrum bot beiden Bürgermeisterkandidaten einen neutralen Boden, um seine Wünsche und Ziele sowie die Qualifikationen für das Amt des Steinheimer Stadtoberhaupts ausführlich darzustellen. Pro Frage durfte jeder Kandidat bis zu drei Minuten antworten - mittels zweier "Greencards" konnte die Zeit auch auf sechs Minuten aufgestockt werden. Moderiert wurde die Veranstaltung von Michael Rüsenberg.
Eine der dringlichsten Herausforderungen, die es auch in Steinheim zu bewältigen gilt, ist derzeit die Situation der Flüchtlinge. Sowohl Jürgen Unruhe, Kandidat der SPD, der FDP und der Grünen, als auch CDU-Kandidat Carsten Torke wollen zur Unterstützung des Ehrenamts einen hauptamtlichen Koordinator etablieren. "Ehrenamt geht nicht ohne Hauptamt", sagte Unruhe, "man darf ehrenamtliches Engagement nicht ausnutzen". Gerade bei der Betreuung von Flüchtlingen müsse die Verwaltung die ehrenamtlich Tätigen mehr unterstützen.
Während Unruhe sagte, dass er die Verwaltung "fair, mit transparenten Entscheidungen und klaren Vorgaben" leiten möchte, betonte Torke, dass er vorrangig die Interessen der Bürger - nicht nur die seiner Partei - als neuer Bürgermeister vertreten wolle. "Auch innerhalb der Partei diskutieren wir kontrovers", sagte der Vinsebecker, der für die Leitung der Stadtverwaltung betriebswirtschaftliche Kenntnisse sowie kommunalpolitische Erfahrung durch sein Mandat im Kreistag mitbringe. "Ich möchte Steinheims Zukunft mitgestalten, mich neuen Herausforderungen stellen", so Torke, der sich auch in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn bei der Bundeswehr oft neuen Herausforderungen stellen musste.
"Ich bin mit den Bürgern der Emmerstadt durch meinen Beruf sowie durch meine Tätigkeit in vielen Vereinen gut verknüpft", nannte dagegen Unruhe die Vorteile seiner bisherigen Erfahrungen als Postbeamter sowie seiner langjährigen Arbeit in der Kommunalpolitik. Beispielsweise war er als Landtagsabgeordneter der SPD tätig und vertrat Steinheim bereits als zweiter Bürgermeister.
In einem sehr fairen "Duell", bei dem die Meinungen der beiden Kandidaten oft übereinstimmten, interessierten sich die rund einhundert anwesenden Bürger auch dafür, wie Unruhe und Torke die Energiewende voranbringen wollen. Da das Thema auf der Prioritätenliste Torkes nicht an allererster Stelle stehe, wolle der CDU-Kandidat zunächst den "Ist-Bestand" in Steinheim ermitteln. "Beim Thema Windenergie im Bereich des Steinheimer Beckens habe ich große Bauchschmerzen", sagte er. Er könne sich nicht damit abfinden, dass nicht auch andere Flächen in Betracht gezogen würden. "Ich möchte eine ganzheitliche Betrachtung in Steinheim haben", so Torke.
Auch der Ottenhausener SPD-Kandidat fand klare Worte: "Ein Antrag von Trianel für den Bereich des Steinheimer Beckens wird kommen. Darüber müssen wir beraten - wir können davor nicht weglaufen". Ohne Windkraft werde die Energiewende nicht funktionieren - der Landesentwicklungsplan fordere sie zudem. "Ganz wichtig ist es, dass die Bürger beteiligt werden und, dass die Planungshoheit bei der Stadt bleibt", so SPD-Kandidat Unruhe.
Zu den drei dringlichsten Vorhaben, sollte er Steinheims neues Stadtoberhaupt werden, zähle für ihn auch ein Voranbringen der interkommunalen Zusammenarbeit. "In diesem Bereich können wir mit unseren Nachbarkommunen ein Vorbild für ganz NRW werden", so Unruhe. Kandidat Torke betonte, er wolle sich schnell mit örtlichen Unternehmen zusammensetzen, um den Arbeitsmarkt voranzubringen. Um eine bessere Breitbandversorgung wollen sich beide Kandidaten schnellstens kümmern.